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0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Jeanne d’Arc, der Jungfrau von Orleans, sind das bekannteste Beispiel dafür.
    Aber wenn die Hexenjagden von gewissenlosen Menschen ausgeführt wurden, die entweder Freude daran hatten, ihre Mitmenschen zu quälen oder durch ihre Hinrichtung sich deren Besitz aneignen wollten, dann sah die Sache anders aus. Der fürchterliche Hexenjäger Matthew Hopkins, der seit 1645 durch Südengland zog und der sogenannte »Hexenbürgermeister« von Lemgo in der Grafschaft Lippe sind traurige Beispiele dafür, wie tief der Mensch sinken kann. Hopkins hatte seine sadistische Freude an der Erfindung immer neuer Foltern und Torturen-Hermann Cothman, der Hexenbürgermeister von Lemgo, war korrupt und bereicherte sich am Besitz der Abgeurteilten. Doch im Gegensatz zu Matthew Hopkins, der von einer erregten Volksmasse getötet wurde, starb der Hexenbürgermeister friedlich im Bett.
    Überall dort, wo das Volk selbst auf die Jagd nach Hexen und Zauberern ging, war man nur allzu schnell bereit, das Todesurteil zu verhängen. Deshalb war Dagmar Holler skeptisch, daß die Loge der Dämonenhenker als positiv zu bewerten waren.
    ›Ich werde versuchen, einige Tage hier zu bleiben!‹ dachte Dagmar Holler bei sich. »Und ich werde beobachten. Wenn ich erkenne, daß hier Unschuldige vor ein Tribunal gezerrt werden, dann ist das ein Fall für die Polizei. Wenn was Wahres dran ist, daß es hier wirklich Teufelsspuk gibt – dann werde ich Professor Zamorra verständigen!«
    ***
    Als der Schein des Mondes immer schwächer war und langsam verblaßte, spürte Pedro Sanchez die Veränderung. Der Pelz von seinem Körper zog sich zurück, wurde immer kürzer und verschwand. Die Wolfsklauen wurden wieder zu Händen mit Fingern und als er sein Gesicht befühlte erkannte er, daß der Rachen mit den spitzen Zähnen und die dreieckigen Ohren verschwunden waren.
    Pedro war wieder nackt bis auf den Gürtel aus Wolfsfell um seine Lenden. Die Morgenkühle ließ seinen bloßen Körper frösteln. Er war froh, daß er nahe der Stelle war, wo er seine Kleider abgelegt hatte.
    So schnell es ging zog er sich wieder an, schaffte den Dreifuß, den Kessel und das Wolfsfell zurück in den Fuchsbau und beseitigte gründlich die Spuren des nächtlichen Feuers.
    Das Geschehen der Nacht war für ihn wie ein Traum, aus dem er erwachte. Nur schemenhaft konnte er sich an die Dinge erinnern, die geschehen waren. Die Beschwörung und das Erscheinen Lykons, des Wolfsgeistes. Die Verwandlung zum Werwolf, der gemeinsame Gesang mit dem Wolfsrudel und die nächtliche Jagd. Er hatte einen Menschen in dieser Nacht getötet – das kam ihm zum Bewußtsein.
    Doch er fand auch in diesem Augenblick dabei weder Reue noch Bedauern. Es war seine Zeit gewesen – die Wolfsnacht. Er hatte gejagt und hatte erbeutet – wie ein Wolf, der hinter dem Opfer herhetzt und ihm keine Chance gibt, wenn er es gestellt hat. Und ebensowenig, wie sich der Wolf Gedanken oder Empfindungen hingibt, wenn er seine Beute schlägt, so wenig schlug das Gewissen des Pedro Sanchez, daß er Escamillo Farias Leben beendete während das Rudel sich auf die Maultiere stürzte.
    Die Macht des Bösen, dem er sich mit Leib und Seele verschrieben hatte, hielt sein Innerstes bereits fest in ihren Klauen. Die fürchterliche Tat erschreckte ihn nicht – sondern es faszinierte ihn, daß er von unheimlicher Stärke war. Nichts widerstand ihm, wenn er ein Werwolf war. Escamillo war ein kräftiger Mann, der es leicht mit zwei und mehr Gegnern aufnahm – doch gegen ihn, den Werwolf, war seine Stärke ein Nichts.
    »Niemand wird es künftig wagen, mich zu erzürnen!« sagte Pedro Sanchez. »Denn in der Nacht komme ich als Werwolf und räche mich. Dank dir, großer Wolfsgeist, für diese Gabe!«
    Dann erkannte Pedro Sanchez, daß sich der Himmel im Osten langsam zu röten begann. Über den Gipfeln der Berge sandte die Sonne ihre Vorboten. Er mußte jetzt schnell zurück ins Dorf, damit niemand etwas merkte. Die Leute würden ihre Rückschlüsse ziehen, wenn sie Escamillo und seine Mulis in den nächsten Tagen fanden.
    In gleichmäßigem Dauerlauf lief Pedro zurück. Obwohl er jetzt kein Wolf mehr war spürte er doch wesentlich mehr Kraft und Ausdauer in seinem Körper, als er jemals gehabt hatte. Er war auch nicht müde, sondern fühlte sich, als habe er die vergangene Nacht traumlos und tief geschlafen.
    Pedro Sanchez gelangte ungesehen nach Estradas. Als er sich an der Dachrinne zu seinem Fenster emporhangelte verkündete das

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