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0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

Titel: 0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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finden konnte. Da war er vor der Tat schlau vorgegangen. Die sollten sich wundern. Und wenn er es hundertmal mit Ghouls zu tun hatte, so konnten sie mit ihm nicht umspringen.
    Soho lockte ihn. Die warme Jahreszeit war angebrochen. Da quoll dieser weltberühmte Londoner Stadtteil mal wieder über. Alle Sprachen waren vertreten, die Straßen verstopft, so dass er nur mehr mühselig vorankam.
    Als er den alten Schwimmbadbau sah, atmete er auf. In einer Nebenstraße lag seine Wohnung. Streng getrennt von den Geschäftsräumen. Man sollte es Nachforschenden nicht zu einfach machen.
    Das Haus hatte seine Jahre auf dem Buckel. Eine windschiefe Fassade. Aus den Wohnungen in den oberen Etagen waren kleine Zimmer gemacht worden. Da hausten die Nutten, und dort hinauf nahmen sie auch ihre abgeschleppten Freier mit.
    Meist durch den zweiten Eingang an der Seite, innerhalb der Tordurchfahrt, die auf den Hof führte.
    Auch tagsüber schleppten die Weiber ab. Eine Rothaarige, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hatte, sprach ihn beim Anzünden ihrer Zigarette an.
    »Hör mal, Mister, ich habe heute noch keinen gehabt. Du bist der erste. Halber Preis.«
    »Verzieh dich.«
    Die Rothaarige ließ den Rauch durch ihre Nasenlöcher strömen und die Zigarette im Mundwinkel. »He, redet man so mit einer Dame?«
    »Hau ab, Rostlaube.«
    Das Schimpfen der Dirne hörte Ed Gurny noch im Flur. Er kümmerte sich nicht darum, so etwas war er gewohnt. Die Weiber regten sich immer künstlich auf. Er holte den Wohnungsschlüssel aus der Hosentasche und öffnete die Tür. Vorsichtig betrat er die Wohnung.
    Er dachte immer an die Polizei und hielt auch den schallgedämpften Revolver in der Hand. Er war bereit, sofort zu schießen, wenn ein Bulle erschien.
    Es kam keiner.
    Die drei Zimmer seiner Wohnung waren leer.
    Vom Bad abgesehen, hätte so mancher die Einrichtung auf den Müll geworfen, aus so billigen Möbeln bestand sie. Dem Mann machte es nichts aus. Er brauchte die Wohnung nur zum Schlafen.
    Wenn er fliehen musste, so wie jetzt, konnte er fast alles stehen lassen.
    Aus einem Schrank holte er einen Meißel. Ging mit ihm in der Hand in den Wohnraum und setzte den Meißel an einer bestimmten Stelle im Fußboden an. Da er noch aus alten Holzbohlen bestand, konnte der Mann die Bohle ohne Schwierigkeiten in die Höhe stemmen.
    Darunter lag sein Versteck.
    Pfundnoten. Alle sorgfältig gebündelt und in einer Plastiktüte luftdicht eingeschlossen, damit das Geld nicht vergammelte oder verschimmelte. Jetzt nahm er die Noten aus dem Beutel hervor und verstaute sie in den verschiedensten Taschen seines Mantels sowie des Anzugs. Erst jetzt fühlte er sich wohler.
    Was musste er sonst noch mitnehmen? Vielleicht ein wenig Kleidung. Die hing im Nebenzimmer.
    Aus dem Schlafraum holte er die Ersatzkleidung, schleuderte alles in den Koffer, klappte ihn zu und war zufrieden. Noch einmal ging er zurück in den Wohnraum.
    Schon auf der Schwelle spürte er den Alptraum.
    Es war wie vor einigen Tagen in seiner Wettannahme. Der Geruch wehte ihm schon zuvor entgegen. Widerlich stinkend. Nach Gruft, Grab, Moder und Leichen.
    Der Ghoul war da!
    Er stand im Wohnraum. Diesmal hatte er sich nicht verwandelt.
    Als Liliputaner schaute er Ed Gurny an. Er trug einen schwarzen Anzug und hatte sich auf den Kopf einen Zylinder gesetzt. An sich bot er eine etwas komische Figur, doch Gurny hütete sich, auch nur die leiseste Andeutung eines Lächelns zu zeigen, den er wusste genau, wie gefährlich dieser kleine Zwerg da vor ihm war.
    »Sinclair ist in London«, sagte der Ghoul.
    »Ich weiß.«
    »Und wo ist seine Leiche?«
    Ed Gurny hatte natürlich gewusst, dass die Frage kam. Er hatte sich auch schon eine Antwort ausgedacht, doch als der andere ihn so direkt fragte, hatte er wieder alles vergessen. Er spürte das Ziehen in der Brustgegend und wusste, dass es das Gefühl der Angst war, das allmählich in ihm hochstieg. »Er lebt noch!« keuchte er.
    »Wirklich?«
    »Ja, verdammt.«
    Der Zwerg vor ihm hob beide Hände. Er spreizte sie und legte die Finger gegeneinander. Ed Gurny konnte sehen, dass sein Gegenüber regelrechte Stummelfinger besaß. Widerliche, kleine Dinger, die aneinander zu kleben schienen.
    »Sagen Sie doch was!« forderte Gurny.
    Der Zwerg schüttelte den Kopf. Dann zog er die Hände auseinander. Die Finger lösten sich zwar, dennoch bestand zwischen ihnen eine Verbindung. Lange Schleimfäden hielten sie fest. Widerlich anzusehen und auch ekelhaft stinkend.

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