0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
führte der Lieutenant einen südamerikanischen Matrosen herein.
Der Oberst stand sofort auf und zeigte sich von seiner liebenswürdigsten Seite.
»Bitte nehmen Sie Platz!«, sagte er freundlich und rückte selbst einen Stuhl zurecht. »Ich hörte, Sie haben das Ablegen Ihres Schiffes verpasst?«
»Ja, zum Teufel!«, knurrte der Matrose. »Aber diese Banditen hätten ja auch ein paar Stunden auf mich warten können, nicht wahr? Bei einer Ozeanüberquerung spielen doch ein paar lausige Stunden keine Rolle!«
»Das kann ich nicht beurteilen«, erwiderte Lindar. »Ich weiß nur, dass Sie jetzt leider Schwierigkeiten haben werden.«
»Schwierigkeiten? Ich? Wieso?«
»Nach unserem Passgesetz ist es ausländischen Matrosen verboten, länger als für die Liegezeit ihres Schiffes im Lande zu weilen. Das kann eine empfindliche Strafe für Sie nach sich ziehen!«
»Eine Strafe? Was für eine Strafe?«
»Nun, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Mehr als ein paar Jahre Zwangsarbeit sind es sicher nicht.«
»Zwangsarbeit? Ein paar Jahre? Und das nennen Sie nicht so schlimm? Hören Sie, ich biete Ihnen ein Geschäft an! Ich habe es Ihren Leuten schon gesagt, aber die wollten mich nicht laufen lassen! Sie sind doch hier die Polizei?«
»Das sind wir«, nickte Lindar gelassen. »Aber Geschäfte machen wir nicht. Ich habe noch von keiner Polizei gehört, die Geschäfte macht.«
»Na, ich will’s euch trotzdem erzählen. Ich will euch was von Opiumschmuggel erzählen! Von Opiumschmuggel, Rauschgift, versteht ihr das?«
»Opiumschmuggel?«,, fragte Oberst Lindar.
»Ja, natürlich! Jedes Mal, wenn die Santa Marguerita hier anlegt, nimmt sie Opium an Bord! Manchmal fünf, manchmal auch sechs Kilo! Ist das vielleicht nichts?«
»Ich bin Ihrer Meinung«, erwiderte der Oberst ruhig. »Das ist sogar allerhand! Wer bringt das Opium?«
»Immer dieselben beiden Männer. Der eine heißt Doyer und der andere Brunning.«
»Woher kommt die Ware?«
»Irgendwo aus dem Innern des Landes. Da muss ein Kerl sitzen, der eine richtige Opiumplantage angelegt hat. Ich habe zufällig mal von den beiden gehört, dass sie auch andere Schiffe beliefern, die andere Häfen anlaufen. Ich glaube, das Opium geht von hier aus in die ganze Welt.«
»Wie kommen die beiden Männer zum Schiff? Zu Fuß?«
»Nein. Mit einem blauen Wagen. Sie haben einen raffiniert ausgeheckten Trick mit dem Benzintank! Ich weiß nicht wie sie’s machen, aber sie schmuggeln das Opium im Benzintank durch die Grenze des Freihafens.«
»Danke«, sagte der Oberst. Jetzt klang seine Stimme schneidend. »Das wollte ich nur wissen. Sie selbst haben also seit langer Zeit von dem Schmuggel gewusst, aber Sie haben am Unglück von vielen tausend Süchtigen mitverdient und den Mund gehalten, bis Sie in einer Notlage waren. Ich denke, wir werden Sie als wichtigen Zeugen festsetzen! Abführen!«
Der Matrose schrie wie am Spieß.
Als seine Brüllerei verhallt war, hatte Lindar bereits den Telefonhörer in der Hand.
»Ich brauche eine Verbindung mit dem Stab der Streitkräfte«, sagte er und 42 legte den Hörer auf. »Dies, Ugurru«, sagte er grimmig, »wird ein Schlag werden, dass INTERPOL den Hut vor uns zieht!«
***
Auf den Feldern arbeiteten Eingeborene. In regelmäßigen Abständen standen muskulöse Neger, die offenbar einem anderen Stamm angehörten, mit schweren, langen Peitschen aus geflochtener Nilpferdhaut.
Die nackten Rücken der arbeitenden Männer zeigten lange Narben. Es gab keinen unter ihnen, der nicht schon mit der Nilpferdpeitsche Bekanntschaft gemacht hätte.
Mr. High sah es aus zusammengekniffenen Augen. Er sah auch, welche Pflanze hier ausschließlich angebaut wurde: Schlafmohn, aus dessen Fruchtkapseln eingetrockneter Milchsaft gewonnen wird. Opium!
Der Weg führte zwischen den Feldern auf die Gebäudeansammlung zu, die sich vor dem gegenüberliegenden Rand des Urwaldes erhob.
Erst als sie schon ziemlich nahe herangekommen waren, sah Mr. High, dass links sechs oder sieben niedrige Hütten von einem doppelten Stacheldrahtzaun umgeben waren.
Offenbar handelte es sich hier um die Unterkünfte der Arbeiter, die er auf dem Felde gesehen hatte. Sie wurden anscheinend wie Sklaven behandelt.
Weiter rechts erstreckte sich ein sehr großes, auf Pfählen gebautes Haus, an dessen Längsseite sich eine überdachte Veranda befand. Das Haus war mit Stroh und anderem getrockneten Pflanzenmaterial gedeckt. Die Fenster bestanden lediglich aus sehr engmaschigem
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