0320a - Terror zwischen Wolkenkratzern
großen Gangster-Syndikats gewesen ist. Aber wer noch dazugehört, wissen wir nicht. Das erfahren wir immer erst dann, wenn wieder einer ermordet worden ist. Deswegen müssen wir Frank Blake oder das Geld, das Tony Parson gehabt hat, sehr bald finden.«
»Es ist deprimierend, Chef«, sagte ich. »Jedesmal, wenn wir glauben, einen Anhaltspunkt zu haben, stellt es sich hinterher als ein Schlag ins Leere heraus.. Leider ist auch noch nicht die Identität des Mannes mit der verbrühten Hand festgestellt worden. Er scheint der Boß der Bande zu sein. Ich müßte mal mit der Ermittlungsabteilung telefonieren, ob inzwischen Bescheid von Washington eingetroffen ist.«
Statt einer Antwort deutete Mr. High auf das Telefon. Ich zog den Apparat an der Schnur näher und wählte die Nummer, die ich im Kopf hatte.
Der Anschluß war besetzt. Ich versuchte darauf Phil zu erreichen. Auch er wußte noch nichts über diesen Mann.
»Aber ich habe eben einen Anruf von Billy Wilder bekommen«, sagte Phil. »Die Kugeln, mit denen Gloria Van Dine und ihre Leibwächter umgebracht wurden, stammen aus denselben Waffen, die auch zum Mord an Tony Parson benutzt worden sind.«
Ich stieß einen leisen Pfiff aus.
»Ganz sicher ist sich Billy noch nicht«, fuhr Phil fort. »Aber er hält die Chance, daß die erste Untersuchung nicht stimmt, für sehr gering. Genaues kann er natürlich erst sagen, wenn die Kugeln von der ballistischen Abteilung untersucht worden sind.«
»Okay, Phil.«
Damit legte ich den Hörer auf die Gabel zurück. Ich erzählte meinem Chef von dem vorläufigen Bericht Billy Wilders.
»Da haben Sie ja den Beweis für unsere Theorie, Jerry«, sagte Mr. High lebhaft. »Die Mörder von Tony Parson haben das Geld bei ihrem Opfer nicht gefunden. Und jetzt vermuten die Kerle das Geld bei den anderen Syndikats-Mitgliedern. Vielleicht hat es mit dem Geld sogar eine besondere Bewandtnis.« .
»Vermuten Sie, daß das Geld nicht Tony Parson, sondern dem Syndikat gehört?« fragte ich.
Mr. High wiegte den Kopf und verzog den Mund.
»Wem das Geld wirklich gehört, wollen wir lieber nicht fragen. Wer weiß, wem die Gangster das abgenommen haben. Aber sicher war es das Betriebskapital. Wenn man davon überhaupt in dem Zusammenhang sprechen kann.«
»Oders die Beute aus einem besonders fetten Fischzug, Chef.«
»Das könnte natürlich auch sein, und dann werden die Gangster nicht eher Ruhe geben, bis es wieder in ihrem Besitz ist, So lange wird der Kampf weitergehen. Wir können nicht abwarten, bis die Gangster sich gegenseitig umgebracht haben. Denn es ist und bleibt Mord.«
Ich nickte.
»Wir haben uns also verstanden, Jerry?« sagte er. »Wenn Sie irgendwelche Vollmachten brauchen oder sonst irgendeine Unterstützung, sagen Sie es mir. Ich lasse sofort ein paar Mann abstellen, wenn es sein muß.«
»In diesem Stadium hat das noch keinen Zweck«, widersprach ich.
Der Chef nickte und griff nach einem der Aktenstücke, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen.
»Na, dann viel Glück, Jerry«, wünschte er, und damit war ich entlassen.
Ich wuchtete mich aus dem Sessel, verließ mit kurzem Gruß das Zimmer und schlenderte zu meinem Office zurück.
Als ich die Tür öffnete, blickte Phil auf. Er knallte dann schnell den Hörer seines Telefons auf die Gabel.
»Da bist du ja schon«, sagte mein Freund. »Ich wollte dich gerade beim Chef anrufen. Wir wissen jetzt, wer der Mann mit der verbrühten Hand ist.«
»Na also«, brummte ich zufrieden, kramte mein Notizbuch aus der Tasche und fuhr fort: »Schieß los.«
»Erik Erikson heißt er«, berichtete Phil. »Vor einem halben Jahr soll er in der Sickles Street gewohnt haben. 145. Sickles Street.«
»Schwede?« fragte ich zurück, während ich die Adresse in mein Notizbuch niederschrieb.
»Fast erraten, Jerry. Es ist ein Norweger, Chemiker von Beruf. Die Hand hat er sich mit irgendeiner Säure verbrüht.«
»Ich verstehe nur nicht, daß wir seine Unterlagen nicht auch in unserem New Yorker Archiv haben, wenn der Mann doch hier in der Stadt wohnt.«
»Die Antwort ist einfach«, antwortete mein Freund. »Ich hatte mich auch daran gestoßen und deshalb sofort danach gefragt. Erikson ist in Washington registriert, weil er erst nach 1940 eingewandert ist. Und die Delikte, die er bisher auf dem Konto hat, waren immer Kleinigkeiten, die nicht wir, sondern die City Police untersucht hat. Das Fernschreiben und das Funkbild müssen gleich kommen. Dann wirst du genaue Einzelheiten
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