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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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schob.
    Eine neue, hellbraune Tasche aus genarbtem Leder kam zum Vorschein. Eine Tasche, wie sie ungezählte Männer benutzen, um Akten und Geschäftspapiere bei sich zu führen. Die Tasche hatte einen Bügel und ein goldglänzendes Schloss. Ohne das Schloss zunächst zu berühren, zog Bill Morich mit der Schere vorsichtig den Schlitz oben am Deckel ein wenig auf, sodass er in die Tasche hineinblicken konnte. Dann riss er das Schloss auf.
    »Du kannst herkommen«, sagte er. »Die Tasche ist leer. Das heißt - Augenblick mal!«
    Er hob sie hoch und drehte sie um. Ein kleiner Zettel flatterte heraus.
    »Nicht anfassen!«, warnte er schnell. Sie beugten sich gespannt über ihn. Mit einem weichen Bleistift war in großen Blockbuchstaben eine kurze Botschaft geschrieben:
    Tasche mit zur Arbeit nehmen, Gruß Ethel.
    »Ist das ihre Schrift?«
    Ruth schüttelte den Kopf.
    »Das dachte ich mir«, murmelte Bill Morich mit zusammengekniffenen Augen.
    Lange Zeit starrte er auf die Tasche. Dann grinste er plötzlich breit und zufrieden. »Jetzt weiß ich es«, triumphierte er. »Jetzt weiß ich endlich, was die Halunken wollen.«
    ***
    Ursprünglich hatten wir beabsichtigt, von Jacksons Wohnung ohne Aufenthalt nach Süden durchzufahren bis zu der Baustelle, wo sein Bruder die Maurerkleidung gestohlen hatte. Aber, wie so oft, kam etwas dazwischen. Die Funkleitstelle rief unseren Wagen, und Phil meldete sich.
    »Hier liegt eine Anweisung vor, dass Sie und Cotton von allen größeren Sachen verständigt werden wollen«, sagte der Kollege vom Tagdienst. »Gilt die Weisung noch?«
    »Ja, sie ist noch gültig«, bestätigte Phil.
    »Okay. Hat man Ihnen heute Nacht etwas von einer Erpressung erzählt?«
    »Ich kann mich dunkel erinnern, dass davon die Rede war«, erwiderte Phil und warf mir einen fragenden Blick zu. Er musste in der Nacht in meinem Wagen tatsächlich die meiste Zeit geschlafen haben.
    »Viel mehr weiß ich auch nicht!«, raunte ich ihm zu.
    »Okay, aus der Erpressung ist ein Kidnapping geworden!«
    Ein paar Sekunden herrschte Stelle. Ein Kidnapping! Phil räusperte sich.
    »Eine Kindesentführung?«
    »Es handelt sich um eine sechzehnjährige Schülerin.«
    »Wer hat uns informiert?«
    »Im Auftrag der Schwester des entführten Mädchens ein gewisser Bill Morich. Er rief vor fünf Minuten bei uns an - aus einer öffentlichen Telefonzelle, wie er versichert. Er scheint sehr umsichtig zu sein, denn er zog die Möglichkeit in Erwägung, dass die Telefonleitung der Schwester von den Kidnappern angezapft sein könnte.«
    »Haben die beiden Mädchen keine Eltern mehr?«
    »Offenbar nicht.«
    »Sie stammen aus einer wohlhabenden Familie?«
    »Eben nicht. Das entführte Mädchen besucht die Highschool, ihre ältere Schwester verdient mühsam den Lebensunterhalt für beide.«
    »Seltsam«, murmelte Phil kopfschüttelnd. »Wer entführt denn Leute, von denen nichts zu holen ist?«
    »Das ist im Augenblick Rätsel Nummer eins im ganzen Distriktgebäude. Mr. High lässt anfragen, ob ihr euch mit dem Mann treffen könnt, der uns anrief. Der behauptete nämlich, dass er bereits konkrete Vorstellungen von den Absichten der Kidnapper hätte. Aber es sei höchste Eile geboten.«
    Phil sah mich fragend an. Ich zuckte die Achseln. Ein Kidnapping - das konnte kaum auf Rechnung von Thomas Jackson gehen. Zu einer Entführung sind langwierige Vorbereitungen nötig, und der junge Jackson konnte jetzt höchstens fünf Tage in New York sein. Außerdem lässt sich die Entführung eines sechzehnjährigen Mädchens kaum von einem Einzelgänger durchführen. Er brauchte Komplizen. Die hatte der junge Jackson nicht mehr.
    »Kann denn niemand sonst die Sache übernehmen?«, fragte Phil. »Wir haben mit der Fahndung nach Jackson genug zu tun.«
    »Das weiß der Chef. Aber unten in Brooklyn gab es einen schweren Zusammenstoß in der U-Bahn. Wir mussten alle verfügbaren Kollegen für den Katastropheneinsatz abstellen und nach Brooklyn schicken. Nach den ersten Meldungen sind infolge einer falsch gestellten Weiche zwei Züge ineinandergerast.«
    »Genügt«, sagte Phil. »Wir haben das einmal gesehen und bei den Rettungsarbeiten geholfen. Wir wissen, was da los ist. Also, wir übernehmen die ersten Kontakte in der Kidnappergeschichte. Wo können wir den Mann treffen, der angerufen hat?«
    »In der Federal Reserve Bank in Downtown. Fragen Sie nach Direktor Bill Morich. Aber weisen Sie sich auf keinen Fall als FBI-Beamte aus.«
    »Ist denn kein Kennwort

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