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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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Schale. Er muss in den Glückstopf gegriffen haben.«
    »Was für Kleidung trug er denn?«
    »Eine neue, grüne Clubjacke mit Goldknöpfen und dem Wappen des Bronx Baseball Clubs. Dazu trug er eine piekfeine hellgraue Hose und braune Halbschuhe.«
    »Und was noch?«
    »An seinem Mantel war nichts Besonderes, wenn man davon absieht, dass er ebenfalls neu war. Es war ein Trenchcoat. Die Mütze war hellgrau.«
    »Sonst noch etwas?«
    Er dachte angestrengt nach, und da kam ihm der rettende Gedanke.
    »Ja! Seine Krawatte. Seine Krawatte war eine Sehenswürdigkeit. Sie war schwarz und darauf eine Sexbombe.«
    Bevor wir gingen, mussten wir ihm nochmals feierlich versprechen, ihn nicht zu verraten.
    »Endlich scheinen wir weiterzukommen«, sagte Phil, als wir draußen waren, »der Dandy mit den Schielaugen ist mit Gewissheit der Komplice des Mannes, der Ben Carloman kopiert. Wenn wir ihn erst haben, so werden wir auch den anderen bekommen, falls nicht doch Carloman dahintersteckt.«
    Es war sieben Uhr und bereits stockfinstere Nacht.
    Von der nächsten Telefonzelle aus rief ich die Stadtpolizei an und erklärte, dass dem Abtransport des achtzehnjährigen Missetäters in die Jugendstrafanstalt nichts mehr im Wege stehe.
    Dann zogen wir über die Bowery, von einer Kaschemme zur anderen.
    Kaschemmen, Pfandleihen und Altwarengeschäfte haben auch nachts geöffnet.
    Die Stadtverwaltung hatte geglaubt, mehr Licht in diese finstere Straße zu bringen, als sie die Hochbahn abreißen ließ, aber nicht einmal das half.
    Skid Row, die Rutschbahn, wie man diese Straße bezeichnenderweise nennt, ist auch ohne die stählernen Masten und die über sie dahindonnernden Hochbahnzüge das Gleiche geblieben wie vorher, die letzte Station der Ärmsten und-Verkommenen, der ideale Schlupfwinkel für Verbrecher aller Kategorien, vom kleinen Taschendieb an bis zum Raubmörder.
    In manchen Kneipen erkannte uns einer, und das bewirkte jedes Mal einen Auszug der meisten Gäste. In anderen fielen wir nicht auf.
    Wenn einer uns um einen Drink anschnorrte, so bekam er ihn, und als eine ältliche Vorstadtlady um einen Dollar bettelte, gab ich ihn ihr. Wir benahmen uns so, wie es Gästen in den Schnapsinseln dieses Stadtteils zukommt.
    Als wir uns auf der linken Seite bis zur Canal Street durchgearbeitet hatten, wechselten wir nach rechts hinüber, machten kehrt und gingen den Weg zurück.
    So langsam bekam ich genug. Wenn man in jeder der vielen Kneipen nur einen einzigen Schnaps trinkt, kommt eine erhebliche Menge zusammen.
    Genau dort, wo die Bowery sich in die Fourth und Third Avenue gabelt, liegt Old Black Joshua’s Billard-Salon. Wie aus allen anderen Lokalen hörten wir das Gequatsche und Gejaule der Musicbox, das Gegröle Betrunkener und das Lärmen von Mädchen, die entweder vergnügt waren oder sich stritten.
    »Wollen wir noch einmal zum Abschluss?«, fragte Phil.
    »Ja, aber dann habe ich die Nase endgültig voll.«
    Wir gingen auf die Tür zu, als diese aufflog und ein Bündel uns mit solcher Vehemenz entgegenflog, dass wir schleunigst zur Seite sprangen. Das Bündel war ein Mann.
    Er trug eine grüne Clubjacke, die schmutzig und zerrissen war, ebenso wie die hellgrauen Hosen.
    Eine Krawatte besaß er nicht, aber eine geschwollene Augenbraue und eine aufgeplatzte Oberlippe.
    Während ein paar Ganoven ihn vom Eingang her wüst beschimpften, richtete der Mann sich auf Knie und Hände auf und saß dann mitten auf dem Gehsteig. Am linken Fuß trug er einen hellbraunen Halbschuh, der rechte war nur von einer grünseidenen Socke bedeckt. Für ein paar Sekunden hockte er da. Dann fuhr seine Hand nach der Brusttasche, und er stieß ein wildes Wutgeheul aus.
    »Diebe, Räuber, Mörder, Hunde, Lumpen…«
    Es folgten noch ein paar weitere Schimpfworte, die ich nicht wiederholen will. Dann holte er tief Luft und brüllte.
    »Polizei! Cops! Ich bin bestohlen worden. Ich bin beraubt worden. Man hat mich ausgeplündert. Zu Hilfe! Polizei!«
    Die Gestalten in der Tür waren verschwunden, wie vom Boden verschluckt.
    Ich blickte dem .Kerl ins Gesicht. Obwohl das eine Auge geschlossen war, konnte ich sehen, dass er mit dem anderen schielte.
    »Hallo Rattlesnake! Wie geht es dir, alter Junge?«, fragte ich ihn.
    Er schielt mich an, runzelte die Stirn und meinte:
    »Euch kenne ich doch gar nicht.«
    Dann fiel ihm wieder ein, was ihm widerfahren war.
    »Wenn ihr meine Moneten wiederholt, dann kriegt ihr die Hälfte davon«, versprach er. »Ich lasse mich fressen,

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