0322 - Leonardos Höllenwurm
Para-Fähigkeiten besitzen, aber er hatte selbst zu Zamorra nicht darüber gesprochen, und Zamorra hatte ihn auch nicht bedrängt. Vielleicht ergab sich diesmal eine Gelegenheit…
Zamorra dachte daran, wie er April kennengelernt hatte. Es war auch anläßlich einer Geburtstagsfeier gewesen, zu der April Nicole und damit auch ihn eingeladen hatte. Damals hatte der alte Sir James noch gelebt, einer der wenigen Menschen, die nicht mit Zamorra zurechtkamen, aber auch aus ihrer Abneigung kein Hehl machten. Mehrmals hatte Sir James Zamorra angedroht, ihn die Treppe hinunterzuwerfen. Und dann war er selbst gestorben, durch dämonische Machenschaften, und ein Dhyarra-Kristall war zerstört worden, als die Hexe Yanaa aus den Nebeln des Gardasees stieg. Aber das war alles lange her. Zamorra freute sich auf das Wiedersehen mit April und ihrem Butler. Viel zu lange hatten sie sich nicht gesehen.
Das silberblaue Maserati-Cabrio erreichte das Hedgeson-Anwesen, verließ die große Straße und glitt über den breiten, asphaltierten Privatweg auf das Tor der Umzäunung zu. Der Wagen stoppte, und Nicole drückte auf die Hupe.
»Hoffentlich rechnet sie überhaupt schon so früh mit unserem Auftauchen«, sagte Zamorra. »Vielleicht ist sie gerade unterwegs. Einkäufen oder so…«
»Wir werden’s gleich erleben«, sagte Nicole, beugte sich zu Zamorra hinüber und küßte ihn.
Währenddessen öffnete sich das große Tor.
***
Der dunkel gekleidete Mann lehnte im Schatten eines großen Baumes an seinem Wagen. Seine Augen waren schmale Schlitze. In ihnen glühte es seltsam. Er beobachtete, was einen halben Kilometer entfernt geschah. Den überdimensionalen Tausendfüßler sah niemand. Das Ungeheuer verbarg sich nach wie vor zwischen den Bäumen des kleinen Waldstreifens und wartete auf sein Eingreif-Signal. Vorher würde es nicht aktiv werden, obwohl es nach Opfer hungerte.
Der Mann sah, wie der silberblaue Maserati vor dem Zaun stoppte, und legte die Stirn in Falten. Wer kam da? Er glaubte eine Aura zu spüren, die er kannte.
War das nicht Zamorra?
Wütend preßte der Dunkle die Lippen zusammen. Daß Zamorra hier war, paßte überhaupt nicht in seinen Plan. Zumindest kam dieser Dämonenjäger zu früh, der verhaßte Gegner, den die gesamte Hölle haßte, fürchtete und zugleich respektierte.
Der Plan mußte geändert werden.
Der Dunkle griff in die Jackettasche seines Anzuges und holte eine Spinne heraus. Sie hatte die Tasche vorher weit ausgebeult. Faustgroß wie bei einer Vogelspinne blähte sich ihr kugelförmiger Körper, aber sie war nicht so wollhaarig, und zudem war sie weiß. Als der Mann die Hand öffnete, streckte die große weiße Spinne die acht langen Beine aus und tastete nach den Rändern seiner Hand.
Er ließ sie fallen. Die Spinne kam federnd auf, verharrte einen Augenblick und wollte dann loslaufen, um in den hohen Gräsern zu entkommen. Aber der Mann streckte den Arm aus. Der Schatten seiner Hand legte sich über die Spinne. Als die Faust geballt wurde, schloß ihr Schatten sich um die Spinne und hielt sie fest!
»Los«, flüsterte der Mann. »Beweg dich! Erfülle meinen Willen!«
Und sein Schatten löste sich vom Körper und glitt über den Boden davon. Die Schattenhand umschloß immer noch die faustgroße weiße Spinne und schleppte sie mit sich seinem Ziel entgegen.
Der dunkle Mann sah seinem davoneilenden Schatten nach. Dann blickte er wieder zum Tor in der Umzäunung, wo der offene Maserati wartete. Das Tor wurde geöffnet, und ein nacktes Mädchen trat auf den Wagen zu. Der Dunkle grinste kopfschüttelnd und war seiner Sache jetzt wieder sicher, dann stieg er langsam in seinen schwarzen Cadillac, dessen Inneres von der Klimaanlage auf erträgliche Temperaturen gebracht wurde.
Der Wagen rollte fast lautlos an, um einen Positionswechsel vorzunehmen. Der Fürst der Finsternis, Leonardo deMontagne, hatte sich wieder einmal unter die Menschen begeben, um seinen düsteren Plänen zu folgen. Und diesmal rechnete er sich gute Chancen aus…
***
»Hallo!« rief April Hedgeson fröhlich, die das Toröffnen nicht der elektrischen Anlage überließ, sondern selbst durchführte. Nicole und Zamorra sahen überrascht auf. April war splitternackt. Sie trat an den Wagen und küßte Nicole schwesterlich auf die Wange. »Ihr kommt eine Stunde früher als erwartet«, sagte sie. »Fahrt eben durch.«
Nicole ließ das Cabrio durch das Tor rollen und stoppte wieder, während April es schloß. »Sag mal«, begann
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