0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
»Sie sind ein Verbrecher, Ackerman. Und eines Tages wird man Sie zur Rechenschaft ziehen.«
Ackerman holte wieder aus. Er schlug mit beiden Fäusten zu.
Mr. High hatte die gefesselten Hände hochgerissen, um wenigstens sein Gesicht ein wenig schützen zu können.
Plötzlich traf ihn ein harter Schlag am linken Ohr. Die Wucht des Schlages fegte ihn fast von den Füßen.
Er taumelte nach rechts, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Mit dem Hinterkopf schlug er hart gegen die scharfe Kante eines der vier Deckenpfeiler, bevor er endgültig zu Boden stürzte.
Ackerman blieb keuchend stehen.
Mr. High atmete schwer. Mühsam stemmte er sich mit den gefesselten Händen hoch. Seine Augen blickten klarer als je.
Und als er den Mund öffnete, sagte er: »Schade, dass meine Leute vom FBI nicht hier sind, die würden Ihnen manches austrei…«
Mr. High stutzte. Er sprach seinen Satz nicht zu Ende. Auf seinem Hinterkopf war eine kleine Platzwunde, aus der ein wenig Blut sickerte.
»Meine Leute vom FBI…«, wiederholte er mit gerunzelter Stirn. »Natürlich! Ich bin doch…«
»Was bist du?«, fauchte Ackerman.
Mr. High hob langsam den Kopf.
»Jetzt, Ackerman«, sagte er entschlossen, »jetzt können Sie mich totschlagen. Aber erfahren werden Sie nichts von mir!«
***
»Vorsicht, Wellers!« schrie John Rickert mit sich überschlagender Stimme, während er gleichzeitig schon den keulenartigen Knüppel niedersausen ließ, den er als eine Art Spazierstock verwendet hatte.
Er zerschmetterte der Schlange, die seitlich aus dem Unterholz ihren Kopf gegen Wellers vorgeschnellt hatte, den Schädel.
Der frühere Großwildjäger war herumgefahren und wurde ein wenig blasser, als er den Schlangenleib sah.
»Verdammt noch mal«, brummte er.
»Sie Greenhorn haben mir tatsächlich das Leben gerettet. Ich habe ein paar Minuten beim Gehen vor mich hingedöst. Das kann man sich in diesen Gegenden beim besten Willen nicht erlauben.«
»Reden wir nicht mehr davon«, erwiderte John Rickert und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es war eine Selbstverständlichkeit.«
Rickert hatte während ihrer Safari bestimmt an die zwanzig Pfund abgenommen. Strapazen und Hitze hatten gleichermaßen an seinem Fett gezehrt. Was der Schweiß nicht ausgetrieben hatte, war von der Anstrengung der Muskeln verbraucht worden.
In den ersten vier Tagen, hatte Rickert des Öfteren geglaubt, er werde nach spätestens weiteren zehn Schritten zusammenbrechen und vielleicht nie wieder aufstehen können. Aber er hatte mit eisernem Willen gegen jede Schwäche angekämpft. Wenn ich zusammenbreche, sagte er sich, komme ich nicht wieder hoch.
Dafür hatte er abends, wenn sie ihr Nachtlager bezogen, oft nichts mehr gegessen, weil er so, wie er sich ins Gras fallen ließ, einschlief.
Jetzt hatte er sich schon halbwegs an die Strapazen gewöhnt. Er fragte sich nur immer wieder, wie es die Eingeborenen fertig brachten, dabei auch noch große Lasten zu schleppen.
Was ihm immer am meisten zu schaffen gemacht hatte, war, wie bei allen zur Fettleibigkeit neigenden Menschen, die Hitze gewesen. Auch jetzt schwitzte er aus allen Poren.
Nachdem er sich die Stirn abgewischt hatte, sagte er: »Wie lange haben wir denn noch durch diesen Kontinent zu kriechen? Himmel, dass die Erde so groß ist, widerspricht jedem Atlas.«
Wellers lachte.
»Ja, nicht wahr?«, rief er belustigt. »Auf den Karten sieht das immer so bequem und kurz aus, wenn man mit den Fingern über die Entfernungen fährt. Aber trösten Sie sich, Rickert. Da wir so weit gekommen sind, wie wir schon sind, werden wir den letzten Rest auch noch schaffen. Wenn mich meine Schätzung nicht trügt, müssten wir nämlich noch heute unser Ziel erreichen. Und zwar in wenigen Stunden. Höchstens drei Stunden, nach meiner Schätzung. Wenn ich mich nicht irre.«
Rickert wich einen Schritt zurück und lehnte sich gegen ein Baumstamm.
»Wellers«, bettelte er flehentlich, »machen Sie um Himmels willen keine Witze! Wenn ich dran denke, dass wir in drei Stunden da sind, zittern mir jetzt schon die Knie.«
»So müsste es aber sein«, wiederholte Wellers. »Sie werden zugeben, dass ich ein guter Führer bin!«
»Der beste, der sich denken lässt. Und wenn wir wirklich in drei Stunden an Ort und Stelle sind, erkläre ich Sie jetzt schon zum Genie aller Führer überhaupt. Können wir uns fünf Minuten Rast erlauben?«
»Warum nicht? Bis zum Einbruch der Dunkelheit sind es mindestens noch sechs bis sieben
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