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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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Morich. »Dieser Plan muss von einem Mann stammen, der sich vorher genau orientiert hat.«
    Ich nickte.
    »Wann ist Ihnen die Absicht der Gangster klar geworden?«, forschte ich.
    »Vor höchstens anderthalb Stunden. Ich war zugegen, als Miss Rutherford die Tasche zugestellt bekam mit einem Zettel, dass sie die Tasche mit zur Bank nehmen sollte. Auf einmal war mir alles klar.«
    »Vor anderthalb Stunden«, murmelte ich. »Wie oft wird man eine solche Tasche abholen müssen, wenn man tatsächlich alles mitkriegen will?«
    »Acht- bis zehnmal. Vielleicht nur sechsmal. Es hängt davon ab, was die Abholer tragen können, ohne aufzufallen. Gold ist immerhin ein sehr schweres Metall.«
    »Bei dem Betrieb, der draußen in der Halle herrscht, fällt es nicht auf, wenn zehnmal im Laufe des Tages ein Mann mit einer Aktentasche kommt und geht. Oder würde es auffallen?«, fragte Phil.
    »Wahrscheinlich nicht. Außerdem ist heute ein günstiger Tag für so ein Verbrechen. Wir haben Freitag, und es ist der Erste. Der Betrieb wird von Stunde zu Stunde zunehmen.«
    »Umso besser«, brummte ich.
    »Wie?« Morich verstand mich nicht.
    »Je schlimmer der Andrang, umso weniger kann es auffallen, wenn es in der Halle von G-men wimmelt«, erklärte ich. »Wir werden jeden, der mit einer Tasche Gold die Bank verlässt, beschatten.«
    Bill Morich zog ein Taschentuch und tupfte sich über die Stirn. Er sah übernächtigt aus.
    »Der Himmel sei Dank«, seufzte er. »Ich hatte gehofft, dass Sie es auf diese Weise regeln würden.«
    »Was sollten wir denn sonst tun?«
    »Gleich hier in der Bank verhaften, fürchtete ich.«
    »Denken Sie mal an die Kleine«, wandte ich ein. »Solange wir ihr Versteck nicht gefunden und sie dort herausgeholt haben, solange können wir nichts unternehmen. Gold hin, Gold her. Wir verschachern kein Menschenleben.«
    Morich sprang auf. Er musste sich Luft machen. Er kam um den Schreibtisch herum und drückte uns begeistert die Hand.
    »Augenblick mal!«, dämpfte ich. »Was passiert eigentlich mit dem Mädchen am Schalter? Wie stellt sich die Bank zu ihrer Situation? Man muss es dem Mädchen doch hoch anrechnen, dass sie mit der ganzen Geschichte über den Tisch gekommen ist. Sie hätte es auch für sich behalten, das Gold ausliefern und alles zugeben können, wenn die Burschen längst über alle Berge gewesen wären.«
    Morich reckte sich.
    »Ich bin sehr glücklich«, sagte er leise, »dass alle Beteiligten so viel Verständnis für Miss Rutherford auf bringen. Mr. Van-Couver, der Präsident der Bank, und alle maßgebenden anderen Herren haben einmütig Miss Rutherford aufgefordert, das Gold bedenkenlos auszuliefern. Und vor fünf oder sechs Minuten - sie kamen gleich danach - rief der Aufsichtsratsvorsitzende der Versicherungsgesellschaft an und schlug Folgendes vor: Falls es dem FBI mit Rücksicht auf das entführte Mädchen nicht gelingt, das Gold wieder herbeizuschaffen, ist die Versicherung bereit, die Hälfte des entstandenen Schadens zu übernehmen. Die Bank ist damit einverstanden und tragt die andere Hälfte. Von der materiellen Seite her ist demnach alles getan, was im Interesse des gekidnappten Mädchens getan werden konnte. Es hängt jetzt nur noch von der Taktik des FBI ab, sich so zurückhaltend ins Spiel zu bringen, dass das Mädchen dadurch nicht gefährdet wird.«
    ***
    Ich rieb mir das Kinn. Zurückhaltend, taktisch, Rücksicht auf das Mädchen - das ließ sich leicht sagen. Ein winziger Fehler, vielleicht nur ein dummer Zufall - und die Kidnapper wussten, dass wir schon auf ihren Fersen saßen. Was sie dann mit dem Mädchen anfingen, war nicht vorauszusehen. Aber wer konnte diese Verantwortung übernehmen? Wer kann garantieren, dass kein störender Zufall die sorgfältigsten Überlegungen zunichtemacht?
    »Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken«, sagte Morich plötzlich.
    Phil sah auf die Uhr.
    »Kann diese Telefonleitung abgehört werden? Von der Zentrale?«
    »Nehmen Sie diesen Apparat«, riet Morich und schob Phil das zweite Telefon zu. »Es hat direkten Anschluss ans Ortsnetz und läuft nicht über die Zentrale.«
    Phil nahm den Hörer und wählte. Ich konnte mir denken, was er sagen würde. Es war nicht das erste Kidnapping, das wir zu bearbeiten hatten.
    »Die Schalterhalle ist zu unübersichtlich«, sagte ich halblaut, um Phil nicht zu stören, zu Morich. »Wir brauchen einen Platz, von dem aus man Miss Rutherford sehen kann, selbst wenn es in der Halle von Menschen wimmeln

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