0321 - König der Ghouls
unseren Reisepaß am Tor vorzuweisen!«
»Deinen Humor möchte ich haben!« brummte Professor Zamorra.
»Aber fliehen können wir nicht, weil sie zu schnell sind. Und wir sind die einzigen, die hier Waffen tragen!«
Michael Ullich antwortete nicht. Er zog demonstrativ das Schwert aus der Scheide und ließ es nach Art der japanischen Samurai einige Male durch die Luft wirbeln, um dann mit beiden Händen die Klinge zum Angriff und zur Abwehr vorzustrecken.
Professor Zamorra nahm mit seinem Speer ebenfalls Kampfposition ein. Beide waren im Nahkampf bestens geschult, und Schußwaffen wie Bogen oder Armbrust waren nicht zu erkennen. Michael Ullich hatte dem Parapsychologen schon vor einiger Zeit bei einem Besuch auf Château Montagne die Kampftechniken der Ninja-Samurai beigebracht. Jeder von ihnen nahm es im Nahkampf mühelos mit mehreren Gegnern auf, die sich auf die fernöstlichen Methoden der Selbstverteidigung nicht verstanden.
Und die beiden Freunde kannten beide Arten , einen Kampf zu überleben – die den Gegner zu töten oder nur kampfunfähig zu machen. In allen Kämpfen gegen Menschen wehrten sie sich nur ihrer Haut und gaben sich Mühe, keinen der Gegner zu verletzen. Es gab andere Methoden, den Feind auszuschalten.
Heulend wie eine Horde Dämonen kamen die Angreifer heran.
Einen Augenblick zögerten sie. Offensichtlich waren sie es nicht gewöhnt, daß ihnen Widerstand geleistet wurde. Doch dann formierten sie sich zum Sturmangriff.
»Die wollen uns mit ihren Vögeln überreiten!« erkannte Michael Ullich die Situation ganz richtig.
»Sie werden sich wundern!« stieß Professor Zamorra hervor und löste ein dünnes Perlonseil von seinem Gürtel, das er unsichtbar unter seinem Gewand trug. Eins der Enden warf er dem Freund zu.
Der verstand sofort. Mit einigen Stoffetzen schützte er das Handgelenk, um das er in schnellen Windungen das fast unsichtbare Perlonseil schlang, damit es nicht beim Aufprall ins Fleisch schneiden konnte.
»Wenn sie auf zehn Meter heran sind, rennen wir auseinander, als ob wir nach beiden Richtungen fliehen wollten!« gab Zamorra seine Strategie bekannt.
»Das wird ein zweites Alesia, mein Feldherr!« rief Michael Ullich.
Professor Zamorra mußte grinsen. Bei Alesia hatten die Römer seinen Vorfahren, den Galliern, die vernichtende Niederlage beigebracht.
»Wir werden die Halunken mit der flachen Schwertseite betäuben, wenn sie noch verwirrt sind über den Sturz!« befahl Zamorra. »Jetzt Achtung… gleich … gleich … Jetzt!«
Die Angreifer ritten in voller Karriere ihre Attacke. Mit schrillem Kreischen rannten die Laufvögel in einem Tempo wie ein schnell trabendes Pferd. Die Männer auf den Rücken brüllten Kriegsrufe und schwenkten ihre Waffen.
Auf Zamorras Kommando rannte Michael Ullich los. Fünfzehn Meter, dann spürte er, daß die Leine straff saß. Es gelang ihm gerade noch, festen Stand zu bekommen, als der Aufprall erfolgte.
Die Angreifer hatten die durchsichtige Schnur aus dem ihnen unbekannten Kunststoff nicht wahrgenommen.
Mit voller Karriere ließen sie ihre Reitvögel in dieses unsichtbare Hindernis hinein laufen.
Professor Zamorra spannte alle Kräfte an, um dem Aufprall standzuhalten. Die beiden wirbelnden Füße des ersten Vogels verfingen sich im Seil. Das Tier stieß einen heiseren Krächzlaut aus, schlug mit den Stummelflügeln und stürzte vornüber. Schreiend wurde der Reiter über den Kopf abgeworfen. Die nach ihnen heransausenden Vögel wurden durch die strampelnden Beine ihres gestürzten Artgenossen zu Fall gebracht. Noch zwei andere Reiter, die versuchten, seitwärts auszuweichen, gerieten ins Seil, das sie nicht erkennen konnten.
Ein unbeschreibliches Durcheinander stellte sich Professor Zamorra und Michael Ullich dar, als sie die Schnur losließen und auf das Knäuel verschlungener Leiber zurannten. Männer brüllten vor Schmerz und Wut. Das Kreischen der Vögel war so schrill, daß die Ohren schmerzten.
»Betäuben. Nur betäuben!« brüllte Professor Zamorra als er sah, daß Michael Ullich das Schwert hob. Doch dann sah er, daß er die reflexartig emporgehaltene Klinge des Gegners beiseite wischte und ihn mit einem kunstgerechten Hieb mit der blanken Klinge an die Schläfe außer Gefecht setzte. Der alte »Jagdhieb von Old Shatterhand«. Er hatte sich vor langer Zeit schon mit Ärzten darüber unterhalten und wußte ganz genau, wohin er schlagen mußte, um sofortige Betäubung ohne sonstige Nebenschäden hervorzurufen. Diesen
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