0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
der Mörder meiner Mutter immer noch frei herumläuft.«
»Dann sind wir uns ja einig«, warf ich ein.
Von Bailey kam ein knappes Lachen.
»Reden wir einmal von der zweiten Seite, nämlich der offiziellen. Natürlich hätte High den üblichen Weg gehen können: Fahndungsersuchen an die INTERPOL-Zentrale in Paris. Von da an das zuständige Land.«
»Sie wissen genau, was für ein unsicherer Weg das in diesem Falle wäre«, knurrte ich. »Dieser Staat, in dem sich Ackerman anscheinend aufhält, ist erst seit kurzer Zeit unabhängig. Es fragt sich, ob es dort überhaupt schon eine wirklich zuverlässige und starke Polizei gibt. Und es fragt sich, ob diese Polizei auch bereitwillig mit INTERPOL zusammenarbeitet.«
»Was da alles an Unsicherheitsfaktoren existiert, brauchen Sie mir nicht erklären, Cotton«, sagte Bailey ruhig. »Ich glaube, ich habe schon gesagt, dass ich genauso gehandelt hätte, wie High gehandelt hat. Trotzdem gibt es etwas, das er unter keinen Umständen außer Acht lassen darf.«
»Und was ist das?«, erkundigte sich Phil.
»High hätte beachten müssen, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Er mag gesundheitlich noch gut auf der Höhe sein. Trotzdem ist er keine dreißig Jahre mehr. Und ich bezweifle sehr, dass Ackerman freudestrahlend der Einladung folgen wird, mit in die USA zu kommen, nur damit er hier auf den elektrischen Stuhl klettern kann.«
»Da sind wir einer Meinung«, sagte Phil, »Mister High hätte jemand mitnehmen sollen. Allein ist es für ihn zu gefährlich. Aber natürlich wird er dort mit der Polizei Zusammenarbeiten. Er muss ja auch einen Auslieferungsantrag stellen.«
»Richtig«, nickte Bailey.
»Schicken Sie Jerry und mich hinterher!«, sagte Phil. »Jerry und ich haben seit geraumer Zeit ein paar persönliche Dinge zu erledigen. Würden Sie unser Urlaubsgesuch in Washington befürworten?«
Bailey seufzte zufrieden.
»Na endlich! Ich habe ohnehin den Eindruck, dass Sie dringend eines Urlaubs bedürfen.«
»Aber ganz bestimmt«, sagte ich. »Wir sind so abgearbeitet, dass wir unbedingt in ein wärmeres Klima müssen.«
»Dann wären wir uns ja einig«, sagte Bailey. »Sprechen Sie gleich morgen früh mit Ihrem Einsatzleiter. Ich verspreche Ihnen, dass er volles Verständnis für Ihren Urlaubswunsch haben wird.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte ich zufrieden.
***
»Eine Buschmeister?«, wiederholte Oberst Lindar verblüfft.
»Ja«, nickte der Professor. »Eine Giftschlange, die bis zu vier Meter lang wird. Sie lebt in Brasilien.«
»Aber wie kommt eine Giftschlange von Brasilien nach Afrika?«, fragte Mr. High.
Der Professor hauchte über seine Brillengläser und putzte sie umständlich mit einem großen Taschentuch.
»Das dürfen Sie mich nicht fragen, meine Herren. Benötigen Sie die Schlange noch? Sonst würde ich sie gern mitnehmen. Ich habe hier noch nie eine Buschmeister gesehen.«
Mr. High schüttelte den Kopf.
»Ich brauche die Schlange nicht. Sagen Sie mir nur eins: Wäre der Biss dieser Schlange tödlich gewesen?«
»Mit größter Wahrscheinlichkeit«, nickte der Professor.
»Nehmen Sie das Biest, ruhig mit, Professor«, sagte der Oberst. »Sie kann ohnehin nicht hier herumliegen. Vielen Dank, dass Sie so rasch gekommen sind.«
»Eine Buschmeister ist mir das wert«, versicherte der Wissenschaftler und packte die tote Schlange in den Korb. Nachdem er sich verabschiedet hatte, untersuchte Lindar die Schnur, die verwendet worden war, um den Korbdeckel aus sicherer Entfernung wegzuziehen.
»Gewöhnliche Schnur«, sagte der Oberst. »Kann man in vielen Geschäften kaufen. Es wäre völlig sinnlos, dieser Spur nachzugehen.«
»Sie glauben demnach, dass ein Anschlag auf mich verübt wurde?«, fragte Mr. High. »Aber von wem? Und warum?«
»Woher soll ich das wissen?«, brummte Lindar. »Wenn man wüsste, warum Sie hinter diesem Ackerman her sind, wüsste man vielleicht mehr.«
»Haben Sie mich schon danach gefragt?«
»Ich wollte es tun. Ich hatte Meldungen erhalten, dass Sie sich ziemlich auffällig überall nach diesem Ackerman erkundigten. Da wollte ich wissen, warum Sie das tun. Wenn ein junger Staat aufgebaut wird, geht es manchmal ein bisschen drunter und drüber. Da kann es nicht schaden, wenn man Bescheid weiß, was so vor sich geht. Aber ich kam heute Morgen nicht mehr dazu, Sie zu fragen, was Sie von Ackerman wollten. Wir wurden leider vorher unterbrochen.«
»Es ist furchtbar«, seufzte Mr. High. »Ich komme mir vor wie ein Mann
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