0321 - Freitag - Mordtag
herangetreten und blickte ihm starr ins Gesicht. Er hielt diesem stechenden Blick nicht stand, hob die Schultern und stemmte sich in die Hohe. »Gern mache ich es nicht, Bulle, aber ich will euch von meinen friedlichen Absichten überzeugen und auch davon, daß ihr euch auf einem Irrweg befindet.«
»Das wird sich noch herausstellen«, erklärte ich. Während des ersten Gesprächs hatte ich mir den Mann genau angesehen. Wirklich vom Kopf bis zum Fuß, und mir war an ihm etwas aufgefallen.
Die Hände!
Als er stand, stellte ich fest, daß er meine Größe besaß. Zudem war er breiter in den Schultern und wirkte angsteinflößend.
Er zog seine dicken Lippen in die Breite und fragte: »Wie soll es jetzt weitergehen?«
»Zeigen Sie mir Ihre Hände!«
Er lachte roh. »Wieso?«
»Machen Sie schon!«
»Nein.« Demonstrativ versteckte er seine Arme hinter dem Rücken.
Dabei trat ein gefährliches Glitzern in seine Augen, das auch Suko bemerkt hatte, denn ich hörte seine zischend gesprochene Warnung.
»Paß auf, John, der macht…!«
Zack Yvon ließ den Chinesen nicht zu Ende sprechen. Er griff mich hart und unfair an. Nicht mit den Händen, sondern mit dem Knie, das er plötzlich hochriß.
Der Ausdruck in seinen Augen hatte mich gewarnt. Deshalb war ich nicht so unvorbereitet und drehte blitzschnell ab. Das Knie hätte mich entscheidend treffen sollen. Durch die Drehung jedoch verfehlte es mich und streifte meinen Oberschenkel.
Ich konterte mit der Handkante. Irgendwo traf ich ihn am Nacken, leider nicht entscheidend, denn sein Schwinger räumte mich zur Seite. Gegen die Wand krachte ich, und Yvon stürmte brüllend vor.
Da griff Suko ein.
Ich hatte meine Arme als Deckung vor das Gesicht genommen, um die Schläge abzublocken. Das brauchte ich nicht mehr, denn Sukos Fäuste wuchteten in den Körper des Gefangenen.
Yvons Gesicht verzerrte sich. Plötzlich fehlte ihm Luft. Er sah Suko auf sich zukommen und ließ sich nach hinten fallen. Dadurch fehlten die beiden nächsten Schläge.
Yvon krachte aufs Bett, das unter seinem Gewicht zusammenbrach.
Daß er reaktionsschnell war, bewies er in den nächsten Augenblicken, denn sein rechter Fuß hätte Suko fast unter dem Kinn getroffen. Durch blitzschnelles Ducken entging der Chinese der vollen Wirkung des Treffers. Die Hacke streifte ihn an der Schulter.
Zack Yvon röhrte wütend, als er aus den Trümmern hochschoß. Er reagierte wie ein angeschossenes Tier und war durch nichts in seinem unheilvollen Tatendrang zu stoppen.
Ich hatte mich mittlerweile auf ihn eingestellt. Hätten wir mehr Platz gehabt, wäre der Kampf möglicherweise schon entschieden gewesen. In dieser engen Zelle behinderten wir uns leider gegenseitig, so daß Zack Yvon eine Chance bekam.
Er ging nicht mich an, sondern kümmerte sich um den Zuchthausdirektor. Auf Janssen mußte er wirken wie ein Berg. Der kleinere Mann hob noch seine Arme hoch, ein billiger Schutz, den der wesentlich stärkere Zuchthäusler radikal durchbrach.
Dann griff er zu.
Einen Schrei konnte Janssen nicht mehr ausstoßen. Mit einer Hand hatte Yvon die Kehle des Mannes umklammert und schleuderte ihn herum. Ich sah die Hand und auch die Farbe, die wesentlich dunkler war als die der anderen. Da stimmte etwas nicht.
»Da!« Yvon brüllte das Wort. Er schleuderte uns im nächsten Moment den Zuchthausdirektor wie eine Puppe entgegen.
Mich erwischte der Körper ebenso wie Suko. Ich wurde an den Beinen getroffen, Suko an der Hüfte. Durch diese Attacke verloren wir wertvolle Sekunden, die unser Gegner nutzte.
Wir hatten hinter uns nicht abgeschlossen. Blitzschnell riß der Mann die Tür auf und huschte wie ein Irrwisch aus der Zelle nach draußen in das Flurrechteck.
Wir hörten seine Schritte. Ich hatte mich um Janssen gekümmert und ihn auf das zerbrochene Bett gelegt. Suko war schon an der Zellentür, als ich ein Krachen, Splittern und einen dumpfen Schlag vernahm und Suko zurücktaumeln sah.
Zack Yvon hatte zu einem einfachen, aber wirkungsvollen Mittel gegriffen und den Tisch geworfen. Er kam wie eine Ramme. Suko konnte nicht mehr ausweichen, wobei der Tisch nicht allein ihn getroffen hatte, auch die beiden Türpfosten.
Als ich bei meinem Freund war, hielt dieser sich sein Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Hat es dich hart erwischt, Partner?«
»Es geht.«
Nach diesen Worten war die Sache für uns erledigt. Allerdings mußten wir noch den verdammten Tisch zur Seite räumen. Das Möbelstück hatte sich
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