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0323 - Gefangen am Todesfelsen

0323 - Gefangen am Todesfelsen

Titel: 0323 - Gefangen am Todesfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stützte sich ab. Hinsetzen wollte er sich nicht. Behutsam beugte er sich Shao entgegen und fragte flüsternd: »Hast du Kontakt?«
    Sie schwieg.
    Der Inspektor kannte das Spiel. Wenn sie so reagierte, durfte sie vorerst nicht weiter angesprochen werden. Wenn sie reden wollte, tat sie es von allein. Aus diesem Grunde faßte sich der Inspektor auch in Geduld.
    Er wartete. Noch hatte Shao nichts gesagt. Sie bewegte nur die Augendeckel, bis sie plötzlich zusammenzuckte, den Mund öffnete und mit einer fremden Stimme sprach.
    Suko kannte die Stimme. Sie gehörte der Sonnengöttin Amaterasu.
    Ihr Geist hatte von Shao Besitz ergriffen, und wenn sie jetzt sprach, redete sie in ihrem Namen.
    »Ich muß ihn stellen. Ich muß das Fratzengesicht packen. Es darf nicht zurückkehren. Ich kann es stellen. Ich werde es vernichten. Ich habe es in alter Zeit schon verdammt und geschlagen. Diesmal wiederhole ich es. Seine Diener dürfen nicht freikommen, die Dschunke muß so verflucht bleiben, wie sie einmal war. Dafür werde ich Sorge tragen. Ich allein, ihr könnt nichts tun. Wir müssen auf die Insel, und dann muß ich in Ruhe gelassen werden.«
    Voller Spannung lauschte Suko den Worten seiner Freundin. Er konnte es nicht fassen, nicht begreifen. Aber er wußte, daß er sich auf Shao verlassen konnte. Mehr als einmal hatte sie bewiesen, daß größere Kräfte in ihr steckten, als die meisten annahmen.
    Behutsam legte er eine Hand auf ihre Schulter und beugte sich zu Shao hinab. »Ich vertraue dir, mein Kind. Ich werde deinem Rat folgen. Verlaß dich drauf.«
    Es waren die letzten Worte, die Suko vorerst an Shao richtete. Und er hatte nicht gelogen. Wenn Shao so etwas behauptete, hatte sie ihre Gründe. Sie war zwar äußerlich noch ein Mensch, doch innerlich längst nicht mehr. Da hatte ihre Ahnherrin die Regie übernommen. Amaterasu selbst konnte nichts tun. Sie saß gefangen in einer Dunklen Welt und wartete auf ihre Befreiung. Ob die jemals stattfinden würde, war mehr als fraglich. Aber sie hatte Shao, der sie hin und wieder Ratschläge erteilen und Kraft geben konnte.
    Noch einen letzten Blick warf Suko zurück. Wie eine Statue saß Shao an dem kleinen festgeschraubten Tisch und schaute ins Leere.
    Sie wirkte so anders, so fremd.
    Suko drehte ab. Susan Perth schaute ihn an. »Habe ich recht gehabt?« fragte sie.
    »In der Tat.«
    »Und? Was hat Ihre Freundin so verändert?«
    Suko hatte das Ruder übernommen und schüttelte den Kopf. »Es ist zu umfangreich, Ihnen das alles zu erklären. Tut mir leid.«
    »Aber normal?«
    »So gut wie. Wundern Sie sich nicht, wenn wir beide uns ein wenig zurückhalten.«
    »Wie? Meinen Sie, daß Shao…«
    »So ungefähr.«
    Susan Perth schaute Suko zweifelnd an. Als sie keine weiteren Erklärungen bekam, hob sie nur die Schultern und überließ Suko die Verantwortung.
    Der Wind war zwar nicht abgeflaut, dennoch zeigte sich das Wasser ruhiger. Der Grund lag auf der Hand. Sie waren um die Landzunge herumgefahren und näherten sich direkt der Insel.
    Und sie sahen die Dschunke!
    Sie hatte Anker geworfen und hob sich vor ihren Augen wie das Bild einer Filmkulisse ab. Selbst Susan Perth, die ja auch einiges gewohnt sein mußte, bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Sie schüttelte den Kopf, schluckte ein paarmal und hauchte: »Das darf doch nicht wahr sein.« Nach dieser Bemerkung preßte sie eine Hand gegen ihre Lippen, als hätte sie Angst, noch weitere Worte auszusprechen.
    Die Brigantine hatte so angelegt, daß Suko und Susan das Segel, die Rah und die Wanten gut erkennen konnten. Sie sahen die aufgehängten Körper, die vom Wind bewegt wurden, schaukelten und manches Mal gegeneinander getrieben, wurden.
    Suko spürte, wie die Frau nach seinem Arm faßte. Sie drückte so fest zu, daß er die Nägel spürte, die gegen seine Haut gedrückt wurden.
    »Habe ich eine Halluzination?«
    »Nein, die haben Sie nicht.« Eine weitere Antwort verschluckte Suko, denn er mußte achtgeben, daß er mit dem Boot nicht auflief.
    Das Wasser konnte mit seinen Strudeln dem Boot gefährlich werden.
    Er drosselte die Geschwindigkeit bis weit über die Hälfte, und ließ sich praktisch vorschieben.
    Natürlich mußten sie anlegen. Suko wollte jedoch nicht in unmittelbarer Nähe der Brigantine ankern.
    Noch tat sich dort nichts, obwohl er glaubte, eine Gestalt über Deck huschen zu sehen.
    Er fand nach einigem Suchen eine Stelle. Es war wie ein Tor, das er durchfuhr. Gebildet wurde es von zwei hohen Felsen.

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