0326 - Dämonen-Paradies
die Jahrhunderte oft genug für sie keine Rolle spielten.
Während dieser Gedankengänge hatte sie die Treppe hinter sich gelassen und die Halle erreicht. Dort schaute sie noch einmal zurück.
Sehr hoch und seht steil kam ihr die Treppe vor. Sie konnte bis zum Ende sehen, wo der Lichtschein auf die ersten Stufen fiel.
Sie waren leer.
Conrad ließ sich nicht blicken.
Das beruhigte Maxi einigermaßen, obwohl dieser Mensch nach wie vor die unbekannte Größe in dem höllischen Spiel war. Sie wußte nicht, wie er sich verhalten würde, denn er war einfach nicht auszurechnen.
Wahrscheinlich stellte er sich auf die andere Seite.
Dann wurde es schlimm für sie…
***
An eine Rückkehr dachte sie nicht. Sie war einen Teil des Weges gegangen und wollte ihn auch bis zum Ziel durchgehen. Nichts konnte sie noch aufhalten, auch ihre eigene Angst nicht, die sie zum Teil inzwischen überwunden hatte.
Ein paarmal mußte sie schlucken. Nun war ihr wohler. Sie tauchte in die Tiefe der schwach erleuchteten Schloßhalle und näherte sich dem kahlen Rittersaal, den sie ebenfalls durchquerte und dann in den schmalen Anbau gelangte, der wie ein Geschwür aus Stein vom Bau des eigentlichen Schlosses abstand.
Dorthin verirrte sich kaum ein Mensch. Schon über der Erde war der unheimliche Odem einer alten Gruft zu spüren, die tief im Schoß des Bodens verborgen lag. Eine schmale Steintreppe führte zu der Gruft hinab.
Vor dem oberen Ende der Treppe befand sich eine Tür. Sie war sehr schmal und lief an ihrer oberen Seite spitzbogenförmig zu. Wie alt die Tür war, wußte Maxi nicht zu sagen. Irgendwann einmal war sie aus Brettern hergestellt worden, die jemand zusammengenagelt hatte.
Eine rostige Türklinke war ebenfalls vorhanden! Als sie von der schmalen Hand der Frau nach unten gedrückt wurde, begann sie zu quietschen. Ein Geräusch, das Maxi haßte. Sie mochte keine knarrenden oder quietschenden Türen. Ein Trauma aus ihrer Kindheit. Damals hatte sie sich schon davor gefürchtet.
Heute noch mehr.
Vor der obersten Stufe blieb sie stehen. Obwohl sie seit Jahren die Gruft nicht mehr betreten hatte, wußte sie noch sehr genau, wie alles aussah. Wenn sie die Tür öffnete, mußte sie nach rechts greifen, um in die Nische in der Wand zu fassen. Dort befand sich alles, was sie benötigte. Da stand der Leuchter mit den beiden Kerzen, und dort lagen auch Streichhölzer. Conrad wechselte sie jede Woche einmal aus, damit sie und die Reibfläche nicht feucht wurden.
Hoffentlich hatte er sich daran auch immer gehalten.
Maxis Fingerkuppen strichen über das rauhe Gestein, und die Nägel stießen schon bald gegen einen etwas härteren Widerstand.
Es war das Metall des Halters. Sie griff daran vorbei und bekam sehr schnell die Streichholzschachtel zu fassen. Ihr rasendes Herz beruhigte sich allmählich, denn diesen Fund bezeichnete sie als ersten kleinen Erfolg.
Dennoch zitterten ihre Hände sehr als sie mit dem Daumen die Schachtel aufstieß und das erste Streichholz entnahm. Fast wäre es noch zu Boden gefallen, so nervös war sie. Dafür brach es beim ersten Versuch, es in Brand zu stecken, ab, und Maxi bekam beim dritten Streichholz Licht.
Sie schirmte die Flamme mit der freien Hand ab und näherte sich den Kerzendochten.
Der erste brannte sofort. Beim zweiten mußte sie ein neues Streichholz anzünden.
Die Schachtel steckte sie in die Tasche ihres Morgenrocks, nahm den Leuchter und machte sich auf den Weg in die Tiefe.
Es war eine sehr steile Treppe, die vor ihr lag. Sie erinnerte sich wieder an ihre Kindheit. Schon auf den Stufen hatte sie damals den Schauder gespürt. Von der unter der Erde liegenden Gruft ging etwas aus, das ihr Angst einflößte.
Sie hatte Mühe, den Atem unter Kontrolle zu halten. Die Luft war schwer und feucht. Wenn Maxi sie einatmete, hatte sie das Gefühl, ein Teil ihrer Lungen würde mit Wasserdampf gefüllt. Etwas strich über ihr Gesicht. Es war eine sanfte Berührung, ein Streicheln nur, dennoch machte es ihr Angst, und sie zuckte zurück.
Für einen Moment blieb sie stehen. Dabei befand sie sich schon auf der Treppenmitte, und ein ähnliches Gefühl, wie sie es gehabt hatte, als sie im Bett lag und von den Geistern umtanzt wurde, breitete sich in ihrem Körper aus.
Nur überraschte sie diese Beklemmung nicht mehr so stark wie beim erstenmal, und sie ging weiter.
Schritt für Schritt. Stufe für Stufe stieß sie tiefer in die Düsternis vor, in das Dunkel eines unheimlichen Kellers, in dem
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