Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
Vom Netzwerk:
stieg Phil aus. Ich hob den Kopf etwas und sah die Schuhe meines Freundes und den unteren Rand der Hosenbeine. Phil trat hinter den Wagen, bückte sich etwas und sagte leise:
    »Viel Glück, Jerry. — Wirst du durchhalten?«
    »Natürlich«, antwortete ich gelassen. »Aber ich versichere dir, bei der ersten günstigen Gelegenheit steige ich aus.«
    »Hals- und Beinbruch, alter Junge.«
    »Hoffentlich erleidet die Karre keinen Achsenbruch. Das wäre für mich genauso schlimm.«
    Phil ging wieder nach vorn. Ich hörte, wie er mit Morgan sprach. Dann brummte der Motor auf. Der Wagen fuhr an und rollte in Richtung Marshai Street. Bevor ich mein Gesicht wieder in dem Kissen in Sicherheit brachte, warf ich noch einen Blick zum Straßenrand. Dort stand Phil. Ich sah seine Hosenbeine bis zu den Knien. Mein Freund stand reglos, und ich wußte genau, daß er für einen reibungslosen Verlauf von Fletchers Fahrt sorgen würde. Sämtliche Streifenwagen ?wischen Brooklyn und George Washington Bridge waren instruiert. Kein Cop würde den Ford anhalten. Kein Cop würde dem Wagen zu nahe kommen. Fletcher würde ohne Schwierigkeiten aus New York kommen. Aber an vielen Stellen auf der Strecke zur Washington Bridge standen Posten versteckt, die den Ford beobachteten und sein Passieren über Sprechfunk weitermelden und im Notfall zur Stelle sein würden.
    ***
    Es war das erste Mal, daß ich fahrenderweise New York aus der Froschperspektive erlebte. Wann immer ich einen Blick riskierte, ich sah nur die Füße der Passanten, nur Bordkanten, nur die Räder der Autos, an denen wir vorbeikamen. Nur das Pflaster und den Staub der Straße.
    Morgan bremste jetzt etwas. Dann beschrieb der Wagen eine sanfte Kurve und stoppte. Ich hörte, wie der linke vordere Schlag geöffnet wurde. Morgan stieg aus. Dann vernahm ich seine Schritte und ein leises Quietschen. Vermutlich öffnete er jetzt das Tor. Richtig! Holz scharrte über den Boden.
    Morgan kam zurück. Stieg wieder ein und fuhr an. Langsam rollte der Wagen über den Gehsteig in eine schmale Einfahrt. Sand knirschte unter den Reifen.
    In der fast menschenleeren Marshai Street gab es nur wenige Laternen. Bis in Linda Evolas Garten drang der spärliche Lichtschein nicht. Hier war es fast dunkel.
    Auf dem Rasen hinter dem Haus wendete Morgan den Wagen. Er mußte mehrmals zurücksetzen und dann wieder Vorfahren, um auf dem kleinen Platz zurechtzukommen. Als es gelungen war, ließ Morgan den Wagen bis dicht an das Haus heranrollen. Zwischen dem Ford und dem hinteren Ausgang lagen ungefähr drei Yard.
    Morgan stellte den Motor ab, schaltete die Lichter aus, öffnete die Vordertür und schwang sich ins Freie. Er schlug die Tür zu. Dann hörte ich ihn davongehen. Er ging über den Gartenweg, und der Kies raschelte unter seinen Füßen.
    Dann waren auch die Schritte nicht mehr zu hören, und es war sehr still in dem Garten hinter dem Haus, und es war sehr dunkel.
    Ich war davon überzeugt, daß Fletcher jetzt hinter einem der Fenster stand. Er würde hinausspähen. Er würde auf irgend etwas Verdächtiges warten, und er würde sich Zeit lassen.
    Zeit?
    Ich hob etwas den Kopf, schob die Handschuhstulpe zurück und blickte auf das Leuchtzifferblatt meiner Armbanduhr. Es war kurz vor elf. Wollte Fletcher rechtzeitig an dem verabredeten Treffpunkt an der George Washington Bridge sein, so mußte er sich beeilen. Er mußte bald abfahren, denn während der Fahrt durfte er nicht allzu sehr aufdrehen. Eine überhöhte Geschwindigkeit, so mußte er sich sagen, konnte verhängnisvoll sein, konnte einen Streifenwagen aufmerksam machen.
    Ich wartete.
    Es war ein Warten, das an den Nerven zerrte. Das kleinste Geräusch konnte mich verraten.
    Mein Rücken schmerzte, und meine Beine waren bereits eingeschläfen. Sie fühlten sich taub an, und wenn ich sie bewegte, begannen sie zu kribbeln.
    Auf dem East River, ganz in der Nähe, tutete ein Dampfer. Dumpf und langgezogen. Als das Tuten verklang, hörte ich Fletcher. Ich hörte ein leises, kurzes, rauhes Husten. Dann war wieder Stille. Ich hielt den Atem an.
    Eine Tür knarrte.
    Wie ich von Morgan erfahren hatte, lag die Hintertür zu ebener Erde. Es gab nur eine niedrige Stufe.
    Jetzt vernahm ich Schritte. Im nächsten Augenblick wurde die rechte Vordertür geöffnet. Es gab einen dumpfen Plumps. Der Wagen schaukelte etwas. Der Schlag wurde zugeworfen.
    Fletcher hatte Linda abgeladen. Vermutlich hatte er sie gefesselt und vom Haus bis zum Wagen getragen.
    Jetzt ging

Weitere Kostenlose Bücher