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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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uns das in Ruhe an, und dann sagte ich:
    »Dann werden wir wohl in Ihrem Laden von unserem Durchsuchungsbefehl Gebrauch machen müssen, und ich fürchte, dass dabei einiges herauskommt, was Ihnen nicht angenehm ist.«
    In diesem Augenblick ertönte aus dem Hintergrund eine gewaltige Stimme.
    »Was zum Teufel geht denn hier vor?«
    Ein wahrer Golem von einer Frau wälzte sich drohend wie eine Lawine auf uns zu.
    »Lassen Sie meinen Alten in Ruhe oder ich mache Hackfleisch aus Ihnen«, knurrte sie wie eine gereizte Bulldogge.
    »Bitte rege dich nicht auf, Euphrosine. Du weißt, der Arzt hat gesagt, du musst deine Nerven schonen«, ermahnte sie das Männlein. »Die beiden Herren sind G-men und haben die merkwürdige Idee, ich hätte diese Pistole verkauft. Sage du, Darling, habe ich jemals eine Schusswaffe in der Hand gehabt?«
    »Gib nicht so an, Lew. Die beiden sehen nicht so aus, als ob du ihnen etwas vormachen könntest.«
    Sie starrte uns mit gerunzelten Brauen an und fragte:
    »Werden Sie ihn einsperren, wenn er es zugibt?«
    »Wir werden ihn einsperren, wenn er es nicht zugibt«, feixte ich.
    »Na, da hörst du es, Lew. Sag schon die Wahrheit, oder willst du, dass sie dir den Laden auf den Kopf stellen?«
    Diese Aussicht setzte den Altwarenhändler in Schrecken, und es ging dabei ganz gewiss nicht um die bunten Nachttöpfe.
    »Na gut, ich habe gestern Nachmittag eine 38er gekauft, aber nur, weil der Mann mir sagte, sie sei unbrauchbar und nur noch als Dekorationsstück zu verwenden. Außerdem war sie schändlich billig. Ich bezahlte fünf Dollar dafür und legte sie in den Schaukasten. Eine Stunde später kam ein Kerl, der unbedingt eine Kanone haben wollte. Ich verkaufte ihm das Ding für fünfzehn Dollar, aber ich sagte ihm, er könne damit nicht ßchießen. Er fragte, ob er es genau betrachten dürfe, und ich hatte nichts dagegen. Das ist alles. Ich weiß nicht einmal, ob es dasselbe Ding ist, das Sie mir da zeigen.«
    »Es muss wohl dasselbe sein, denn der Kerl hat uns gesagt, er habe es bei Ihnen erstanden. Darum geht es uns aber nicht. Wir wollen wissen, von wem Sie es gekauft haben.«
    »Ich habe ihn nicht nach dem Namen gefragt. Er hätte ja doch einen falschen angegeben.«
    »Dann geben Sie uns seine genaue Beschreibung.«
    »Ich werde mich schwer hüten«, sagte er. »Wenn es herauskommt, dass ich ihn verpfiffen habe, dann drehen die Boys mir das Genick um.«
    »Mit dieser Pistole sind zwei Menschen ermordet worden. Wenn Sie sich weigern, uns bei der Ermittlung des Mörders zu unterstützen, so riskieren Sie, als Komplice nach Begehung der Tat angeklagt zu werden. Im Übrigen werden wir Ihre Informationen vertraulich behandeln.«
    »Sie machen mich unglücklich«, zeterte er. »Die Boys, werden…«
    »Die Boys werden gar nichts, denn sie erfahren nichts von uns.«
    »Stell dich nicht so blöde an, Lew«, meldete sich die dicke Frau. »Wenn du schon das Risiko eingehst, mit Schießeisen zu handeln, so musst du sehen, wie du dich am besten aus der Affäre ziehst. Die G-men wollten ja gar nichts von dir, und sie haben dir versprochen, dich nicht zu verraten. Also spuck’s schon aus.«
    Lew Meller druckte herum und knetete seine Finger. Dann entschloss er sich.
    »Es war Rattlesnake. Seinen richtigen Namen kenne' ich nicht. Er ist seit ein paar Monaten hier. Soviel ich hörte, kommt er aus Chicago, wo er zuletzt ein paar Jahre im Knast saß.«
    »Wie sieht der Kerl aus?«
    »Er ist etwas größer als ich, aber mindestens fünfundzwanzig Jahre jünger.«
    »Dazu muss ich erst wissen, wie alt Sie sind«, sagte ich.
    »Ich bin fünfundsechzig.«
    »Also ist der Mann mit dem poetischen Namen Klapperschlange ungefähr vierzig Jahre alt.«
    »Das wird hinkommen. Es wurde mir erzählt, er sei früher Gunman bei einem großen Fisch in Chicago gewesen. Nachdem dieser bei einer Schießerei ins Gras gebissen hatte, machte Snake sich selbstständig.«
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, wie er aussieht.«
    »Fies«, war die mit Überzeugung gegebene Antwort. »Er hat flachsblondes, struppiges Haar, eine Nase wie ein Schimpanse und eine Flappe wie ein Karpfen. Dazu schielt er.«
    »Können Sie mir sagen, auf welchem Auge er schielt?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Vielleicht sind es beide. Man weiß nie, wohin er sieht.«
    »Und wo ist dieser Ausbund an Schönheit zu finden?«
    »Irgendwo in einer Kneipe auf der Bowery oder in der nächsten Nachbarschaft. Übrigens war er, als er gestern zu mir kam, ganz groß in

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