0329 - Erpresser kennen keine Gnade
etwas von unserem Gespräch mitbekam.
Phil berichtete: »Sullivan ist in seiner Wohnung. Nagara hat beobachtet, wie er das Geld von der Dunster in Empfang genommen hat. Dann ist er raufgogangen und hat seither seine Wohnung nicht verlassen.«
»Erzähl mir mal genau, wie das gewesen ist, Fred.«
»Tja, Jerry, wir kamen gerade hier an dem Bau an, als diese Miß Dunster aus dem Taxi stieg. Wir folgten ihr in die Halle und sahen, wie sie sich an den Portier wandte. Kurze Zeit später kam dieser Sullivan, nahm ein Päckchen von der Frau und ging zum Lift. Ich hatte gesehen, daß er den Knopf zum sechsten Stock drückte und rannte die Treppe hinauf. Als ich oben auf dem Flur ankam, sah ich den Mann gerade in seiner Wohnung verschwinden. Und bis jetzt ist er noch nicht herausgekommen.«
»Zweiter Ausgang?« fragte ich.
»Nein, Jerry. Auf der Seite, wo er wohnt, ist noch nicht mal eine Feuerleiter.«
»Dann wollen wir uns den Vogel mal ansehen«, schlug ich Vor.
Wir gingen zum Lift und fuhren hinauf. Der zweite G-man, der sich direkt vor der Wohnungstür postiert hatte, bestätigte, daß Sullivan noch da war.
Ich schellte.
Aber nichts rührte sich hinter der Tür.
Ich schellte ein zweites Mal.
Diesmal etwas länger.
Aber wieder rührte sich nichts.
Ich wartete zwei volle Minuten, dann drückte ich wieder auf die Klingel.
Und diesmal ließ ich den Finger nicht mehr von dem Knopf, bis die Tür aufging.
Der Mann war wie ein gereizter Panther. »Ich will meine Ruhe haben, kapieren Sie das!« fauchte er. »Ich habe doch alles getan, was Sie wollten, und jetzt laßt mich gefälligst in Frieden!«
Er wollte die Tür wieder zuschlagen.
»FBI«, sagte ich. »Wir müssen mit Ihnen reden!«
»FBI?« stammelte er und starrte uns an wie der Neger eines Entwicklungslandes den ersten Kühlschrank in seinem Kral.
Er wankte zurück in die Wohnung.
Wir folgten ihm auf dem Fuße.
»FBI«, hauchte er noch einmal und ließ sich in einen Sessel fallen. Ich wunderte mich, daß ihn das so aus dem Häuschen brachte.
»Was haben Sie denn alles getan?« fragte ich.
Er stand auf und ging zu dem Schreibtisch. Er nahm ein Blatt Papier auf, das er mir wortlos reichte.
Auf den ersten Blick war zu erkennen, daß es von der gleichen Art war wie der Erpresserbrief, den Miß Dunster bekommen hatte. Auf ein Stück Papier hatte man Ausschnitte aus Zeitungen geklebt .
Der Portier wird Sie anrufen und sagen, daß eine Miß Dunster Sie zu sprechen wünscht. Gehen Sie sofort hinunter. Miß Dunster wird Ihnen ein Päckchen geben. Nehmen Sie das Päckchen und fahren Sie dann sofort mit dem Lift wieder hinauf. Das Päckchen reichen Sie bei Miß Miller rein. Sie gehen dann in Ihre Wohnung und bleiben dort, bis Sie Bescheid erhalten. Miß Miller fährt dann sofort zum Columbus Circle. Dort verläßt sie das Taxi und geht in den Central Park. Am zweiten Weg, der vom Hauptweg abgeht, steht eine Bank, daneben ein Papierkorb. Sie wirft das Päckchen dort rein und geht wieder zurück zum Columbus Circle. Wenn Sie diesem Befehl nicht gehorchen oder die Polizei verständigen, wird Miß Miller sterben!
»Wir müssen sofort zum Central Park.«
Dann wandte ich mich nochmals an Sullivan und fragte: »Hat man Sie schon vorher erpreßt, oder war das der erste Fall?«
»Vorher hat man schon zweimal angerufen. Und ich habe getan, was man von mir verlangte. Ich wollte Miß Miller nicht in Gefahr bringen.«
Das genügte mir.
Im Augenblick hatten wir keine Zeit mehr zu verlieren.
Sullivan wollte ich später noch mal verhören.
Wir verließen die Wohnung.
Draußen beauftragte ich Nagara, Sullivan zubeschatten.
»Und wenn er die Wohnung verläßt?«
»Dann läßt du ihn ruhig gehen. Aber du bleibst ihm auf jeden Fall auf den Fersen. Unser zweiter Mann macht das Gleiche mit dieser Miß Miller, falls sie zurückkommen sollte. Los, Phil, wir müssen uns beeilen. Vielleicht können wir den Kerl noch erwischen.«
Wir rannten auf die Straße.
Während ich mich hinter das Steuer klemmte und zum Central Park raste, hantierte Phil am Sprechfunkgerät. Er gab an den Einsatzleiter einen Bericht durch.
»Fordere ein paar Leute an, die das Gelände umstellen und durchkämmen«, sagte ich zu Phil und fuhr über die Kreuzung am Columbus Circle. Um ein Haar hätte ich ein entgegenkommendes Auto gerammt, das sich den Teufel um unser Rotlicht und die Sirene kümmerte.
Ich hörte, wie Phil die Leute anforderte. Dann drang wieder die Stimme von Billy Wilder aus
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