0329 - Der Ghoul, der meinen Tod bestellte
glaube ich auch nicht. Aber eine andere Sache ist viel wichtiger. Ich habe höchstwahrscheinlich den Killer gesehen. Wir werden ihn bestimmt in den Akten finden.«
»Das hoffe ich.«
»Und dann wird er verschwunden sein, wenn er weiß, dass er bei uns registriert ist.«
Ich gab darauf keine Antwort, denn Suko konnte recht behalten.
Profikiller verhielten sich so.
Wir hatten den Fahrer gebeten, so schnell zu fahren, wie es eben möglich war. Für eventuelle Strafzettel würden wir die Verantwortung übernehmen. Der Driver nahm uns beim Wort. Er jagte der City entgegen, als wollte er alle Rekorde brechen, doch innerhalb Londons musste er sich dem Verkehr anpassen.
Wir waren froh, als uns der Fahrer heil vor dem Büro ablieferte.
Ich drückte ihm noch meine Visitenkarte in die Hand, damit er den uniformierten Kollegen Bescheid geben konnte.
Dann jagten wir in die Fahndungsabteilung. Die Männer erschraken, als wir die Tür aufstießen. Einer wollte flüchten, ich hielt ihn fest, und der Kollege begann zu jammern.
»Wir sind überlastet!«
»Dann kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht an.«
»Das sagen Sie.«
»Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoss. Wir brauchen Informationen über folgenden Mann.«
Er bekam die Beschreibung von Suko geliefert. Ein besonders auffälliges Merkmal war die Brille.
»Ja, den finden wir«, sagte der Kollege.
»Aber noch vor heute Abend.«
»Und wann?«
Ich grinste. »Wir warten so lange.«
»Auch das noch.«
Es dauerte wirklich nicht nur wenige Minuten, da hatte der Computer schon einiges ausgespuckt. Es waren mehrere Karten, die der Kollege in der Hand hielt. »Wir haben nur erst den Großraum London genommen«, erklärte er.
Fünf Bilder standen zur Auswahl. Der Mann legte sie auf den Tisch. Ich schaute Suko an, sah sein Lächeln und folgte mit meinem Blick seinem Finger, der auf das zweitletzte Bild zeigte.
»Das ist er!«
»Bist du sicher?«
»Natürlich.«
Ich sah mir den Mann genauer an. Er musste die 40 überschritten haben, machte eigentlich einen soliden Eindruck. Die Brille besaß ein dunkles Horngestell. Sein Gesicht war schärf geschnitten, die Wangen zeigten Bartschatten. Ansonsten wies der Kopf keine auffälligen Merkmale auf.
Ich sprach den Namen laut aus. »Ed Gurny. Nie gehört. Du etwa, Suko?«
»Nein.«
Dann las ich weiter. »Buchmacher, Wetter und Geldverleiher. Man sagt ihm Verbindungen zur Mafia nach. Er ist vorbestraft wegen Zinsvergehens und hat auch schon gesessen. Mit schweren Delikten wie Mord ist er bisher noch nicht in Berührung gekommen.«
Suko schüttelte den Kopf. Er hatte gleichzeitig mitgelesen und verstand die Welt nicht mehr. »Dass so ein Mann auf dich geschossen haben soll, John, will mir nicht in den Schädel.«
»Und du hast dich nicht getäuscht?«
»Nein, wenn ich es dir doch sage.«
Da wusste ich mir auch keinen Rat mehr. Jedenfalls würden wir diesen Mann besuchen, der in Soho wohnte. Die Straße kannte ich gar nicht. Ich fragte Kollegen danach.
»Das ist eine der Schmiergassen nicht weit vom Hallenbad entfernt. Keine gute Ecke.«
»Okay, danke.«
Wir hatten herausbekommen, was wir wollten. Jetzt konnten wir uns nur die Daumen drücken und darauf hoffen, dass wir den Killer noch zu Hause antrafen…
***
Die Nerven!
Es waren die verdammten Nerven, die ihn im Stich gelassen hatten und die Schnelligkeit des Chinesen. Ed Gurny hatte schon auf den Kerl angelegt gehabt, als dieser sich duckte und die Kugel fehlte. Zum Glück war es Gurny gelungen, zu fliehen. Den gesamten Flughafen konnten sie nicht so rasch absperren. Er war auf seinem Fluchtweg sogar nahe des Tatorts vorbeigegangen, aber niemand hatte ihn erkannt, auch dieser Sinclair nicht, der leider noch lebte.
Für Gurny ein Rätsel.
Wie hatte es der Mann schaffen können? Kein Mensch war schneller als eine Kugel. Oder konnte man den Geisterjäger nicht mit einem Menschen vergleichen? War er schon ein halber Dämon?
Ed Gurny rechnete mit allem.
Und er rechnete auch damit, identifiziert worden zu sein. Am liebsten wäre er verschwunden, geflohen, auf der Stelle weggerannt, aber das ging nicht. Er musste in seine Wohnung, dort Bargeld mitnehmen und wichtige Papiere verschwinden lassen.
Nervös hockte er hinter dem Steuer seines Renault. Der kleine R war unauffällig. Er benutzte ihn als Zweitwagen. Mit ihm wollte er auch aus London fliehen, dann sollten diejenigen etwas für ihn tun, die ihm alles eingebrockt hatten.
Er wusste auch genau, wo er sie
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