0325 - Die Loge der Henker
Werwolf?« fragte Conchita entsetzt.
»Ich kann es nicht beschreiben!« erklärte das Mädchen. »Es war da. Es kam aus der Dunkelheit. Ich kann es nicht beschreiben. Aber ich hatte Angst!«
»Wir müssen ständig auf der Hut sein, daß uns die Kräfte der Hölle nicht erreichen um uns zu schaden!« erklärte Rodrigo Munilla.
»Ich werde die Loge in der nächsten Nacht zusammenrufen!«
»Die Loge? Was ist denn das?« fragte Dagmar Holler neugierig.
»Ein Geheimnis!« flüsterte Juan. »Darüber reden wir nicht mit Fremden!«
»Es ist nur für die Menschen ein Geheimnis, die nicht an das Treiben des Teufels und seiner Dämonen glauben!« fiel ihm sein Vater ins Wort. »Seit hunderten von Jahren besteht die Loge der Dämonen-Henker. In allen Zeiten hat sie dafür gekämpft, die Menschen vor dem Treiben des Bösen zu bewahren!«
»Auch Professor Zamorra kämpft gegen den Teufel, ohne daß die Welt das bemerkt!« erklärte Dagmar Holler. »Auch er wird von den Leuten verlacht und mit leichtem Spott abgelehnt, wenn er erklärt, daß diese Dämonenwesen des Teufels tatsächlich existieren und in der Nacht darauf lauern, den Menschen zu schaden. Ihre Loge steht also nicht alleine!«
»Erzähl ihr von der Loge!« bat Juan. »Vielleicht hat diese Señorita Wissen über die Dämonen, das wir nicht haben. Der Teufel ist listig und baut immer wieder Fallen auf, in die man gerät, wenn man seine Tücke nicht kennt!«
»Gut, ich denke, daß es das beste ist!« nickte Rodrigo Munilla.
»Dann werden Sie uns besser verstehen, Señorita Holler und unsere Vorsicht begreifen. Über die Jahrhunderte hinweg ist diese Gegend hier ständig Schauplatz von Kampf und Tod gewesen. Über diesen Paß zogen die Westgoten und schufen sich gewaltsam Bahn, um ihr Reich in Spanien zu gründen. Die Araber drangen hier vor, um gegen das Frankenreich zu kämpfen bis sie durch Karl Martell geschlagen wurden. Karl der Große zog sich, wie jeder weiß, über diesen Paß zurück und Roland, sein bester Ritter, fiel hier mit den Frankenkriegern, welche die Nachhut bildeten. Auch die Ritter der spanischen Reconquista drangen hier vor oder zogen sich hier in den Bergen zurück. Als Reconquista bezeichnet man die Rückeroberung Spaniens von den arabischen Mauren, die das Banner des Islam über Spanien gepflanzt hatten. Sie haben von Rodrigo Diaz de Bivar gehört?«
»Die Leute nennen ihn ›El Cid‹!« zeigte Dagmar Holler ihr Wissen.
»Auch er hat hier gekämpft, als König Sancho die Krone trug!« sagte Rodrigo Munilla. »Wie Sie sehen, ist hier auf diesen Boden seit hunderten von Jahren Blut geflossen. Unzählige Männer, ob Christen, Heiden oder Muselmanen, haben hier ihr Leben ausgehaucht. Jeder ist auf seine Art gestorben. Ihre Sterbegebete drangen von hier aus in den Himmel – und ihre Flüche wurden in der Hölle vernommen. Dies sind die Orte, wo der Teufel umgeht um Seelen zu fangen – oder um Verträge abzuschlie- ßen, die ihm Seelen einbringen!«
»Erklären Sie das bitte genauer!« bat Dagmar Holler, die interessiert lauschte.
»Nicht alle, die unter dem Banner des Glaubens kämpften, taten es für ihre Überzeugung!« sagte Rodrigo und sein Gesicht wirkte bekümmert. »Die meisten von ihnen hofften, bei Kampf und Eroberung reiche Beute zu machen. Sie wußten, daß sie ihre wahren Beweggründe zwar den Menschen, nicht aber dem ewigen Richter im Himmel verbergen konnten, der in die Herzen sieht. So nagte in ihrem Herzen Furcht und Zweifel, während sie neben sich die letzten Gebete und Todesseufzer der gefallenen Kameraden hörten, die mit ihren brechenden Augen die Himmelspforte offen sahen. Wer in die Schlacht gezogen war, um Reichtum zu erlangen, dem werden die Greueltaten nicht verziehen, egal unter welchem Banner er kämpft. Diese Männer, die heuchlerisch unter dem Banner des Glaubens gekämpft hatten, suchten die Sendboten des Teufels auf. Und viele von ihnen gaben alles, damit sie weiter leben konnten. Die verkauften das göttliche Erbarmen, das ihnen wie ein Lichtstrahl durch die Schwärze des Todes entgegen leuchtete für die Verlockungen des Bösen. Denn der Teufel vermag ewiges Leben zu schenken. So jedenfalls behauptet er – obwohl er sehr wohl weiß, daß dieses ewige Leben nur bis zum Jüngsten Tage währt – dem Tag, wo sich jeder dem letzten Gericht stellen muß und seine Taten, die Guten und die Bösen, für alle Zeiten vergolten werden.«
»Was danach kommt, ist nicht mehr mit ›Leben‹ zu bezeichnen. Denn das
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