0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
Zeit ebenfalls dort. Er weiß, dass Gentleman-Ben und Rattlesnake zusammen in der Zelle 641 saßen. Sie arbeiten auch gemeinsam in der Wäscherei.«
Ich bedankte mich und jagte dann ein Fernschreiben nach Joliet.
Aber da es schon spät war, würde ich vor morgen nicht mit Antwort rechnen können.
Im Augenblick konnten wir nichts mehr unternehmen.
Am Abend packte ich mir sämtliche Akten über den Fall in die Tasche und nahm sie mit nach Hause.
Jetzt konnte ich den ganzen Kram noch einmal in Ruhe durchstudieren.
Sosehr ich auch nach Fehlern suchte, ich fand nichts.
Um elf Uhr legte ich mich schlafen und wurde ausnahmsweise mal nicht gestört.
Als ich im Office ankam, war die Antwort aus Joliet bereits eingegangen. Sie besagte, dass Eversons V-Mann richtig orientiert gewesen war.
Ben Carloman und Hugh Leward, das war Rattlesnake, hatten war zwei Jahren vier Monate lang die Zelle Nummer 641 geteilt. Sie mussten sich also gut gekannt haben.
Die beiden konnten in aller Ruhe Pläne für zukünftige, lukrative Zusammenarbeit ausgeheckt haben.
Das Märchen vom Doppelgänger verlor immer mehr an Wahrscheinlichkeit.
Ich war der Ansicht, dass Gentleman-Ben die einstmals umworbene und jetzt langsam alternde Frau mit seiner Liebenswürdigkeit so bestrickt hatte, dass sie ihm zuliebe sogar eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben hatte.
Wenn aber Ben und Rattlesnake Komplicen bei dem Bankraub gewesen waren, so konnte es nur Ben Carloman gewesen sein, der seinen ehemaligen Partner umgebracht hatte, damit dieser ihn nicht verraten konnte.
Das war aber unmöglich.
Wenn das aber unmöglich war, so hatte ein anderer Rattle Snake ermordet, folglich war auch ein anderer sein Komplice bei dem Bankraub gewesen.
Es war halb elf, als ich die Akte resigniert zuklappte.
Das Telefon klingelte. Es war Lieutenant Crosswing.
»Was haben Sie auf dem Herzen?«, fragte ich. »Fordern Sie um Gottes Willen keine Unterstützung von uns an. Wir haben noch genug an dem Bankraub bei Hodge zu knabbern.«
»Gerade um diesen Bankraub handelt es sich, wenn auch nur indirekt. Wie Sie uns mitteilen, hat eine gewisse Mrs. Maspet, Inhaberin eines Antiquitätengeschäfts, diesen Obergangster angestellt und sich auch sonst recht intensiv mit ihm beschäftigt. Diese Mrs. Florence Maspet ist im Laufe der Nacht eines unbestreitbar natürlichen Todes gestorben. Sie erlitt einen Herzschlag.«
»Und warum beschäftigen Sie sich damit und rufen mich sogar deshalb an?«, fragte ich. »Ich weiß, dass Mrs. Maspet schwer herzleidend war. Ich habe einen ihrer Anfälle erlebt, der wahrscheinlich schlimm ausgegangen wäre, wenn ich nicht zufällig dabei gewesen wäre und hätte helfen können.«
»So, das ist ja interessant. Der Hausarzt, der gerufen wurde stellte die Diagnose, akute Herzschwäche. Er erklärte, er habe Mrs. Maspet schon vor längerer Zeit Dragees verschrieben, die sie beim geringsten Anzeichen eines Anfalls nehmen sollte. Meist jedoch vergaß sie das, weil diese Anfälle immer durch seelische Aufregungen hervorgerufen wurden und erinnerte sich erst in letzter Sekunden an ihr Medikament. Diesmal, so meinte der Hausarzt, hat der Anfall sie im Schlaf überrascht. Sie scheint noch nach dem Fläschchen mit ihren Pillen gegriffen zu haben, aber sie schaffte es nicht mehr.«
»Soso, sie schaffte es also nicht mehr«, meinte ich. »Und worüber soll sie sich denn im Schlaf so aufgeregt haben, dass sie einen Anfall bekam?«
»Das kann der Hausarzt auch nicht sagen.«
»Und welche Rolle spielt mein besonderer Freund Ben Carloman dabei?«, fragte ich.
»Offenbar keine. Er aß mit Mrs. Maspet zu Abend und soll sich um zehn Uhr in sein Zimmer zurückgezogen haben. Er wurde, wie üblich, am Morgen um sieben Uhr geweckt. Ale er um acht Uhr zum Frühstück kam, sagte ihm eines der Mädchen, Mrs. Maspet habe auf das Klopfen nicht geantwortet und scheine noch zu schlafen. Carloman entgegnete ihr lächelnd, sie solle die Frau ruhig schlafen lassen, er könne den Laden auch allein schmeißen. Um halb neun fuhr er weg.«
»Womit? Benutzte er Mrs. Maspets Wagen?«
»Nein. Den ließ er stehen. Er fuhr mit einem Taxi zur Park Avenue ins Geschäft.«
Mister Ben Carloman schien eine Leidenschaft für Taxifahrten zu haben.
»Und weiter?«, fragte ich.
»Kurz nach neun klopfte das Hausmädchen zum dritten Mal, und als es wieder keine Antwort bekam, betrat es das Zimmer. Mrs. Maspet lag im Bett und war tot. Das Fläschchen mit den Dragees war 42
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