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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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würde.«
    Morich runzelte die Stirn und überlegte fieberhaft. Dann nickte er.
    »Natürlich! Droben auf der Galerie! Es gibt da eine kleine Sitzecke für Besucher, die zum Präsidenten wollen und sich ein wenig gedulden müssen. Von dieser Sitzecke aus muss man den Schalter von Miss Rutherford gut beobachten können.«
    »Ausgezeichnet. Wir werden dafür sorgen, dass immer andere Leute auf Ihren Präsidenten warten müssen, und wir werden manchmal auch kleine Gruppen von zwei oder drei Herren gleichzeitig warten lassen, damit es völlig echt wirkt. Jetzt brauchen wir noch eine Vereinbarung mit Miss Rutherford. Sie muss uns natürlich ein Zeichen geben, wenn wieder eine Tasche voll Gold hinausgetragen wird. Aber es muss ein völlig unauffälliges Zeichen sein.«
    »Ich dachte, Miss Rutherford könnte vielleicht einen Hustenanfall bekommen, Mr. Cotton.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen. Wenn ein und derselbe Mann mehrmals kommt, müsste ihm das auffallen. Nein, es muss etwas wirklich Alltägliches sein, etwas, das eine Bankangestellte tun kann. Lassen Sie mich überlegen! Die Burschen werden am Schalter immer mit einer kurzen Wartezeit rechnen müssen. Die Taschen können sie nur austauschen, wenn es niemand beobachtet, und um das festzustellen beziehungsweise um auf diesen günstigen Augenblick zu warten, brauchen sie Zeit. Andererseits können sie nicht minutenlang starr vor dem Schalter stehen und sich für nichts interessieren. Sie müssen ja tun, als seien sie Kunden. Ich bin sicher, dass sie sich auf die freundlichste Weise mit Miss Rutherford unterhalten würden. Und am unauffälligsten musste am Goldschalter ein Gespräch wirken, wenn Miss Rutherford dabei Goldmünzen zur Auswahl vorlegt.«
    »Aber das könnte sie bei einem völlig harmlosen Kunden, der aus Zufall ebenfalls eine Tasche bei sich trägt, doch auch tun!«
    »Richtig. Für meinen Vorschlag hängt es davon ab, wie weit unser Beobachtungspunkt ober auf der Galerie der Schalterhalle von Miss Rutherford entfernt ist.«
    »Ungefähr fünf Yards glaube ich.«
    »Das geht. Fällt es auf, wenn Sie mit Miss Rutherford sprechen?«
    »Nein. Es kommt oft vor, dass der Schalterdirektor an diesem oder jenem Schalter etwas zu erledigen hat.«
    »Gut. Dann prägen Sie Miss Rutherford Folgendes ein: Wenn ein richtiger Kunde erscheint, der wirklich eine Münze kaufen will, soll sie niemals mehr als drei Münzen gleichzeitig vorlegen. Nicht mehr als drei! Wenn einer der Gangster erscheint, soll sie jeweils mehr als fünf Münzen auf dem Schaltertisch vorlegen. Sie braucht dann nicht den Kopf zu heben, um sich zu vergewissern, ob man ihr Zeichen gesehen hat. Wenn sie bei dieser Abmachung bleibt, geht alles klar. Ich wiederhole also: Regulärer Kunde - nicht mehr als drei Goldmünzen. Will er mehr sehen, erst die anderen weg, dann die nächsten drei. Einer von den Taschenmännern - fünf oder sechs oder sieben Münzen gleichzeitig vorlegen. Mit diesem Zeichensystem kann nichts schiefgehen. Selbst wenn die Gangster Miss Rutherford noch so kritisch beobachten, es wird niemand auf den Gedanken kommen, zu zählen, wie viele Münzen sie jeweils vorlegt.«
    Morich lachte.
    »Das ist wirklich gerissen«, lobte er. »Das würde nicht einmal mir auff allen, selbst wenn ich sie beobachtete. Man erwartet doch eher eine Geste oder einen Blick als Zeichen.«
    »Deshalb ja. Die besten Geheimzeichen sind alltägliche Gesten und Handlungen, die man von dem Betreffenden sogar erwartet. Von Miss Rutherford wird erwartet, dass sie den Leuten an ihrem Schalter Goldmünzen zeigt. Nun, und genau das ist es, was sie tun wird.«
    ***
    In diesem Augenblick klopfte es, und die Sekretärin trat ein. Sie hielt ein kleines, schwarzes Buch in der Hand.
    »Sir, Miss Rutherford sagte, Sie wünschten die Münzenverkaufsliste zu sehen. Hier, bitte!«
    Morich hob den Kopf und wollte verwundert ablehnen, aber ich konnte ihm noch schnell genug ein Zeichen geben.
    »Eh - ach so, ja«, stotterte er. »Das hatte ich schon wieder vergessen. Legen Sie es nur hierhin. Danke.«
    Wir konnten es kaum erwarten, bis sich die Tür hinter der Sekretärin wieder geschlossen hatte. Dann stürzten wir uns über das kleine Buch.
    Mit vor Aufregung fahrigen Händen blätterte Morich Blatt für Blatt um. Unsere Spannung wuchs.
    Auf einmal ertönte Phils Stimme hinter mir: »Okay, die ersten sechs Kollegen sind in einer Viertelstunde hier. Der Chef wird alle Abteilungen durchkämmen und jeden irgendwie

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