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0323 - Gefangen am Todesfelsen

0323 - Gefangen am Todesfelsen

Titel: 0323 - Gefangen am Todesfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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machen.
    Hatte er mich gefesselt?
    Wahrscheinlich. Ich konnte mir kaum eine andere Möglichkeit vorstellen.
    Was bezweckte man mit dieser Gefangenschaft? Es war klar, daß ich darüber nachdachte, zu einem Ergebnis kam ich nicht. Ebbe und Flut gab es hier meiner Ansicht nach nicht, so daß es auch keinen höheren Wasserstand gab, der lebensgefährlich werden konnte.
    Es mußte einen anderen Grund geben, und den hätte ich gern herausgefunden.
    Plötzlich sah ich etwas, das mir den Atem stocken ließ. Ich konnte den Kopf bewegen, drehte ihn nach rechts und bekam eine relativ freie Sicht, denn der Felsen hinter mir wuchs so aus dem Wasser, daß er an einer Seite wegknickte und Ähnlichkeit mit dem Bereich einer Riesenhand bekam, wo sich die kleineren Finger befanden.
    Etwas schob sich aus der Dunkelheit hervor. Zunächst sah es aus wie ein gewaltiges Ungetüm, und es schien über den Wellen zu schweben.
    Als ich es sah, vergaß ich mein eigenes Schicksal und auch die Wellen, die heranrollten und mich überspülten.
    Ich schluckte Wasser, hustete, schluckte noch mehr und hatte plötzlich das Gefühl, ersticken zu müssen.
    Endlich rollte die Woge wieder zurück. Als ich mir das Wasser aus den Augen gewischt hatte, konnte ich klarer sehen und identifizierte diesen gewaltigen Schatten.
    Es war ein Schiff.
    Die Dschunke!
    Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Dabei wurde ich wieder an die Fahrt durch das unterirdische Filmgelände erinnert. Dort hatte ich die Dschunke ebenfalls gesehen. Nur viel kleiner. Hier sah ich sie naturgetreu. Aus meiner Perspektive wirkte sie wie ein Ozeanriese, ein wahres Gebirge, das sich langsam näherschob.
    Das also war die Brigantine, um die sich alles drehte. Mein Blick saugte sich an dem Segel fest. Ich hatte es schon einmal in verkleinerter Form gesehen. Jetzt mußte das Fratzengesicht dort ebenfalls erschienen sein, und zwar in seiner gesamten Größe.
    Ich reckte mich, so gut es ging, in die Höhe und erreichte zunächst, daß mich die nächste Welle nicht wieder überspülte. Als sie ablief, konnte ich das Schiff besser erkennen und sah das große Mattensegel.
    Dort zeichnete sich das Gesicht des Dämons ab.
    Fratzengesicht!
    Nie hatte ein Ausdruck besser gepaßt. Ich war geschockt, ich war fasziniert, vergaß meine eigene Situation und sah nur mehr diese schreckliche Visage.
    Doppelköpfig. Halb Mensch, halb Vampir. Ein fürchterliches Monstrum, das innerhalb des Segels gefangen zu sein schien. Weit hatte es das Maul aufgerissen, der Vampir dürstete nach dem Blut der Menschen, und das Gesicht des Chinesen strahlte eine Grausamkeit aus, die zusätzlich frösteln ließ.
    Die nächste Welle rollte mit der Präzision eines Uhrwerks herbei.
    Wieder reckte ich mich, wurde dennoch überspült, aber es war nicht so schlimm wie beim vorletzten Mal.
    Ich kam sehr rasch zu Atem.
    Das Schiff war meinem Blickfeld fast entschwunden. Bug und die Mitte der Dschunke verschwanden hinter den Felsen.
    Dafür sah ich das Heck.
    Und die Wanten sowie die Rah.
    Im ersten Augenblick glaubte ich an eine Täuschung, bis ich erkannte, daß dem nicht so war. In den Wanten und an der Rah hingen die Gestalten. Gehängte.
    Ich hielt den Atem an. Es waren Menschen, jedenfalls ihren Körpern nach. Ob sie menschlich reagierten, wußte ich nicht. Jeder Körper war von einem bläulichen Leuchten umgeben, als würde seine Haut das unheimliche Licht abstrahlen.
    Das konnte nicht normal sein!
    Ich atmete prustend aus. Es war einfach ein zu schauriges Bild, das sich meinen Augen bot. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ein Geisterschiff wie der Fliegende Holländer.
    War es tatsächlich nur eine Erscheinung?
    So recht wollte ich daran nicht glauben. Nein, dieses Schiff war meiner Ansicht nach echt, auch keine Halluzination, es gab diese Dschunke, und sie glitt auf die Insel mit den vorgelagerten Todesfelsen zu.
    Ich wußte nicht, wer am Ruder stand. Derjenige mußte jedoch ein Meister seines Fachs sein, denn er beherrschte die Technik phänomenal.
    Durch Strudel und an Klippen vorbei lenkte er das Schiff.
    Wahrscheinlich einem natürlichen Hafen zu, denn die Brigantine entschwand meinen Blicken, um möglicherweise irgendwo anzulegen.
    Ein Hafen für das Horror-Schiff!
    Und ich hing gefesselt am Todesfelsen, ohne eine Chance der Befreiung zu bekommen.
    Ich dachte an Suko, Shao und Susan Perth. Sie hatten bestimmt längst bemerkt, daß ich mich nicht mehr auf dem Schiff befand. Was sollten sie zu meiner Rettung unternehmen?

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