Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0325 - Die Loge der Henker

0325 - Die Loge der Henker

Titel: 0325 - Die Loge der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
tatsächlich einen Werwolf – aber das geht die Menschen hier nichts an. Sonst geraten sie in Panik und rotten sich wieder zusammen.«
    »Ich weiß. Dann nimmt die Loge der Dämonenhenker ihre Jagd wieder auf!« nickte Dagmar verstehend.
    »Was? Den Begriff kennen Sie?« Der Padre war erstaunt.
    »Rodrigo Munilla, der Wirt der Cantina, hat mir davon berichtet!« sagte Dagmar vorsichtig.
    »Was hat er gesprochen? Erzählen Sie. Und das möglichst wortgetreu!« stieß Padre Domingo aus. Erstaunt berichtete ihm Dagmar Holler alles, was sie wußte. Sie spürte, daß der Padre immer mehr in Erregung geriet.
    »Der Wahnsinn ist also wieder erwacht. Sie haben Carlos Mondega getötet. Überall wurde verkündet, daß er von einem Felsen gestürzt sei. Sie haben sich also zusammengerottet und ihn, den sie für einen Zauberer hielten, aufgehängt. Großer Gott – und jetzt trifft sie die Strafe für ihr Tun. Nun ist mir klar, daß es tatsächlich einen Werwolf in der Gegend gibt. Als man Mondegas Bücher verbrannte, muß einer das Buch mitgenommen und benutzt haben!«
    »Sie sprechen in Rätseln, Padre!« gestand Dagmar Holler. »Sagen Sie mir bitte, was geschehen ist!«
    »Ich kannte Carlos Mondega!« erzählte Padre Domingo. »Er war hier oben Lehrer – aber ein Sonderling. Zeit seines Lebens sammelte er alles, was es an okkulten Schriften gab. Er hatte vor, seine Erkenntnisse in einem Buch zusammenzufassen, das er hier schreiben wollte. Seine Bücher waren zum größten Teil apokryphe Schriften, die von Leuten verfaßt waren, die schnelles Geld damit machen wollten – und die hat es seit Jahrhunderten immer wieder gegeben.«
    »Meistens waren es irgendwelche fantasievollen Zaubersprüche, die keine Wirkung erzielten. Beschwörungen, deren Vorbereitung kein Mensch erfüllen konnte. Anrufung von Dämonen, deren Namen frei erfunden worden waren. Oder in den Beschwörungen waren nur Anfangsbuchstaben wiedergegeben, weil angeblich die sogenannten ›hohen Namen‹ unaussprechlich waren. Dinge, die zwar der eigenen Seele schaden, wenn man sie liest – die aber der Menschheit keinen Schaden bringen, weil sie einfach jeder Grundlage entbehren!«
    »Und Sie, ein Geistlicher, haben sich mit diesen Dingen befaßt?« wunderte sich Dagmar Holler.
    »Der Arzt muß die Gifte kennen, vor denen er seine Patienten schützen will!« erklärte Padre Domingo. »Denn er weiß, daß es Gifte sind und versteht, sie zu vermeiden!«
    »Also wären Grusel- und Gespenstergeschichten vom Übel!« versuchte Dagmar, den Schluß zu ziehen.
    »Das sind sie in dem Falle nicht, wenn man sich darüber im klaren ist, daß die Geschöpfe der Nacht die Kreaturen des Satans sind, der damit die Menschheit zur Abkehr von Gott verführen will«, sagte der Padre. »Sonst müßten auch die Kriminalromane verboten werden. – Wenn man diese Dinge jedoch zum Anlaß nimmt, selbst mit Schwarzer Magie zu experimentieren, dann hat der Teufel sein Ziel erreicht. Doch das ist bei den Büchern, die Sie meinen, nicht der Fall. Wohl aber bei einigen Schriften, die Carlos Mondega in seiner Bibliothek verwahrte und von deren Echtheit er sicherlich keine Ahnung hatte. Denn sonst hätte er sie sofort verzehrendem Feuer überantwortet. In einem der Bücher war eine Beschwörung des Wolfsgeistes!« sank die Stimme von Padre Domingo herab. »Und diese Beschwö- rung – war echt. Wenn das Buch in falsche Hände gekommen ist, dann gibt es hier einen Werwolf!«
    »Und den werden sie jagen – die Dämonenhenker!« flüsterte Dagmar.
    »Und sie werden die Falschen fangen und töten!« setzte Padre Domingo grimmig hinzu. »Die Menschen da oben sind so abergläubisch, wie sie furchtsam sind. Jeden Fremden, der sich in der Gegend aufhält, werden sie verdächtigen. Und wie sie es mit Ihnen gemacht haben, Señorita Holler, werden sie ihn töten, ohne zu prüfen, ob er tatsächlich der Werwolf ist. Lehre mich einer den Mob kennen, wenn er Furcht hat – und diese Furcht nach einem Opfer verlangt!«
    »Aber das ist ja entsetzlich!« stieß Dagmar Holler hervor. »Kann man nichts tun? Die Polizei verständigen?«
    »Die Polizei kann nichts tun!« murmelte Padre Domingo. »Die kommt erst, wenn ein Verbrechen vorliegt. Wenn die Bauern aber hier einen Menschen töten, von dem sie annehmen, daß er ein Werwolf ist, dann lassen sie ihn verschwinden. Es gibt tiefe Schluchten und viele Felsen in den Pyrenäen. Ich weiß, daß es sich herzlos anhört, wie ich es sage. Aber ich kenne die Leute hier

Weitere Kostenlose Bücher