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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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erfüllt. Deris Körper passte nicht zu dem Gesicht. Durch den Anblick war er jedoch wunderlicherweise weniger attraktiv für sie geworden. Sie fand ausgeprägte Muskeln nicht anziehend. Dennoch vermochte sie die virile Kraft, die von seinem Körper ausging, zu schätzen, und konnte begreifen, warum seine Frau ihn geheiratet hatte. Sie meinte, während sie das Seil sicher unter ihren Schlafsack schob, dass Ann hingerissen sein würde - falls das Mädchen Deri je unbekleidet zu sehen bekam.
    In Gedanken versunken, hatte er nicht bemerkt, dass Carys ihn kurz gemustert hatte. Immer noch in geistesabwesend klingendem Ton sagte er, er sei jetzt bereit.
    Nachdem er ihr die Leiter hinunter und auf die Straße gefolgt war, erkundigte er sich schließlich, erneut ziemlich geistesabwesend, was sie kaufen wolle.
    „Eine gute Tunika und eine Brayette", antwortete sie. „Die Sachen sollen so sein wie die, welche ich in Marston zurücklassen musste. Und ich will ein Kleid. Telor hat gesagt, ich solle mir ein hübsches Kleid kaufen. Und der Wirt hat mich gefragt, ob ich zur Essenszeit und vor Anbruch der Abenddämmerung auf dem Seil tanzen würde.
    Ich nehme an, er will Leute anlocken. Er sagte, er würde uns dafür die Kosten für unsere Unterkunft und Mahlzeiten erlassen."

    „Das ist ein guter Handel", bemerkte Deri, etwas mehr bei der Sache. „Du wirst das Doppelte der üblichen Kundschaft oder noch mehr Leute anziehen. Aber auch wir können profitieren. Und wenn ich für dich auf der Hauptstraße trommele, könnten wir ein hübsches Sümmchen einstreichen. Hm!"
    Carys wurde aufgeregt. „Der Wirt hat gesagt, ich solle mein Seil zwischen seinem Laden und der Schenke spannen. Wenn ich mir ein Tanzkleid kaufe und damit auf das Seil gehe, Deri, wird niemand auf den Gedanken kommen, dass die Seiltänzerin und der Junge, der in dem Speisehaus wohnt, ein und dieselbe Person sind."
    „Nein, aber dann kann ich nicht für dich die Trommel schlagen."
    „Warum nicht?" wunderte sich Carys. „Wir beide können teilen, was wir auf der Straße bekommen. Dann könnte ich mein Seil abnehmen und weggehen, vielleicht zu einer anderen Bierstube, und dort meine Kleider wechseln. Und wir würden das schließlich auch nur zwei, drei Tage machen."
    „Vielleicht einige mehr. Das hängt davon ab, wann Lord William zum Aufbruch bereit ist." Jäh blieb Deri stehen und schaute misstrauisch Carys an, doch sie nickte nur gelassen. „Creklade wird ihm Männer zur Verfügung stellen", fuhr er fort.
    „Dessen bin ich sicher. Telor muss mit der Vermutung, Orin sei es gelungen, die Einnahme von Marston
    geheim zu halten, Recht gehabt haben. Der Landvogt war wütend, nachdem ich ihm erzählt hatte, sein Feind habe den Herrensitz eingenommen. Ich glaube, er hatte sogar den Gedanken, seinerseits einen Angriff zu unternehmen."
    Wenn die Leute in Creklade das taten, würde Telor nicht in die Sache verwickelt sein. Voller Hoffnung holte Carys tief Luft und rief aus: „Könnte der Landvogt das tun? Wie schnell?"
    Deri zuckte mit den Schultern. „Der Landvogt ist kein Mann von Adel! Er hat seinen Posten auf Grund einer Art von Abkommen zwischen den Bürgern und dem Herrn, dem die Stadt gehört, oder dem König bekommen, und ist ihnen deshalb verantwortlich. Der Landvogt von Creklade hat eine Art Rat einberufen, doch Bürger sind Bürger und wollen sicher sein, auf was sie sich einlassen. Als ich sie verließ, redeten sie noch immer über die billigste Möglichkeit, einen Angriff in die Wege zu leiten. Vielleicht würden sie, wenn es nach ihnen ginge, zu keiner Entscheidung gelangen, doch wenn Lord William ihnen befiehlt, ihm Männer zu stellen, werden sie ihm gehorchen. Sie sind wütend und verängstigt. Dafür habe ich gesorgt."
    Wieder nickte Carys zustimmend. Sie hatte ein Prickeln gefühlt, als Deri über Creklade redete. Creklade passte zu ihrem Plan und war Teil der Rolle, die sie zu spielen gedachte.
    „Was hast du dem Landvogt als Grund für deine Warnung vor Orin erzählt?
    Bestimmt haben die Leute nicht angenommen, dass ein Schausteller das aus reiner Nächstenliebe getan hat."
    „Ich habe ihnen gesagt, die Soldaten in Marston hätten meinen Jungen missbraucht, mich vertrieben und ihn bei sich behalten. Auf diese Weise ist dein Schicksal ungewiss geblieben, so dass ich, falls wir zusammen in Creklade erscheinen müssen, sagen kann, du seist geflohen."
    „Richtig!" äußerte Carys beeindruckt. „Ja, das war ganz richtig. Davon bin ich

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