0326 - Dämonen-Paradies
Maxi, man erwartet Sie bereits. Das Spiel soll beginnen. Bitte, kommen Sie.«
»Gleich, Conrad.«
»Das ist nicht Ihr Cousin«, sagte ich.
»Nein, mein Diener. Ich gebe ihn nur als Verwandten aus, wenn ich unterwegs bin.«
»Aha. Angst haben Sie nicht vor ihm?«
Erstaunt schaute sie mich an. »Wieso sollte ich?«
»Nun, er sieht nicht gerade wie ein typischer Butler aus, wenn Sie verstehen.«
»Ja, ich begreife das. Keine Sorge, wir kommen prächtig miteinander aus. Einer kann sich auf den anderen verlassen.«
»Wie Sie meinen.«
Maxi Mandix öffnete die Tür und ging aus dem Zimmer. Conrad hatte im Gang gewartet. Er trat einen Schritt zurück, damit Maxi an ihm vorbeigehen konnte. Auch er wollte verschwinden.
»Auf ein Wort, Conrad!«
»Sir?« Er kam näher und blieb auf der Schwelle stehen.
Ich ließ meinen Blick über seine Gestalt gleiten. Wie schon erwähnt, er sah aus wie Christopher Lee in den besten Dracula-Tagen. Nur hatte der Schauspieler nicht diese Pranken wie Conrad gehabt. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel, als er meinen Blick auf sich gerichtet sah.
»Sagen Sie, Conrad, kennen Sie sich in der Geschichte dieses Schlosses gut aus?«
»Einigermaßen, Sir.«
»Dann können Sie mir sicherlich sagen, ob es in der Familie Mandix tatsächlich Ahnen gab, die mit dem Teufel paktiert haben.«
»Davon weiß ich nichts«, lautete die steife Antwort. »Tut mir leid.«
Der Knabe log, ohne rot zu werden.
»Wirklich nicht?«
»Wenn ich es wüßte, Sir, würde ich es Ihnen trotzdem nicht sagen, da ich nicht befugt bin, über die Dinge der Familie zu reden. Haben Sie sonst noch eine Frage, Sir?«
»Ja. Nehmen Sie auch an dem Spiel teil?«
»Nein. Ich habe andere Aufgaben.«
»Die wären?«
»Ich überwache das Personal, Sir. Wir haben es kommen lassen, man muß für Ordnung sorgen.«
»Natürlich, das sehe ich ein. Und in die Gruft gehen Sie nie?«
»Welche Gruft meinen Sie?«
»Die unter dem Schloß liegt.«
»Ich wüßte nicht, was ich dort zu suchen hätte. Die Ruhe der Toten ist mir heilig. Sie entschuldigen mich jetzt, Sir. Andere Aufgaben warten auf mich.«
»Ja, gehen Sie nur. Und vielen Dank für Ihre Auskünfte!«
»Ich tat es gern, Sir.«
Das glaubte ich ihm nun überhaupt nicht. Es war sowieso egal. Ob er mich nun angelogen hatte oder nicht, spielte keine Rolle. Ich schloß hinter ihm die Tür und setzte mich in den Sessel, um ein wenig nachzudenken. Die Gesellschaft, die ich vorgefunden hatte, war nicht normal. Hier stimmte einiges nicht. Ein kaltes Grauen oder Gruseln »lag« in dem Schloß. Mal sehen, wie es weiterging.
Im Zimmer sitzen bleiben, wollte ich nicht. Das Spiel war wesentlich interessanter. Hoffentlich lief es auch noch den normalen Regeln ab und eskalierte nicht.
Ich jedenfalls hatte da meine Bedenken.
Mit diesem Gedanken stemmte ich mich in die Höhe und verließ den Raum.
Im Gang sah ich Conrad. Er schaute mich mit einem kalten, gnadenlosen Blick an.
Vor ihm mußte ich mich in acht nehmen…
***
Die breite Treppe schritt ich in die Halle hinab. Ich rechnete damit, die Akteure des Spiels in der Halle versammelt zu sehen, das war ein Irrtum, nur zwei saßen in den Sesseln und schauten mich an.
Beide machten mir einen aufgeweckten Eindruck. Irgendwie ähnelten sich Mann und Frau auch. Sie waren um die Dreißig, leger gekleidet, und die Frau war dabei, sich Notizen zu machen.
Der Mann stand auf, als ich die Treppe hinter mich gebracht hatte.
»Machen Sie auch mit, Mister?«
»Nein.«
»Schade. Eine weitere Person hätte den Reiz des Spiels erhöht.« Mit dem Daumen strich er dabei über seinen pechschwarzen Schnauzbart.
»Ihr erstes Spiel ist es nicht?«
»Stimmt, Mr. Sinclair. So heißen Sie doch, nicht wahr? Ich hörte Ihren Namen bei der Ankunft.«
»Richtig.«
»Wie gesagt, es ist nicht das erste Spiel für meine Schwester und mich. Wir wollen darüber ein Buch schreiben. Das heißt, nicht über das Spiel, sondern über kuriose Dinge, die sich auf unserer Insel ereignen. Das Mörder-Weekend gehört nun mal dazu, wie wir finden. Wir nehmen übrigens an einem dritten Spiel teil.«
»Und es ist alles glattgegangen?«
»Was sollte denn schieflaufen?«
»War nur eine Frage.«
»Ich heiße übrigens Fred Holborn. Und das ist meine Schwester Kathy.«
Sie schaute kurz hoch und hob die Hand, dann schrieb sie weiter.
»Sind Sie der Mörder, Mr. Holborn?«
Der Schriftsteller lachte. »Um Himmels willen…« Sein Lachen zerbrach. »Ja, eigentlich
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