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0326 - Der heulende Tod

0326 - Der heulende Tod

Titel: 0326 - Der heulende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der heulende Tod
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Hoboken. Wenn sie mit einem Motorboot übersetzten, hatte ich das Nachsehen. Dann konnte uns nur noch der Koffer weiterhelfen. Wo waren bloß unsere Leute?
    Der Mann verschwand in einer von halbverfallenen Steinbaracken gesäumten Gasse. Vor einem wackligen Eisentor stand ein schlaksiger Mann in speckiger Lederjacke. Der Mulatte im seidenen Anzug wirkte in dieser Gegend deplatziert. Er blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an. Dabei sah er sich um. Ich drückte mich in einen Eingang.
    Der Mann in der Lederjacke nahm dem Jungen den Koffer ab. Ein Geldschein wechselte den Besitzer. Der Puerto Ricaner nickte, spuckte auf die Straße und verschwand im Laufschritt.
    Das Eisentor kreischte, als der Mann mit dem Koffer dahinter verschwand. Der Mulatte folgte ihm. Ich auch.
    ***
    Die Gebäude waren zum Abbruch bestimmt. Die zerfallenen Schuppen und Speicher wurden von den Besitzern nur noch gehalten, um den Bodenpreis in die Höhe zu treiben. Vorläufig bildeten sie den idealen Unterschlupf für Gesindel aller Art.
    Das ungleiche Paar, den Metallkoffer in der Mitte, schlurfte durch eine ehemalige Lagerhalle. Hinter zu Bergen getürmten leeren Kisten geduckt, war ich mit ihnen fast auf gleicher Höhe. Die Halle stieß an ein leeres Fabrikgelände.
    Dort lümmelte sich ein baumlanger Farbiger. Wortlos gingen die beiden an ihm vorbei und betraten die Fabrik. Der Wächter sah ihnen mit ausdrucklosem Gesicht nach und stocherte nur weiter in den Zähnen.
    Ich umschlich den Farbigen und ging durch einen verfallenen Seiteneingang hinein. Der Weg führte durch eine stillgelegte Maschinenhalle.
    Der Mulatte schlug im bestimmten Rhythmus an eine Tür aus dicken Holzbohlen. Im Gegensatz zur sonstigen Umgebung schien sie verhältnismäßig in Ordnung zu sein. Vorsichtig öffnete sich ein Spalt. Ein Pistolenlauf lugte hervor. Der Wächter erkannte das Paar und ließ es ein.
    Er sondierte das Gelände. Der Aufenthalt der Bande musste im Keller sein. Einen anderen Eingang gab es nicht. Ich hatte zwei Möglichkeit: entweder ich schlich zurück und holte Verstärkung, oder ich versuchte, in das Nest einzudringen. - Ich entschied mich für das letztere.
    Ich klopfte gegen die dicke Bohlentür, so, wie ich den Erkennungsrhythmus noch im Ohr hatte.
    Die Tür knarrte auf. Ich stand so, dass der Öffnende mich nicht sehen konnte. Dafür hielt ich meine Arme vor den schmalen Spalt. Über ihnen schob sich der Lauf der Pistole heraus.
    »Toby?«, fragte eine Stimme.
    Ich packte die Waffe von oben und riss sie nach vorn. Der Wächter hielt fest und flog mit aus der Tür. Die Pistole polterte zu Boden. Die Überraschung war mein bester Verbündeter. Noch ehe der Mann schreien konnte, hatte ich ihn ausgeknockt. Ich zog ihn hinter Maschinenfundamente und legte ihm Armbänder an. Die Beine fesselte ich mit seinem Gürtel. Ich knebelte ihn mit dem Halstuch.
    Niemand schien was gehört zu haben. Ich hob die Pistole auf. Sie war nicht mal entsichert. Schnell schlüpfte ich durch die Tür und verriegelte sie hinter mir.
    Eine schmale Treppe führte in den Keller. Nur eine Birne erleuchtete sie.
    Der Gang machte zwei Biegungen und endete vor einer angerosteten Stahltür. Sie war nur angelehnt: Rechts und links davor führten ebenfalls Türen ab. Ich probierte eine davon. Sie ließ sich öffnen. Früher musste man hier das Heizmaterial gelagert haben. Der verdreckte Raum war in meterhohe Buchten aufgeteilt. Leere Flaschen und aufgebrochene Konservendosen zeigten, dass die Gangster hier ihren Abfall ließen.
    Im Raum gegenüber standen Pritschen. Sie sahen nicht benutzt aus. Aber von dort führte eine Tür in den Aufenthaltsraum. Und auch sie stand offen. Stimmengewirr klang heraus.
    »Alles okay, Fred?«, fragte eine heisere Stimme.
    »Wie immer.«
    »Tja, die Raketen«, warf ein anderer ein. Gelächter erscholl.
    »Besser konnten wir es nicht haben«, sagte ein anderer. »Aber ich möchte doch mal wissen, was in Wirklichkeit dahintersteckt.«
    »Soll uns nicht kümmern«, meinte ein weiterer. »Ich hab’s noch nie so bequem gehabt. Wenn ich daran denke, wer noch alles auf unserer Liste steht.«
    Ich huschte zur offen stehenden Tür und sah durch den Scharnierschlitz in den Raum. Es waren sechs Mann. Die drei Kartenspieler in der Ecke und einen, der zusah, kannte ich. Es waren Trucks üble Burschen, die sich auf Straßenüberfälle spezialisiert hatten. Ursprünglich waren sie zehn Mann gewesen. Harry, der Anführer, was bisher immer entkommen, er

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