0326 - Dämonen-Paradies
Sir, der Mann ist tot.«
»Und jetzt suchen wir den Mörder.«
»So sah es das Spiel vor.«
Wir konnten unseren Dialog nicht mehr weiterführen, denn der Stimmenwirrwarr war einfach zu groß geworden. Jeder der Anwesenden hatte die Leiche gesehen.
Die Reaktionen reichten vom stummen Entsetzen bis hin zu leisen Schreien der Angst.
Ich ließ die Leute in Ruhe.
Auch Maxi Mandix sah ich. Sie war käsig geworden. Ihre Lippen zuckten, der fragende Blick war auf mich gerichtet, doch ich hob die Schultern. Noch wußte ich nichts, aber ich würde bald etwas wissen, das nahm ich mir vor.
Zunächst einmal wollte ich Ruhe haben, winkte Maxi zu mir heran und fragte sie, ob sie bereit war, mir zu helfen.
»Natürlich.«
Es dauerte seine Zeit, bis der Stimmenwirrwarr tatsächlich aufhörte.
Danach schaute man mich gespannt an.
Zunächst stellte ich mich vor.
Als die Versammelten meinen Beruf hörten, erlebten sie eine zweite Überraschung. So recht wollte oder konnte es keiner glauben. Ich sah mich gezwungen, meinen Ausweis zu zeigen, um die Richtigkeit meiner mündlichen Angaben zu untermauern.
»Und nun möchte ich gern zur Sache kommen«, sagte ich danach und bat die Leute, sich getrennt aufzustellen. Auf eine Seite das Personal, auf der anderen die Gäste.
Conrad zählte sich zum Personal. Er wurde eingerahmt von vier Frauen und zwei Männern, die allesamt die schwarzweiße Kleidung der Kellner trugen.
Sie waren sehr nervös. Einige schauten zur Tür. Am liebsten wären sie verschwunden, das konnte ich nicht zulassen, denn jeder von ihnen kam als Mörder in Betracht.
Auf der anderen Seite des Tisches standen die Gäste. Die Holborns kannte ich. Nun hätte ich gern die Namen der anderen beiden Paare erfahren.
Ich bat sie darum.
Der dickliche Mann mit seiner größeren, blondgefärbten Frau hieß Walker. Sie hörte auf den Vornamen Gladys, er auf Sean.
Das andere Paar waren die Lanes. Sie machten einen verschüchterten Eindruck und hielten sich an den Händen. Ellen und Jim lauteten ihre Vornamen.
Ich wandte mich an die Walkers. »Können Sie mir sagen, wo Sie sich zur Tatzeit vor etwa zehn Minuten aufgehalten haben, Mr. Walker?«
»Wir waren oben«, erklärte er mit leiser Stimme.
»Wo?«
»In unserem Zimmer.«
»Was haben Sie dort getan?«
»Müssen wir das sagen?« fragte seine Frau und bewegte nervös ihre langen Finger.
»Ja.«
Walker nickte. »Es entspricht zwar nicht genau den Regeln, aber wir haben uns gegenseitig verständigt und die Zettel gezeigt. Keiner von uns war der Mörder.«
»Wo sind die Zettel jetzt?«
»Wir haben sie verbrannt.«
Das war ein Tiefschlag, denn auf die Informationen hatte ich großen Wert gelegt. »Weshalb taten Sie das?«
»Es waren die Vorschriften.«
»Sind die stets gleich?« wandte ich mich an Maxi.
»So ist es.«
Das sah nicht gut aus. Die Lanes hatten ihre Zettel mit Informationen auch verbrannt, wie sie mir versicherten.
Ich setzte mich auf die Tischkante und dachte nach. Es störte mich nicht weiter, von zahlreichen Blicken beobachtet zu werden, ich überlegte nur, wie ich reagieren sollte. Bei normalen Voraussetzungen hätte ich meinen Kollegen Bescheid gegeben, die waren hier nicht gegeben, denn im Hintergrund lauerte weiterhin großes Unheil.
Dämonenspuk war am Werk!
Vielleicht hatten diese Wesen sogar den Mord begangen, das konnte ich den Versammelten natürlich nicht sagen. Die hätten mich für verrückt erklärt. Je mehr ich über dieses Problem nachdachte, um so stärker festigte sich in meinem Innern die Überzeugung, daß es eigentlich nur so gewesen sein konnte.
Diese Tat hatten andere Mächte zu verantworten, nicht die vor mir stehenden Menschen.
Ruckartig hob ich den Kopf. Mein Blick traf dabei Conrad. Ich glaubte, ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. Sehr schnell verschwand es wieder, und Conrad schaute, wie auch die anderen, nahezu lethargisch auf seine Fußspitzen.
Er wußte mehr…
Ich rutschte von der Tischkante, denn ich hatte mittlerweile einen Entschluß gefaßt. Mit den nächsten Worten schloß ich auch das Personal ein.
»Ladies und Gentlemen«, sagte ich. »Es ist traurig genug, daß hier ein Mord passiert ist. Meiner Überzeugung nach kann sich der Täter nur unter uns befinden.«
»Wieso?« rief Sean Walker. »Der kann doch längst aus dem Schloß geflohen sein.«
»Die Möglichkeit besteht, das gebe ich zu. Nur will ich daran aus bestimmten Gründen, die ich hier nicht näher erläutern kann, nicht
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