Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
Leben hat einen Anfang und ein Ende. Leben ist die Spanne von Geburt und Tod. Aber nach dem Jüngsten Gericht – da beginnt die Ewigkeit. Und die Ewigkeit hat kein Ende. Wer sich in diesem Leben wissentlich von Gott abwendet und den Teufel als seinen Herrn erwählt – der ist in Ewigkeit verloren und kommt an einen Ort, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird, wie es in den heiligen Büchern heißt!«
    »Sie denken also, daß viele Sterbende hier ein Bündnis mit dem Satan geschlossen haben!« sagte Dagmar Holler. Ihre Gedanken wirbelten. Dieser Rodrigo Munilla hatte eigenartige Theorien. Aber sie waren fundiert und von tiefem, christlichen Glauben geprägt.
    »Ja, das haben viele von denen, über die der Tod schon das Stundenglas hielt, dessen letzte Sandkörner verrannen!« nickte Munilla.
    »Wie ihnen der Teufel geheißen hatte, tranken sie das Blut der gerade Gestorbenen und erhielten dadurch neues Leben! Sie konnten nicht mehr sterben – weil sie zu Vampiren geworden waren!«
    »Das war aber in diesen Zeiten nichts Ungewöhnliches!« überlegte Dagmar Holler. »Auf den Schlachtfeldern litten die meisten Verwundeten quälenden Durst, während ihre Kameraden entweder flohen oder die gegnerischen Lager plünderten. Viele retteten ihr Leben, indem sie Blut tranken. Auch in der Sage der Nibelungen wird erzählt, daß Hagen von Tronje den Burgundern empfahl, das Blut der Gefallenen zu trinken, als die Hunnen den Saal angezündet hatten.«
    »Andere von ihnen waren hungrig und der Teufel schenkte ihnen Leben, indem er ihnen eingab, vom Fleisch der Toten zu essen!« berichtete Munilla weiter.
    »Ghouls, Leichenfresser!« schoß es durch Dagmars Gedanken.
    »Auch nichts Besonderes in dieser Zeit. Meist wurde eine Feldschlacht so lange hinausgezögert, bis die Vorräte im eigenen Lager aufgezehrt waren und man die hungrigen Kämpfenden dadurch motivieren konnte, daß es im gegnerischen Lager an Speisen und Trank Überfluß gab. Wenn es auf beiden Seiten aber nichts mehr zu essen gab, dann ist es nur natürlich, daß die Krieger der damaligen Zeit, um zu überleben, das Fleisch der Toten aßen. Selbst in der heutigen Zeit hat es Fälle gegeben, wo Menschen in der Eiswüste, um ihr eigenes Leben zu retten, das Fleisch von Toten aßen und durchhielten, bis die Retter kamen. Niemand machte ihnen einen Vorwurf!«
    »Und dann gibt es die Menschen, in denen im Angesicht des Todes der Wunsch nach Rache laut wird. Sie wollen sich für die Todeswunde rächen oder haben sonst einen Grund, hinter dem Feind herzuhetzen. Aus ihnen macht der Teufel die Werwölfe!« beendete Rodrigo seine kurzen Betrachtungen.
    »Leichtverwundete, die im Dunkel der Nacht über die Nachhut des Gegners herfallen oder Partisanen, die sich mit Tierfellen unkenntlich machen!« fand Dagmar Holler auch für diese Theorie eine überzeugendere Lösung. Doch diese Dinge sprach sie nicht aus.
    »Sind hier in dieser Gegend Vampire, Ghouls und Werwölfe aufgetaucht?« fragte sie statt dessen.
    »Diese Bestien und noch andere, Hexen und Zauberer kamen ebenfalls und wurden bekämpft!« erklärte der Wirt. »Immer wieder wurden die Menschen dieser Gegend bedroht. Und die Leute hier oben verstehen es, sich selbst zu helfen. Zwar wurden immer wieder Gesandte nach Burgos und später nach Madrid geschickt. Doch der Arm der Inquisition kam niemals hierher. So regelten wir unsere Angelegenheiten selbst. Im schwarzen Schleier der Nacht fanden sich beherzte Männer zusammen, die Gott um Hilfe anriefen und gegen die Dämonenwesen den Kampf aufnahmen. Die frommen Padres aus Burgos hatten ihnen erzählt, wie man die Wesen der Hölle vernichtet und ihnen die Zeichen genannt, vor denen sie zurückschrecken oder fliehen. Im Vertrauen auf den Beistand des Allerhöchsten zogen sie zur nächtlichen Stunde gegen die Wesen des Teufels zu Felde, Vampire, Werwölfe oder Ghouls wurden gejagt, gestellt und im Angesicht der Abtei von San Salvador dem ewigen Richter überantwortet!«
    »Man hat sie also getötet!« sagte Dagmar Holler.
    »Das Böse muß man ausmerzen, wo immer es seinen Kopf erhebt!« erklärte Rodrigo Munilla mit harter, gnadenloser Stimme.
    »Vampiren wurde ein Pfahl ins Herz gestoßen, Werwölfe wurden mit einer Silberkugel erschossen oder einem silbernen Dolch erstochen und die Ghouls verbrannte man. Hexen wurden gesteinigt, und Zauberer erhängte man an dem mächtigen Baum, der heute noch da ist!«
    »Erst kürzlich ist es gelungen, einen Zauberer zu fangen und dort

Weitere Kostenlose Bücher