0322 - Leonardos Höllenwurm
gekonnt…
»Du bist in meine Dienste getreten, Bjern Grym«, sagte Leonardo/Ariana. »Du hast meinen Befehlen zu gehorchen, oder… die Falle schlägt zu. Du weißt, was das bedeutet? Viele Menschen sterben.«
»Ich will ihren Tod nicht«, murmelte Grym verzweifelt. Ein Rest seines Willens bäumte sich noch auf. Aber da war Leonardos hypnotische Macht… die gemeinsam mit der Erpressung auf den Schweden einwirkte…
»Entweder werden viele Menschen sterben oder ein einziger«, sagte Leonardo/Ariana kalt. »Ist nicht ein ausgelöschtes Leben besser als deren viele?«
Bjern nickte.
Nicole ahnte, worauf das Gespräch hinauslaufen würde. »Tu’s nicht, Bjern«, sagte sie beschwörend. »Tu es nicht… verweigere den Befehl! Er wird es nicht wagen, die anderen zu töten… wir wissen, daß die Spinnennetze die Falle sind…« Sie sprach so laut, daß Leonardo es auf jeden Fall hören mußte. Vielleicht würde er zögern, wenn er seine Taktik durchschaut sah.
»Spinnennetze?« Leonardo/Ariana lachte laut auf. »Es gibt viel tödlichere Kreaturen… du kennst sie, Bjern Grym! Die Würmer sind unterwegs… sie kommen schon, um zu töten und nur du kannst sie noch stoppen! Du kannst sie aufhalten, indem du diese Frau tötest! Jetzt sofort! Töte Nicole Duval! Schnell!«
Peitschend, hämmernd kam der Befehl. Bjern Grym zuckte unter jedem Wort wie unter einem furchtbaren Peitschenhieb zusammen.
Und dann handelte er, fuhr herum, warf sich mit vorgestreckten Armen auf Nicole zu. Doch sie hatte begriffen, was die Stunde geschlagen hatte. Sie wartete nicht ab. Sie wußte, daß er ihr an Körperkraft überlegen war und daß er unter dem hypnotischen Einfluß und unter dem Druck der Erpressung kämpfen würde wie ein Berserker. Auf dem schwankenden Boot rechnete Nicole sich keine sonderlichen Chancen gegen ihn aus. Er hatte hier Heimspiel, kannte jeden Zentimeter des Decks.
Und Nicole wich dem Kampf, der auch ihm Verletzungen einbringen mochte, lieber aus. Sie wußte sich wohl zu wehren, hier aber war es ungewiß, zumal sie ihm doch nichts tun wollte.
Im Gegensatz zu Ariana zögerte sie nicht, über die Reling zu springen. Das Wasser des Gardasees schlug über ihr zusammen. Hier draußen war es empfindlich kalt. Nicole tauchte unter. Es gab keinen zweiten Einschlag. Bjern Grym hatte seinen Sprung gerade noch stoppen können, ehe auch er über Bord ging.
Dafür tat er etwas anderes.
Er wieselte in die Steuerkanzel und aktivierte die Maschinen der Yacht. Das Boot setzte sich in Bewegung. Und während Nicole bereits wieder an der Oberfläche war und mit Schwimmbewegungen anfing, um das ferne Ufer zu erreichen, wendete Bjern Grym die Yacht und nahm Kurs auf die Französin.
Und auf dem Deck stand Leonardo/Ariana, die Arme hochgereckt, und lachte bösartig und triumphierend wie alle Teufel der Höllen-Tiefen zugleich…
***
Zamorra lief schneller, obgleich er schon bald außer Atem war. Da verlangsamte er sein Tempo gezwungenermaßen wieder. Die zurückliegenden Anstrengungen forderten ihren Tribut. Es hatte sich schon vorher zu sehr verausgaben müssen.
Was wird geschehen? fragte er sich. Was kann ich gegen den Riesenwurm tun? Und was ist, wenn er schon zu morden begonnen hat?
In der Ferne war Lichtschein. Musikfetzen drangen an Zamorras Ohr.
Die Villa! Aprils Geburtstagsfeier! Hoffentlich wurde es nicht ihre letzte…
Aber die Klänge gaben Zamorra wieder neue Hoffnung. Denn wenn der Wurm dort bereits angekommen wäre, würde die Band bestimmt nicht mehr spielen, dann würden Entsetzensschreie zu hören sein.
Also war drüben noch alles in fast bester Ordnung…
Zamorra ging wieder weiter. Nach einigen hundert Metern hatte er um eine Buschgruppe zu biegen, die fast bis ans Wasser reichte. Das Ufer trat dahinter ein weites Stück zurück und bildete eine kleine Bucht, an der sich die Villa befand. Zamorra trat um die Sträucher herum.
Er erstarrte.
Das Licht von Mond und Sternen reichte aus, das zu erkennen, was er eigentlich lieber nicht sehen wollte.
Zwischen der Villa und ihm lag ein riesiger, langgestreckter Körper auf dem Strand. Der vordere Teil mit den Greifarmen war halb erhoben, und die Fühler pendelten. Der Monster-Wurm war da und versperrte Zamorra den Weg zum Haus!
Noch hatte das Biest Zamorra nicht gesehen. Es schaute und witterte zur Villa hin. Aber dann sah Zamorra etwas, das ihm den kalten Schweiß aus den Poren trieb. Oben an der Straße, gut dreihundert Meter von der Villa entfernt an der
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