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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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Carys schlafend vor. Schimpfend drängte er Deri dazu, sich wieder auf das Pony zu setzen. Carys wollte sich dafür entschuldigen, dass sie eingeschlafen war, doch nach einer gereizten, abwehrenden Geste hob er sie aufs Pferd und redete überhaupt nicht mit ihr, nicht einmal dann, als er sie wieder vom Pferd hob, in die Schankstube trug und sacht auf ein Lager aus drei Strohmatten legte.
    Sein Schweigen hatte sie verängstigt. Daher war sie überrascht, dass er so freundlich war, ihr die Strohmatten zu überlassen, die der Wirt seinen Gästen zum Schlafen gegeben hatte, und brachte keinen Laut heraus. Sie hatte auch keine andere Gelegenheit mehr, ihm zu danken, weil er Deri in den Raum schubste und wieder fortging. Sie hörte, wie er die Reittiere um das Haus zum Stall führte, und vernahm dann die ihr unbekannte Stimme eines Mannes und Geräusche, die wohl durch das Absatteln und die Versorgung des Pferdes, des Ponys und des Mulis entstanden.
    Langsam löste sie müde den Strick, der Telors um sie gewickelte Decke festhielt, zog sie unter sich hervor und deckte sich damit zu. Sie fand, mit dem Bedanken könne sie noch warten, doch als sie die Augen schloss, überlegte sie, ob es klug sei einzuschlafen. Bei dem Gedanken, wie steif und wund sie sein und wie sehr es wehtun würde, falls Telor sie in Besitz nahm, traten ihr die Tränen in die Augen.
    Aber sie war nicht mehr imstande, gegen sie anzukämpfen, und schon in den Schlaf gesunken, ehe sie fallen konnten.
    Der Eindruck, etwas bewege sich, weckte Carys, aber sie empfand keine Angst, denn während der Nacht hatte sie sich an etwas erinnert, das sie tröstete. Daher wachte sie über die eigene Dummheit lächelnd auf, schnappte jedoch vor Schmerz nach Luft, weil ihr Körper genauso steif und wund war, wie sie erwartet hatte. Trotzdem lächelte sie weiter, als sie daran dachte, dass sie zu müde gewesen war, um zu begreifen, welche Bedeutung es hatte, dass Telor die drei Strohmatten übereinander geschichtet und sich kein Lager neben ihr hergerichtet hatte. Durch ihre geschlossenen Lider drang Licht, doch sie blieb still liegen und genoss die relative Erleichterung ihrer Schmerzen, solange sie das noch tun konnte. Wenn man etwas von ihr wollte, würde man sie rufen. Niemand würde darauf Rücksicht nehmen, ob sie Schmerzen hatte oder schlief.
    Ihre Ruhe war von kurzer Dauer. Ein dumpfer Aufprall, ein Scharren und der laute, durch die dünne geflochtene Weidenwand, die den Stall vom Wohnraum der Schenke trennte, dringende Fluch eines Mannes veranlassten sie, sich ungeachtet ihrer Schmerzen auf den Knien aufzurichten. Wild schaute sie sich um, erst nach rechts, dann nach links, dann überall, um zu sehen, ob Telor und Deri die Reittiere aus dem Schuppen holten und sie selbst ihrem Geschick überließen.
    Wäre sie nicht so von Entsetzen überkommen gewesen, hätte sie den Beweis dafür, dass ihre Befürchtung grundlos war, sofort bemerkt. Deri, der fest schlief und den Kopf auf einen der beiden Tische gelegt hatte, die zu beiden Seiten der Feuerstelle mitten in dem durch das nunmehr durch die offene Tür fallende Licht erhellten Raum standen. Sie blickte sich um, sah indes niemanden, sondern bemerkte nur die Reste des Morgenmahls auf dem anderen Tisch.
    Erneut hielt sie verzweifelt und fast hoffnungslos im Raum Ausschau nach einem Anzeichen ihrer Begleiter. Sie starrte in die dunklen Winkel zwischen den Trägern, auf denen das Dachgebälk und die Sparren ruhten, die den Druck des Grasdaches abfingen. In solch einem Zwischenraum hatte sie selbst schon einmal geschlafen und wusste, dass es Sitte war, Gäste dort unterzubringen.
    Sie konnte keine Spur von Deri und Telor sehen, und die Verzweiflung ließ sie einige Momente lang erstarren, bis das durch die Tür fallende Licht verdunkelt wurde und ein wüster Fluch aus-Telors Mund sie veranlasste, ihm das Gesicht zuzuwenden. Sie machte den Mund auf, um Telor anzusprechen, blieb jedoch vor Überraschung still, als sie ihn dem Wirt beim Hereintragen eines großen Zubers helfen sah. Mit einigen Schwierigkeiten trugen sie den Bottich um den Tisch und stellten ihn mit lautem Rums neben ihr im Schlafbereich hin. Dann kam die Wirtin mit einer Schultertrage herein, an der zwei Eimer hingen, aus denen Dampf aufstieg. Carys starrte sie an. Sie hatte keine Ahnung vom Bierbrauen, doch ihr war nie der Gedanke gekommen, dass man das im Hauptraum einer Schenke tat. Das erschien ihr unpraktisch. Außerdem war es Frühsommer, und das

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