0326 - Burg der tausend Schrecken
Inez-Gespenstes wieder. Zamorra war verblüfft. Er konnte sich nicht vorstellen, wie und warum das Amulett so auf Inez einwirken konnte, zumal es nicht einmal auf sie gerichtet war. Das war alles untypisch, er hatte dergleichen noch nie erlebt.
Nun, er würde seinen Befreiungsversuch verschieben, denn Inez würde hier schließlich keine Ewigkeit lang warten.
Er lauschte nach der magischen Aura des Gewölbes. Sie war nach wie vor vorhanden, war aber nicht stärker geworden. Sie mußte eine Art Trägermedium sein für die Kraft, die zugeschlagen und Zamorra gefesselt hatte.
Aber wer hatte diese Kraft gesteuert?
Mit diesem Überraschungsschlag der zuschnappenden Falle waren die Rätsel nicht weniger geworden. Der Feind im Dunkeln, der wirkliche Gegner, zeigte sich immer noch nicht.
***
Sid Amos verstaute die silberne Scheibe wieder in seinem Koffer und sicherte diesen mit einem Zauberspruch. Das Amulett war sein strengstgehütetes Geheimnis. Dieses und ein weiteres hatte er während der Kämpfe gegen die DYNASTIE DER EWIGEN erbeutet. Die alte Legende hatte sich als wahr herausgestellt, daß Merlin einst sieben Amulette schuf, aber erst das siebte war vollkommen. Alle anderen waren nur Steigerungen von unvollkommen bis annähernd perfekt. Doch hieß es, daß die sechs Prä-Amulette gemeinsam das siebte besiegen konnten.
Die sechs Amulette hatten Angehörigen der DYNASTIE gehört. Im Endkampf in den Felsen von Ash’Naduur hatte der ERHABENE Skribent versucht, mit den sechs Amuletten das siebte zu zwingen. Vielleicht wäre es ihm gelungen - vielleicht auch nicht. Doch es war nicht dazu gekommen, denn Sid Amos, der sich unter die Reihen der EWIGEN geschlichen hatte, hatte sich mit dem von ihm erbeuteten Amulett gegen den ERHABENEN gestellt. Und dann war es ihm auch noch gelungen, ein zweites zu erbeuten. Die vier anderen waren in die Tiefen des Universums geschleudert worden, und Sid Amos hoffte, sie eines Tages zu finden.
Damals wollte er die Amulette erbeuten, um Zamorra damit unter Umständen besiegen zu können, falls er ihn nicht mehr als Schachfigur und heimlichen Helfer gegen Kreaturen wie Amun-Re, die EWIGEN, DIE MÄCHTIGEN oder andere Konkurrenten gebrauchen konnte. Oft genug hatte Zamorra in Sid Amos’ Sinn arbeiten müssen, ob er wollte oder nicht, weil sie ähnlich gelagerte Interessen hatten. Aber Amos hatte schon damals, als Fürst der Finsternis, ein Stück weiter gedacht.
Inzwischen war vieles anders geworden, die Fakten hatten sich geändert, die Konstellationen verschoben. Auf dem Thron des Höllenfürsten saß jetzt ein anderer. Dennoch begehrte Sid Amos die anderen Amulette. Niemand konnte wissen, wozu man sie eines Tages noch gebrauchen konnte…
Und wichtig war vor allem, daß Zamorra niemals erfahren durfte, daß Amos bereits zwei von Merlins Sternen besaß. Der Keim des Vertrauens, der gesät worden war, würde schon im Ansatz wieder verdorren. Und das lag absolut nicht in Amos’ Sinn. Es war schlimm genug, daß Teri Rheken und Gryf ap Llandrysgryf sich vorsichtig distanzierten und Amos mißtrauten.
Amos verließ sein Quartier wieder und suchte Miguel Ferreira auf. Der Spanier sah ihm beunruhigt entgegen.
»Ich habe nachgedacht«, sagte er. »Bisher habe ich getan, was Sie mir vorschlugen, Señor Amos. Sie haben mir Profit versprochen. Aber davon sehe ich bisher noch nichts, aber dafür wird mir die Sache inzwischen zu heiß. Sie erteilen mir Anweisungen, sind aber mit der Art und Weise, in der ich vorgehe, nicht einverstanden; Sie retten ein Mädchen, von dem Sie wollen, daß es verschwindet - und geben ihr die Möglichkeit, mir die Polzei auf den Hals zu hetzen… nein. Ich spiele nicht mehr mit. Oder sie müssen schon die Karten auf den Tisch legen, und Sie müssen auch endlich eine Gegenleistung erbringen für das, was ich bisher für Sie erledigt habe.«
»Ach«, sagte Amos spöttisch. »Möchte der Hund anfangen zu beißen? Knurrt er schon seinen Herrn an?«
Ferreira sprang auf.
»Was erlauben Sie sich?« zischte er. »Sie befinden sich immerhin in meinem Castillo.«
»Sehen Sie, Señor Ferreira, das ist mir durchaus bewußt«, sagte Amos glatt. »Es soll auch Ihres bleiben, und Sie bekommen von mir die Mittel zur Renovierung, Restauration und Unterhalt - nach Abschluß der gesamten Aktion, wie abgesprochen. Und jetzt machen Sie keinen Zwergenaufstand, Señor.«
Ferreira stieß pfeifend die Luft aus.
Amos hob beide Hände. Für den Bruchteil einer Sekunde leuchtete es fahl
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