0328 - Die Werwolf-Schlucht
ging einfach nur weiter. Suko und ich wurden ebenfalls von den Lanzen bedroht. Die Bestien hielten sie so, daß sie sich nur Handbreiten von unseren Körpern entfernt befanden.
Mir rann es kalt den Rücken hinab. Das kam nicht allein durch die Nähe der Werwölfe, sondern auch durch das Wissen, etwas falsch gemacht zu haben.
Ich dachte wieder an den Schwarzwald, als es Morgana Layton gelungen war, die Hunde zu beeinflussen. Sie besaß Macht über die Tiere. Alles, was nur entfernt mit Wölfen oder Hunden zu tun hatte, konnte von ihr gesteuert werden.
Und das war schlimm.
So gingen wir weiter auf die Wand zu. Suko hielt sich dicht neben mir.
Zu sehen war kaum etwas. Die Fackeln waren längst niedergebrannt. Ich wußte auch, wer sie angelegt hatte. So etwas konnte ich Morgana Layton zutrauen.
»Was meinst du?« flüsterte mir Suko zu.
»Sieht mies aus.«
»Klar, John. Ich frage mich nur, was sie vorhat. Irgendwie kommt sie mir so gefährlich vor. Sie hat uns auch die Waffen gelassen. Ich glaube, John, daß da noch einiges auf uns zukommen wird.«
»Aber nichts Gutes.«
»Denk doch mal realistisch!« flüsterte Suko. »Ich will einfach nicht glauben, daß wir so mir nichts dir nichts umgelegt werden. Oder auch auf andere quälende Art und Weise. Nein, da muß es noch eine andere Sache geben…«
»Und welche?«
»Werden wir sehen. Du bist verblendet, John. Du denkst immer an die Vergangenheit. Die solltest du wirklich aus deinem Schädel verbannen. Meine ich jedenfalls.«
»Wenn du an meiner Stelle gewesen wärst, hättest du auch nicht anders gehandelt«, erklärte ich.
»Das kann sein.«
»Mensch, Suko. Ich hatte sie doch vor der Mündung. Hätte ich damals abgedrückt oder sie mit dem Kreuz attackiert und meinetwegen auch mit dem Bumerang, wir hätten die Toten hier nicht erlebt. So bin ich indirekt am Tod dieser Menschen schuld.«
»Das denkst du auch nur.«
»Beweise mir das Gegenteil.«
»Das bekommen wir vielleicht bewiesen«, erwiderte Suko und hielt danach den Mund, denn wir hatten mittlerweile die Felsen erreicht und auch den ersten Einschnitt in der Wand. Es war ein schmaler, dunkler Canyon. Wenn ich die Arme ausstreckte, konnte ich mit den Händen die Wände an beiden Seiten berühren.
Finsternis hüllte uns ein, als wir durch die Röhre schritten. Wir hatten den Pfad kaum betreten, als wir ein anderes Geräusch vernahmen. Es war ein wildes Rauschen. Im Gebirge gab es dafür nur eine Erklärung.
Irgendwo in der Nähe stürzte ein Wasserfall aus einem Felsen oder rauschten Fluten durch eine enge Schlucht.
Unser Weg führte bergauf. Begleitet wurden wir vom Rauschen des Wasserfalls. Auch weiterte sich die Schlucht ein wenig, durch die wir schritten. An der linken Seite verschwand die Felswand. Wir hatten einen freien Blick und sahen das Wasser.
Es schimmerte hell und wurde von gewaltigen Kräften in einen engen Felskanal gepreßt. Schaumstreifen, Strudel, Wirbel und der Vorwärtsdrang vereinigten sich und schoben die Massen tiefer in die Felsregion hinein.
Wir stiegen höher. Es war ein riskanter Weg. Wenn man abrutschte und in die Fluten fiel, war die Chance, gegen das Wasser anzukommen, minimal.
Dennoch dachte ich darüber nach, einen Fluchtversuch zu wagen und schielte nach links, wo das Wasser toste. Es funkelte und schimmerte hell. Gischtspritzer wurden in die Höhe geschleudert.
Sie näßten Gesicht und Kleidung. Quirliger Schaum wühlte die Oberfläche hoch, rotierende, tosende Wirbel bildeten gefährliche Fallen, und wenn die Schlucht besonders eng wurde, bekam das Wasser eine noch höhere Geschwindigkeit die es in die enge Felsenröhre preßte.
Sollte ich den Sprung wagen?
Was mir bevorstand, wußte ich. Die Werwölfe würden versuchen, mich umzubringen. Dem Wasser konnte ich vielleicht entkommen.
»Laß es lieber!« Suko hatte meinen Blick bemerkt und erraten, was ich wollte. »Es ist besser, wenn wir Morgana folgen.«
Ich hob die Schultern.
Allmählich beruhigte ich mich wieder und mußte zugeben, daß ich in den letzten Minuten für meinen Freund Suko sehr anstrengend gewesen war. Ich hatte so reagiert, wie es eigentlich nicht sein sollte, aber daran war nichts zu ändern. Morgana Layton hatte mich einfach zu sehr überrascht. Und zwar im negativen Sinne…
Wir mußten steigen. Der schmale Weg blieb eng und beschrieb dann eine scharfe Rechtskurve.
Ein Tunnel nahm uns auf.
Als wir in ihn hineintauchten, dachte ich an das Abenteuer in der Schweiz. Dort hatten wir in
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