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bemerkt hatte.
Als sie ihre Darbietung beendet hatte, ging er zu den Menschen, die noch nichts gegeben hatten, doch einige Soldaten gaben ihm sogar zum zweiten Mal etwas.
Natürlich fragten die meisten von ihnen, zu welchem Preis Caiys ihre Gunst verkaufen würde.
Fröhlich gab er ihnen abschlägige Antworten, entfernte sich, eilte zu Carys, die auf dem Dach hockte, und warnte sie, während er das Seil löste, durch die Öffnung im Dach-türmchen. Sofort rannte sie über das Dach zur Hinterseite, um dort hinunterzuklettern. Und als er heruntergekommen war, um zur Bierstube zu gehen, rief er laut dem Wirt zu, er solle Carys sich im Laden verbergen lassen, bis die Männer fort waren, da sie sich davor ängstige, belästigt zu werden.
Vor der Bierstube wurde er von einem Soldaten behelligt, der ihn beschuldigte, Kunden vertrieben zu haben, damit er Carys für sich hatte, eine Bezichtigung, die einerseits weit von der Wahrheit entfernt war, andererseits ihr so nahe kam, dass Deri sich wie ein Verrückter vor Lachen bog. Der Mann wandte sich ab, ehe Deri sich so weit wieder in der Gewalt hatte, um ihm eine Antwort zu geben, doch dann fand er, das verbitterte Gelächter sei Antwort genug gewesen. Es bestätigte die Überzeugung eines normal gewachsenen Menschen, dass eine Frau ihn natürlich einem Zwerg vorziehen würde. Daher ging Deri immer noch lachend Carys' Seil abmachen, aber er lachte nicht mehr so verbittert, weil er sich an Mary und andere Frauen in Burgen und Städten, in die er und Telor regelmäßig kamen, erinnert hatte.
Manche von ihnen hatten an ihm nur als Kuriosität Interesse gehabt, doch ... Er hörte zu lachen auf, als er sich der Begeisterung entsann, die er in Anns Miene gesehen hatte. Sie war keine Frau, der es nur um eine Kuriosität ging. Das war sicher.
Er ging zurück zum Speisehaus und begleitete Carys zu der zweiten Bierstube, in die eine grellbunte Seiltänzerin mit einem Seil über der Schulter ging, und aus der dann ein stiller Junge kam, der ein in eine Decke gewickeltes Bündel trug.
Deri wandte sich der Hauptstraße zu und schlenderte ein kurzes Stück zu Lord Williams Unterkunft hoch. Bald kam Carys leichtfüßig hinter ihm hergerannt und bat darum, die Residenz gezeigt zu bekommen. Sein Gefühl riet ihm, das Ansinnen abschlägig zu bescheiden, doch er wusste, sie werde das Haus finden, wenn sie es darauf anlegte. Daher nahm er sie mit und zeigte es ihr. Telor sang noch immer, oder schon wieder, und man blieb stehen, um mit etlichen anderen Leuten zu lauschen, ehe man den Rückweg antrat.
Der Wirt war entzückt, Deri und Carys zu sehen, und brachte, damit sie ungestört essen konnten, Schüsseln und Essbretter, auf die die besten Speisen gehäuft waren, in den Hof. Die billigeren Gerichte, alle Arten des üblichen Stews sowie die preiswerteren Fleischgerichte und der Fisch, waren verkauft worden. Der Wirt persönlich bediente Deri und Carys, und wenngleich er freundlich mit ihr redete und ihr versprach, ihr die Männer fern zu halten, war sein Betragen Deri gegenüber unsicher und schwankte zwischen
Lob über dessen Klugheit und Fähigkeiten und plötzlichem finsteren Stirnrunzeln.
Eine Zeit lang schien Deri sich dessen nicht bewusst zu sein, weil er hastig aß und nur mit einem Nicken auf die Bemerkungen des Wirts einging, bis dessen plötzliche Rückkehr zum Laden und ein Klatschen sowie ein Schrei ihn veranlassten, auf die Füße zu springen. Auch Carys sprang auf, um ihn festzuhalten, doch er schüttelte sie ab. Er griff jedoch nicht, wie sie befürchtet hatte, Anns Vater an.
„Lass deine Tochter in Ruhe, du dämlicher Esel!" sagte er drohend an der Tür. „Du verbietest ihr den Umgang mit mir, obwohl ich keine Gefahr für sie bedeute. Alles, was ich ihr sagen will, ist, wie gut sie daran ist, so zu sein, wie sie ist. In einigen Tagen bin ich fort, und ich verspreche dir, sie nicht zu verführen."
Leise zog Carys sich zu ihrem Platz zurück und setzte nachdenklich das Essen fort.
Natürlich hatte Deri Unrecht. Für Ann bedeutete er eine große Gefahr, doch der Schaden war bereits angerichtet worden, und das war ihre, Carys', Schuld.
Angesichts der heftigen Missbilligung des Vaters war für Carys Anns Entschlossenheit noch interessanter. Sie wünschte sich, Deri möge das Versprechen, das er gegeben hatte, nicht gemacht haben. Es erschien ihr schade, dass Ann auch nur ein Hauch dessen, was Telor ihr geschenkt hatte, versagt sein sollte.
Nach einem weiteren kurzen
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