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0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

Titel: 0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wenn die Ratte pfiff (2 of 2) Sie tanzten
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trug einen eleganten Mantel, einen dunklen Hut und ein getupftes Halstuch. Als er auf zwei Schritte herangekommen war, fragte er halblaut: »Cotton?«
    »Ja«, sagte ich.
    Der Mann griff in seine Manteltasche. Meine Spannung wuchs. Ich ließ die Hand, die in die Manteltasche gefahren war, nicht aus den Augen. Sie kam mit einer Cellophanhülle wieder zum Vorschein. Darin steckte ein Ausweis, den ich nur zu gut kannte: ein FBI-Ausweis, wie ich selbst einen besaß.
    »Ich bin Bailey«, sagte der Mann und ließ mich den Ausweis sehen. »Wo steckt Ihr Freund?«
    »Phil Decker?«, fragte ich.
    »Ja, natürlich. Ihr beide steckt doch immer zusammen. Oder sind wir in Washington falsch informiert worden?«
    »Ich glaube kaum«, sagte ich.
    Bailey war ein leitender Beamter in der FBI-Zentrale in Washington, und wenn er abends in New York vor meinem Hause auf mich gewartet hatte, musste das natürlich seinen Grund haben.
    »Also«, wiederholte er, »wo steckt Ihr Freund?«
    »Vermutlich in seiner Wohnung und vielleicht sogar schon im Bett. Ich habe ihn jedenfalls vor einer knappen halben Stunde abgesetzt«
    »Dann lassen Sie uns zu ihm fahren. Ich muss mit Ihnen beiden sprechen.«
    »Okay, Sir.«
    Mich hatte zwar noch nie ein hoher Vorgesetzter nachts vor meinem Hause angesprochen, aber beim FBI gewöhnt man es sich ziemlich schnell ab, sich noch über irgendwas zu wundern. Ich nahm also die Garagenschlüssel und holte den Jaguar aus dem Stall.
    Bailey stieg ein, und ich chauffierte in Phils Wohngegend.
    »Da oben wohnt er«, sagte ich und zeigte auf das Haus.
    »Brennt Licht?«
    »Ja. In seinem Badezimmer.«
    »Okay. Holen Sie ihn herunter. Ich bleibe im Wagen.«
    »Wie Sie wünschen, Sir«, sagte ich und wünschte, er hätte wenigstens den Kopf seiner Katze schon mal aus dem Sack gelassen. Aber er tat mir nicht den Gefallen, sondern hüllte sich weiter in Schweigen, wie er es die ganze Fahrt über getan hatte. Ich stieg also aus und marschierte auf die Tür des Hauses zu, in dem Phil wohnte. Ich drückte den Klingelknopf in dem Rhythmus nieder, der zwischen Phil und mir vereinbart worden war. Es dauerte nicht lange, da summte die Sprechanlage auf.
    »Jerry?«, ertönte es halblaut aus dem Lautsprecher in der linken Türwand der zugleich auch Mikrofon war.
    »Ja. Bist du schon im Bett?«
    »Zu Dreiviertel. Was ist los?«
    »Zieh dich wieder an und komm ‘runter, und beeil dich damit.«
    »Warum?«
    »Bailey ist da. Er will mit uns beiden sprechen.«
    »Was für ein Bailey?«
    »Bailey aus Washington.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann folgte ein kurzer Pfiff und danach kam die knappe Bemerkung: »Okay, ich komme.«
    Die Sprechanlage verstummte. Ich steckte mir eine Zigarette an und lehnte mich gegen die Haus wand. Phil kam in überraschend kurzer Zeit.
    »Wo ist Bailey?«, fragte er. »Im Districtgebäude?«
    »Nein. Er sitzt im Jaguar. Anscheinend will er nicht gesehen werden.«
    »Komische Geschichte.«
    »Finde ich auch.«
    Ich warf meine Zigarette in den Rinnstein und ging mit Phil zum Wagen. Inzwischen war es elf geworden. Aus den Kinos strömten die Leute. Die Straßenlaternen brannten, und die meisten Wagen fuhren in Richtung mittlerer Broadway, dem Vergnügungszentrum für Nachtbummler.
    ***
    Phil zwängte sich auf den Notsitz des Wagens. Ich sah Bailey fragend an, nachdem er Phil begrüßt hatte.
    »Fahren Sie ein bisschen durch die Gegend«, sagte er. »Wir können uns dabei unterhalten.«
    »Okay, Sir«, sagte ich ergeben und ließ den Motor an.
    »Wissen Sie etwas über das Verbleiben von High?«, fragte Bailey.
    »Ja« erwiderte Phil. »Wir wissen, warum er hinter Richard David Ackerman her ist. Irgendwoher wussten wir alle, dass Mr. High zum FBI kam, weil Angehörige von ihm von Gangstern ermordet worden waren. Wir wussten nur keine Einzelheiten, denn Mister High sprach nie darüber. Außerdem musste es ja so lange zurückliegen, dass jeder annahm, die Sache wäre längst erledigt. Aber das ist nicht der Fall.«
    »Nein«, bestätigte Bailey. »Ich bin erst gestern dazu gekommen, die alten Akten zu prüfen. Dabei stieß ich auf diese Geschichte mit dem Überfall auf das Lohnbüro. Es war Highs Mutter, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Phil. Weiter nichts. Was hätte man auch sonst noch dazu sagen sollen.
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann brummte Bailey düster: »Diese Sache hat zwei Seiten. Menschlich verstehe ich High völlig. Ich würde genauso handeln, wie er gehandelt hat, wenn ich erführe, dass

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