0320 - Verloren im Höllensumpf
drei Männer würden sehr zornig werden, wenn sie erkannten, was mit »Diihnaah« geschehen war. Dieses andere Land, aus dem sie angeblich stammte, fürchteten diese Urmenschen. Wesen, die am ganzen Körper schimmerten wie die Sonne, kamen auf Wagen durch die Luft geflogen und fingen Wesen aus ihrer Horde, um sie mitzunehmen.
Nie kehrten sie zurück, wenn sie in den gleißenden Wagen waren, die wie ein Flugsaurier durch die Lüfte segelte.
Nur vor einem Wesen hatten diese »Mhinjaks«, wie sie in den Lauten der Urmenschen genannt wurden, Angst. Vor dem Gork.
Ein Gork, wie er diese drei Männer vorher angegriffen hatte, sich aber dann zurückzog, um seinen Fraß zu verteidigen, der schon zwei Horden Urmenschen vor mehr als vier Sonnenumläufen zur Nahrung gedient hatte.
Einmal war ein Gork gekommen, als die glänzenden Wesen kamen, um Urko und seine Leute zu fangen. Er hatte einen der Wagen zerstört und die Wesen getötet.
Nur eins von ihnen hatte noch genug Atem um die Urmenschen ein Wort zu lehren, das sie niemals vergessen würden. Für sie bedeutete es das Gleiche, was man in den heutigen Tagen die Hölle nennt.
Atlantis war der Name dieses Wortes. Urko übersetzte den Begriff »anderes Land«, das ihm Tina sagte wegen der fast gleichen Laute mit »Atlantis«.
Sie war also eine von den Mhinjaks, die nur kamen, um zu verschleppen oder zu töten. Und so sollte das geschehen, was mit allen Mhinjaks geschah, deren man habhaft werden konnte.
Auch diese drei Menschen schienen Mhinjaks zu sein. Doch sie waren gut zu ihm.
Urko vermutete, daß Ghurac und er einen großen Fehler gemacht hatten, als man »diihnaah« als Mhinjak betrachtete.
Denn alle Mhinjak wurden ein Opfer für den Gork…
***
»Atlantis!« stieß Tina Berner aus. »Habe ich richtig vernommen? Atlantis?«
»Mhinjak!« krächzte Urko erschrocken. Er sprang auf und wich vor ihr zurück. »Mhinjak!« Dabei deutete er mit seinem Arm auf das Mädchen.
Im nächsten Moment war die Hölle los. Alles war in heller Panik.
Bevor sich Tina Berner versah, war sie von den größten und kräftigsten Wesen eingekreist. Andere Urmenschen, die älter waren oder Mütter mit ihren Kindern flüchteten kreischend in die Felsen.
»Mhinjak! Mhinjak!« gellte es gen Himmel.
Bevor Tina Berner begriff, was geschah, hatten sich vier oder fünf der kräftigsten Urmenschen auf sie geworfen. Ghurac hatte seine behaarten Arme um ihren Körper geschlungen, während vier andere aus seiner Horde Tinas Arme und Beine festhielten. Verzweifelt wehrte sich das Mädchen. Doch gegen diese urwüchsige Kraft hatte sie absolut keine Chance.
Die kräftig zupackenden Hände zerrissen die spärliche Kleidung, und das Unglück wollte es, daß einer von ihnen zufällig ihr den Gürtel öffnete. Gürtel und Schwert glitten zu Boden.
Verzweifelt versuchte Tina Berner, den Griff der Waffe zu erhaschen, um sich richtig wehren zu können.
Unmöglich. Alles, was von ihrer Kleidung zu Boden fiel, wurde von irgend welchen Hordemitgliedern aufgerafft und in die höhlenartigen Unterstände in den Felsen geschafft.
»Mhinjak!« hörte Tina Berner die immer lauter werdenden Rufe, die wie das drohende Grollen eines Orkans anschwollen. Einige aus Ghuracs Horde kamen herangelaufen mit Armen voller Schlingpflanzen.
Bevor Tina begriff, war sie zusammengeschnürt wie ein Postpaket. Die Lianen waren so fest gezurrt, daß sie kaum Atem holen konnte. Obwohl diese Urmenschen keine richtigen Knoten konnten, gelang es ihr doch nicht, sich aus diesen Fesseln herauszuwinden.
Während dessen erkannte Tina, daß Urko und Ghurac in ihrer eigenen Sprache eine wilde Debatte führten. Offensichtlich stritten sie sich darum, welches Schicksal ihr zugedacht werden sollte. Sie spürte, daß Urko versuchte, sie freizulassen. Mehrfach hoppelte er auf sie zu und versuchte, mit seinen Zähnen ihre Fesseln zu zerbeißen.
»Diihnaah! Freund!« heulte er immer wieder. Diese Worte und Begriffe hatte er in deutscher Sprache gelernt. Ghurac riß ihn jedesmal am pelzigen Nacken zurück.
»Mhinjaak!« brüllte er laut. »Mhinjak!«
Und dann laut und vernehmlich:
»Gork!«
Für einen Moment lang war es still. Alle wußten, was das bedeutete. Nur Tina begriff gar nichts. Auch nicht, daß Urko zu toben und zu kreischen begann. Er heulte in allen Tonlagen und seine Horde mit ihm.
Schnatternd umringten mindestens zehn von Urkos Horde Ghurac und redeten auf den gewaltigen Anführer ein. Ghurac dagegen fletschte die Zähne und
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