0321 - Freitag - Mordtag
beschäftigen, schnitzte er.
Nichts Verdächtiges zu sehen. Dennoch spürte Boysen, daß etwas anders war als sonst.
Der Killer würde kommen!
Falls er nicht schon da war.
Frank Boysen wandte sich ab. Er hatte den Tag normal begonnen und wollte ihn auch normal fortführen. Sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Während der Drehung fiel sein Blick auf das Kalenderblatt mit der Zahl 13.
Dort tat sich etwas.
Die Zahl 13 glühte auf. Dies geschah in einem blutigen Rot, das einen Gedankensprung später schon wieder verschwunden war.
Der Kalender hing nach wie vor an der Wand. Allerdings ein wenig verändert, denn die Zahl 13 war verschwunden.
Frank Boysen senkte den Kopf. Für einen Moment starrte er auf seine Fußspitzen, um danach mit einer deprimiert wirkende Geste seine Schultern zu heben.
Es hatte keinen Sinn, sich darüber zu wundern oder sich aufzuregen.
Das Schicksal hatte die Weichen gestellt, er konnte und er würde es auch nicht ändern.
Sein Todestag war angebrochen!
Einen fast abschiednehmenden Blick warf er noch auf den Sarg, bevor er den Raum verließ. Zur Wohnung zählte noch eine kleine Küche.
Auch sie enthielt kaum Mobiliar, nur eben das Nötigste, das der Mieter für seine geringen Ansprüche brauchte. Ein Tisch, zwei Stühle, eine Spüle, ein kleiner Kocher, ein Regal.
Das war’s schon.
Bevor er das Rollo hochzog, setzte er Wasser für seinen Kaffee auf.
Er trank Pulverkaffee. Es war am bequemsten und ging auch am schnellsten. Zwei gehäufte Löffel mit Kaffee kippte er in die Blechtasse, die er am Abend zuvor stets ausspülte.
Der Blick aus dem Küchenfenster war nicht besser. Er fiel auf eine triste Straße, durch die nur wenig Autos fuhren. Wer hier nicht wohnte, hatte kaum etwas in dieser Gegend verloren.
Das Wasser war schnell heiß. Frank Boysen stellte den Kocher ab, nahm den Napf und kippte das Wasser um. Dann setzte er sich an den Tisch, starrte auf die schmutzige Fensterscheibe und wußte die Tür in seinem Rücken. So wartete Frank Boysen auf den Mörder.
Kaffeeduft stieg in seine Nase und animierte ihn zum Trinken. Er genoß die braune Brühe in langsamen Schlucken. Gegessen hatte er zu dieser Zeit nie etwas. Erst gegen Mittag nahm er einen Sandwich zu sich. Dann wieder am Abend, bevor sein Dienst im Theater begann.
Wenn er nichts in seinem Beruf je gelernt hatte, doch warten, das konnte er. Als Requisiteur mußte er oft genug stundenlang hinter der Bühne hocken und auf das Zeichen lauern, damit er die entsprechenden Requisiten herausgab, die von den Akteuren benötigt wurden.
Langweilige Stunden waren dies, die sich Boysen zumeist mit der Lektüre irgendwelcher Magazine verkürzte. An diesem Tag hatte er keine Lust, irgend etwas zu lesen. Hätte man ihm die Tageszeitung gebracht, er hätte sie zur Seite gelegt.
Tagsüber war es nie still im Haus. Da er nicht als einziger Mieter in dem Gebäude lebte, sondern nur einer unter vielen war, blieb es nicht aus, daß im Treppenflur oft genug Geräusche aufklangen.
Schritte und Tritte, mal eine schimpfende schrille Frauenstimme oder das Husten eines Mannes. Das alles war normal.
Er vernahm auch nichts anderes, denn es wäre ihm aufgefallen, weil er die übrigen Geräusche kannte.
Bis zu dem Zeitpunkt, als er etwas anderes vernahm. Ein fremdes Geräusch, und es war auch nicht im Flur aufgeklungen, sondern viel näher.
In seiner Wohnung!
Der Mörder war da!
Frank Boysen hatte sich in der Gewalt. Er sprang nicht auf, um in wilder Angst davonzurennen, er blieb sitzen, hob seine Blechtasse an und leerte sie bis auf den letzten Rest.
Für ihn stand fest, daß es der letzte Schluck in seinem Leben gewesen war. Er würde nicht mehr dazu kommen, sich einen zweiten Kaffee zu brauen. Die Hände legte er flach zu beiden Seiten der Blechtasse auf den Tisch. Der Blick war starr auf die schmutzige Fensterscheibe gerichtet. Sie besaß einen Grauschimmer. Dennoch konnte er etwas erkennen, wenn er sehr genau hinschaute.
In der Scheibe spiegelte sich nämlich die sich hinter ihm befindende Tür. Bisher hatte sie sich nicht einmal durch einen Luftzug bewegt, was sich jetzt änderte.
Die Tür wurde aufgedrückt.
Zunächst bewegte sich die Klinke dem Boden zu. Nicht das geringste Geräusch entstand dabei, auch nicht, als der Griff den Druckpunkt überwunden hatte und der Besucher die Tür aufstoßen konnte.
Frank Boysen starrte in die Scheibe.
Er sah nichts Genaues, nur eine schattenhafte Gestalt. Ein Mann, größer als er,
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