0326 - Dämonen-Paradies
könnte ich es sein. Auch wenn ich es wäre, würde ich es Ihnen nicht sagen. So etwas verletzt die Regeln des Spiels. Wer der Mörder ist, müssen andere herausfinden.«
»Es könnte auch Ihre Schwester sein?«
»Natürlich.«
»Hat es denn schon einen Toten gegeben?« fragte ich.
»Keine Ahnung. Wir werden es bald wissen.«
»Und wann?«
»Sobald die Leiche gefunden ist.«
Ich nickte. »So ist das also. Sie müssen sich erst noch auf die Suche begeben.«
»Genau.«
»Und Ihre Mitspieler?«
»Befinden sich bereits auf der Suche. Sie sind im Schloß unterwegs. Wir haben die Aufgabe bekommen, hier zu warten. Vielleicht rollt uns auch die Leiche vor die Füße. Man kann nie wissen.« Er lachte und schaute zur Treppe hin, denn dort waren Schritte aufgeklungen.
Conrad kam.
Er tauchte wie ein gefährlicher Schatten aus dem Halbdunkel über den Stufen auf. Fred Holborn zuckte zusammen und runzelte die Stirn. »Ich mag ihn nicht«, hauchte er.
Conrad schritt quer durch die Halle, ohne uns mit einem Blick zu würdigen.
»Wo könnte er hingehen?« murmelte ich.
»In dieser Richtung liegt der Rittersaal.«
»Sie kennen sich aus?«
»Ein wenig.«
»Gibt es etwas Besonderes im Saal?«
»Ja, da ist das Büfett aufgebaut, und dort stehen auch die meisten Getränke für die Gäste.«
»Dann hatte er auch einen Grund.« Ich deutete nach unten. »Kennen Sie auch die Gruft?«
»Gibt es so etwas?«
»Ich hörte davon.«
Fred Holborn lachte. »Wäre doch ein Gag, wenn uns die Mördersuche in eine Gruft führt. Das habe ich bisher noch nicht erlebt.«
Seine Schwester stand auf. »So«, sagte sie und strich über ihre Jeans.
»Meinetwegen könnte die Leiche bald kommen.«
Ihr Bruder lachte. »Ein Toter, der gehen kann?«
Sie knuffte ihn in die Rippen. »Nimm nicht alles so wörtlich.« Dann wandte sie sich an mich. »Wie wär’s, Mr. Sinclair? Möchten Sie nicht einen kleinen Whisky?«
Ich winkte ab. »Nein, vielen Dank! Es ist mir noch zu früh.«
Kathy Holborn hob die Schultern. »Sie sind ein etwas seltsamer Mensch.«
»Wieso?«
»Ich kenne Maxi Mandix zwar nicht sehr gut, dennoch weiß ich über sie Bescheid. Ihr Lebenswandel ist, falls sie nicht auf dem Schloß lebt, ein wenig außergewöhnlich. Und so sind auch ihre Freunde oder Bekannte. Gehören Sie zu ihnen?«
»Höchstens zu den Bekannten.«
»Dennoch sind Sie anders.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nicht so oberflächlich, machen keine Schau, stürmen hier nicht herein wie der große Angeber und erzählen nichts von sich und ihren großen Leistungen.«
»Da gibt es wohl nicht viel zu berichten.«
Kathy hatte sich ein Glas genommen. Am Geruch erkannte ich den Martini. »Sagen Sie, Mr. Sinclair, was sind Sie eigentlich von Beruf?«
»Ich arbeite für den Staat.«
Sie lachte. »Das ist eine Antwort und trotzdem keine. Raffiniert gemacht. Da können Sie Förster, Finanzbeamter oder Polizist sein.« Sie drohte mir mit dem Finger. »Keine Sorge, ich bekomme noch heraus, was Sie wirklich sind.«
Fred Holborn kam zu uns. Er trank einen Whisky. »Nehmen Sie sich vor meiner Schwester in acht, Mr. Sinclair. Wenn sie einmal auf jemand ein Auge geworfen hat, geht die Person in ihr Netz.«
»Ich habe gegen hübsche Augen nichts einzuwenden«, gab ich unumwunden zu.
»Seien Sie trotzdem auf der Hut.«
»Wie kannst du mich nur so schlecht machen, Fred.«
»Ich sage nur die Wahrheit.«
Plötzlich hörten wir ein Poltern. Es war dort aufgeklungen, wo die Treppe endete.
Automatisch richteten sich unsere Blicke dorthin. Wir schauten die Stufen hoch, sahen verschwommen dort eine Gestalt stehen und konnten nicht erkennen, um wen es steh handelte.
Im nächsten Augenblick kippte die Person.
Voll schlug sie auf die Kanten der Stufen, überrollte sich, hieb mit den pendelnden Armen gegen die Stäbe des Geländers und wurde immer schneller, je mehr Stufen sie hinter sich ließ.
Die beiden Holborns, rührten sich nicht von der Stelle. Sie ahnten etwas, ich wußte es bereits und stürmte vor.
Als ich die Treppe erreichte, kippte der Körper über die letzte Stufe hinweg. Auf den anderen sah ich die Blutflecken, und als der Mann zur Ruhe kam, erkannte ich auch die schreckliche Wunde in seinen Hinterkopf. Mir war klar, daß ihm niemand mehr helfen konnte. Ed Selby war tot!
Kein Spiel, sondern echt. Hier hatte es eine Leiche gegeben, und der Mörder mußte sich im Schloß befinden. Wo genau, daß war mir unbekannt, jedenfalls verlor ich keine Sekunde und jagte
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