0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
in der Tasche hatte. Dann fielen die zwei Kerle über mich her. Wenn ich eine Kanone gehabt hätte, so würde ich es ihnen gezeigt haben, aber…«, er erschrak sichtlich und hielt den Mund.
»Aber, die hatten Sie Lew Meller für fünf Dollar verkauft«, ergänzte ich.
Er zuckte zusammen und bekam es mit der Angst zu tun.
»Ich habe gar nichts verkauft. Ich wollte sagen, dass ich leider kein Schießeisen besitze.«
Die beiden von Rattlesnake bezeichneten Gangster und die Frau wurden heruntergeholt. Der Rest interessierte uns nicht. Wir überließen ihn den Detectives von der Center Street. Eine Durchsuchung der beiden Burschen förderte nichts zutage, aber die Frau hatte fünfhundert Dollar in der Tasche. Sie behauptete, es seien ihre Ersparnisse.
Jetzt kam der Fahrer eines der Wagen, auf denen die Gangster hierher gebracht worden waren. Der Fahrer hatte ein dickes Paket von Scheinen. Es mussten ungefähr zwanzigtausend Dollar sein. Diese Scheine hatte er im Innern des Fahrzeuges unter einer Bank versteckt gefunden.
Die beiden Gauner, die den Räubern um seinen Raub erleichtert hatten, beteuerten wortreich, sie wüssten nichts davon. Aber genauso wortreich erklärte Rattlesnake, es sei das Geld, das sie ihm weggenommen hätten.
So weit ging alles glatt. Aber als wir den schielenden Kerl nach der Herkunft dieser großen Summe fragten, behauptete er, er habe sie gefunden.
Er blieb dabei, und so nahmen wir ihn trotz der späten Stunde, es war inzwischen zwei Uhr nachts geworden, mit zu Lew Meilers Laden. Der Alte hatte bereits zugemacht. Alles war dunkel. Wir mussten zehn Minuten klingeln und pochen, bis er in einem Nachthemd und auf Filzlatschen schlotternd zur Tür kam.
Hinter ihm drohte Frau Euphrosine, in einem rosenfarbigen Hemd, über das sie einen Bademantel geworfen hatte.
Lew Meller warf nur einen Blick auf den kleinen Gangster und wich voller Angst zurück.
»Ist er das?«, fragte ich.
Der Altwarenhändler stotterte und stammelte, bis seine Frau ihm energisch in die Rippen stieß.
»Nun rede schon, Alter.«
»Er wird mich kaltmachen«, jammerte er, und das war eigentlich schon die Bestätigung dessen, was wir wissen wollten.
»Haben Sie keine Angst, Meller. Der Kerl wird keine Gelegenheit haben, Sie umzubringen. Er kommt nämlich mit aller Gewissheit hinter Gitter. Und vielleicht sogar auf den Elektrischen Stuhl.«
Rattlesnake fing an zu schimpfen, zu drohen, zu jammern. Er beteuerte, er habe Lew Meller noch nie im Leben gesehen.
»Ja, er hat mir die Kanone verkauft«, gab Meller schließlich zu.
Wir ließen keine Zeit vergehen, denn es war möglich, dass er sich die Sache anders überlegte und von nichts mehr wissen wollte. So befahlen wir ihm, er solle sich anziehen und mitkommen. Das passte ihm nicht, aber wieder war es Euphrosine, die souverän eingriff und dafür sorgte, dass ihr Ehemann in die Kleider fuhr und uns begleitete.
Jetzt machte er keine Schwierigkeiten mehr. Wir nahmen ihn mit zum Polizei-Hauptquartier in die Center Street, wo er zu Protokoll gab, dass Rattlesnake, der mit bürgerlichem Namen Hugh Leward hieß, ihm die 38er Pistole mit der Nummer 257 396 am Nachmittag des 12. Novembers verkauft habe.
Kaum war das erledigt, als die Reporter in das Hauptquartier einfielen wie ein Schwarm Krähen in ein frisch gesätes Feld. Irgendjemand von den Horchposten der Zeitungen im Presseraum des Hauptquartiers hatte gemerkt, was vorging und die Reporter mobil gemacht.
Wir hielten sie uns vom Hals. Wir verwiesen sie an den Police-Officer vom Nachtdienst.
Jetzt konnten wir der Wahrheit über Ben Carlomans Behauptungen auf den Grund kommen-. Wenn Rattlesnake in den Banküberfall verwickelt war, und das war zu neunundneunzig Prozent sicher, so musste er wissen, wer sein Komplice gewesen war.
Es gab ein sehr einfaches Mittel, um dahinter zu kommen.
Ich brauchte Carloman dem schielenden Gangster nur unvermutet gegenüberzustellen und die Reaktion der beiden beobachten. Einer von ihnen würde sich bestimmt verraten.
Um neun Uhr dreißig verließ ich das Office. Bis zur Park Avenue 1097 war es nur ein Katzensprung. Ich brauchte nicht mehr als sechs oder sieben Minuten, bis ich vor der imponierenden Front des Antiquitätengeschäfts stoppte.
Der Laden hatte vier Schaufenster, und alle waren mit auserlesenen und, soweit ich das beurteilen konnte, kostbaren Möbeln und Gebrauchsgegenständen gefüllt. Alles war so alt und originell, dass nur Leute mit großen Banknoten sich etwas
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