0322 - Leonardos Höllenwurm
worden, so daß der Schwede keine sonderlichen Schwierigkeiten hatte, ihm zu helfen. Noch während Grym sich um ihn bemühte, kam Zamorra wieder zu sich.
Er hatte Mühe, sich zu orientieren. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut. Grym stützte den Parapsychologen bis zum Ufer. Zamorra hielt sich mühsam aufrecht. Er war ausgelaugt. Verblüfft sah er zu, wie Nicole dem Wurm zusetzte und ihn vernichtete.
»Wozu bin ich eigentlich hier, wenn das Mädchen jedesmal das Patentrezept findet?« fragte er sich.
Im nächsten Moment erschrak er.
Denn etwas Unglaubliches wuchs förmlich aus dem Boden empor. Leonardo deMontagnes dritte Waffe…
***
Aus der Ferne hatte der Fürst der Finsternis verfolgt, was geschah. Der Tod seiner beiden Monster blieb ihm nicht verborgen, obgleich er zu weit fort war, um direkt zu beobachten, was an der Villa vor sich ging. Leonardo war in sicherer Entfernung. Er ließ seinen Schatten beobachten, der an Bord der Yacht zurückgeschlagen worden war.
Der Schatten meldete die Geschehnisse. So bekam Leonardo mit, daß erst der eine, dann der andere Monsterwurm ausgeschaltet wurde. Das war unfaßbar. Selbst Zamorras Amulett war doch wirkungslos geblieben. Leonardo zitterte vor Zorn. Daß Wasser den Monstern zu schaffen machte, hatte er nicht gewußt!
Dabei hätte er es sich denken können. Die drahtartigen kleinen Ungeheuer, die auf den magischen Befehl hin so rasend schnell zu beängstigender Größe anwuchsen, stammten aus dem heißesten Ort der Höllen-Tiefe, und Höllenfeuer und Wasser waren schon immer gegensätzliche Elemente gewesen…
Leonardo beschloß, die Spinnen zu aktivieren. Er gab den magischen Befehl. Im gleichen Moment spürte er, daß etwas an ihm zog und zerrte. Irgendwo auf der Erde wurde der Fürst der Finsternis in all seiner höllischen Majestät beschworen, und obgleich er sich dagegen sträubte, war der Zwang so stark, daß Leonardo ihm folgen mußte. Entsprechend groß war sein Zorn darüber.
Aber - es ging nicht anders. Er konnte der Vernichtung seiner Gegner nicht länger beiwohnen. Er mußte den Schatten gedankenschnell zu sich zurückzwingen und löste sich hier auf, um an anderem Ort wieder zu erscheinen. Das waren die Nachteile, denen er als Fürst der Finsternis jetzt unterlag. Es bedurfte zwar gewaltiger Kräfte und Anstrengungen, den Höllenfürsten zu beschwören, aber es gab Magier, denen dies gelang. Und ausgerechnet in diesem ungünstigen Moment…
Leonardo war verschwunden.
Aber seine Spinnen blieben - und das, was sie während des gesamten Tages produziert hatten…
***
Von einem Moment zum anderen begannen die beiden weißen Spinnen zu wachsen. Und gleichzeitig veränderten sich auch ihre Netze, die überall angebracht waren. Sie vergrößerten sich innerhalb weniger Augenblicke ins Gigantische, wuchsen empor, und aus dem Hier und Dort wurde ein System von Überall. Die Netze verbanden sich miteinander und wurden zu einer gigantischen Falle, die das gesamte Grundstück und das gesamte Haus einschloß. Auch im Inneren des Hauses wurden die Netze explosionsartig groß und versperrten Türen und Fenster.
Menschen, die sich hinter Bäumen und Sträuchern versteckt hatten, zappelten von einem Augenblick zum anderen hilflos in den riesigen Netzen, hatten sich in den klebrigen Maschen verfangen und kamen nicht mehr los. Bei jedem Versuch, sich aus den Netzen zu befreien, verstrickten sie sich nur um so tiefer darin.
Menschen schrien.
Die beiden Riesenspinnen bewegten sich auf ihren acht Beinen verteufelt schnell. Nur schienen sie sich nicht entscheiden zu können, um welches Opfer sie sich zuerst kümmern sollten. Die Vielzahl ihrer in den Netzen klebenden Opfer irritierte sie wohl. Sie eilten mal hierhin, mal dahin, tasteten Menschen ab und ließen wieder von ihnen ab, ohne sie getötet zu haben, um sich anderen zu widmen.
Sie waren unschlüssig.
Nicole war eine der wenigen Personen, die nicht von den Netzen erfaßt worden waren. Sie hatte sich einfach in den Pool fallen lassen, und von dort aus orientierte sie sich jetzt.
Die Spinnen, wußte sie jetzt, waren Leonardos Werk, und sie befürchtete, daß sie selbst es gewesen war, die dafür gesorgt hatte, daß es zwei dieser Ungeheuer gab. Denn hatte sie nicht eine faustgroße Spinne mit einem gezielten Tritt in zwei Hälften zerteilt? Nicole besaß genug Fantasie, um zu erkennen, daß aus den beiden Hälften zwei ganze Spinnen entstanden waren.
Spinnen, die wie die beiden Monsterwürmer Leonardos
Weitere Kostenlose Bücher