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0326 - Burg der tausend Schrecken

0326 - Burg der tausend Schrecken

Titel: 0326 - Burg der tausend Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unterstützt wurde. Kein unschuldiges Wesen hauchte auf dem Qpferstein sein Leben aus. Und doch steckte Macht in dem Ruf, eine absurd starke Macht, die dem Fürsten der Finsternis nicht gefiel und die ihm zu denken gab.
    Leonardo deMontagne war nicht sonderlich erbaut über die Störung. Die Macht des Rufes zerrte an ihm.
    Er, der die Hölle fast tausend Jahre lang aus der Perspektive des Opfers erlebt hatte, der im Höllenfeuer gestählt war, erhob sich fauchend. Funken sprühten vor seinen Augen, als er mit einem heftigen Stoß seiner Faust die Dienerin beiseite scheuchte, die willenlose Sklavin, die nur dazu da war, ihren Meister zu erfreuen. Leonardo keuchte vor Wut. Störungen und Anrufungen waren ein überaus lästiges Übel, und besonders zu Zeitpunkten wie diesem.
    Es zerrte immer stärker an ihm.
    »Chan!« brüllte er. »Eysenbeiß!«
    Seine beiden Vertrauten, stets untereinander rivalisierend, erschienen in dem Gemach, das der Fürst der Finsternis sich eingerichtet hatte; eine große Spielwiese, seinen durchaus menschlichen Gelüsten angepaßt, umsäumt von den modernen Schädeln erschlagener Widersacher, gleich ob Mensch oder Dämon, auf Pfosten gesteckt. Irrlichter wieselten hin und her und erhellten den Raum auf bizarre Weise mit tanzendem Lichtschein. Wer sich in der Atmosphäre wohl fühlte, in der glühende Hitze sich mit eisigem Frost abwechselte, mußte krank - oder Dämon sein.
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß, einstiger Ewiger der Sekte der Jenseitsmörder in einer anderen Weltebene, und Wang Lee Chan, der entmachtete Fürst einer mongolischen Dynastie zur Zeit des Dschinghis Khan, waren nicht dämonischen Blutes. Sie waren Menschen, die die Hölle bewohnten, als Vasallen des Herrschers kaum weniger mächtig als er und doch ihm treu ergeben.
    »Dir, mein Freund«, zischte Leonardo und deutete mit ausgestreckter Hand auf Eysenbeiß, während er selbst bereits durchscheinend wurde, »dir vertraue ich die schwierige Aufgabe an, während meiner Abwesenheit meine… Amtsgeschäfte zu führen.«
    »In jeder Beziehung«, dienerte Eysenbeiß eilfertig und schielte nach der Sklavin.
    Leonardo nickte nachlässig.
    »Man wird sehen, ob sie eine Hexe ist«, zischelte Eysenbeiß. »Hexen müssen brennen…«
    »Verschone mich, sie und alle anderen mit deinem kindischen Hexenwahn«, brüllte Leonardo ihn an. »Amtsgeschäfte, sagte ich! Chan, du kommst mit.«
    Wang Lee Chan erkannte die Symptome längst. Er wußte, daß sein Herr gerufen wurde, aber es war unüblich, daß er dabei einen Begleiter, einen Leibwächter mitnahm. Normalerweise erschien nur der gerufene Dämon bei seinem Beschwörer. Doch Leonardo war nicht gewillt, sich an die alten überlieferten Traditionen der Hölle zu halten, wenn es ihm so nicht in den Kram paßte. Er führte neue Sitten ein und machte sich damit im Kreis der Schwarzen Familie nicht nur Freunde. Aber er wollte, wie er es ausdrückte, alsbald die Spreu vom Weizen trennen und herausfinden, auf wessen Unterstützung er sich nötigenfalls verlassen konnte. Denn es gab noch diverse Ränge der Höllenhierarchie oberhalb des Fürsten der Finsternis. Und dorthin schielte er seit einiger Zeit.
    Aber dann begriff Chan, als Leonardo ihm noch während der Entmaterialisation etwas zuraunte.
    »Zamorra gefangen! Ein anderer hält sein Amulett, und…« Während des Überganges vollzog Leonardo eine magische Handlung. Er war vorsichtig, sehr vorsichtig, weil er wußte, wie gefährlich sein Gegner Zamorra war.
    Noch während Leonardo mit seinem Leibwächter und Vertrauten erschien, schaltete er Zamorras Amulett ab!
    ***
    Leonardo kam, Zamorra wußte es. Das Verhalten von Merlins Stern verriet es ihm. Leonardo deMontagne hatte das Amulett lange genug selbst besessen und als Werkzeug des Bösen mißbraucht, und er konnte es in gewisser Hinsicht auch jetzt noch manipulieren. Er hatte es vorsichtshalber stillgelegt, um nicht von Zamorra damit angegriffen zu werden, und war dem Professor damit um Sekundenbruchteile zuvorgekommen. Wenn Zamorra es jetzt wieder einsetzen wollte, mußte er es erst in einem mühevollen, langwierigen Prozeß wieder von der Blockierung befreien.
    Es begann im Zauberkreis zu flirren. Zwei Schatten schälten sich aus lodernden Flammen und nahmen mehr und mehr Gestalt an. Zwei!
    Leonardo war nicht allein gekommen!
    Im nächsten Moment erloschen die Flammen, und er befand sich inmitten des magischen Kreises. Er hatte die Erscheinungsform gewählt, die seine Originalgestalt

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