0329 - Erpresser kennen keine Gnade
dem kleinen Lautsprecher:
»Okay, Jungs. Schicke zwei Einsatzwagen. Solltet Ihr noch mehr Leute brauchen, dann fordert sie an. Die Chance kriegen wir so schnell nicht wieder.«
Ich jagte meinen Jaguar quer über den Columbus Circle. Nicht eine Sekunde wollte ich verlieren. Ich hielt auf den Eingang des Central Parks zu. Den Wagen ließ ich ein Stück in den Park hineinfahren. Als der Hauptweg sich gabelte, stoppte ich. Die Spaziergänger staunten uns an, als wären wir ‘ne Attraktion aus dem Zirkus oder zwei Irre.
Die Bank, neben der das Geld deponiert werden sollte, war leer. Ich stürzte nach dem Papierkorb. Aber außer ein paar zerknüllten Papierfetzen fand ich nichts darin.
»Vielleicht ist die Miller mit dem Päckchen noch gar nicht hier gewesen?« fragte Phil hoffnungsvoll.
Ich zeigte auf meine Uhr. Es war schon zuviel Zeit verflossen, seit ich die Schwarzhaarige gesehen hatte. Wenn sie nach dem Verlassen des Hauses ein Taxi gefunden hatte, dann konnte sie fast schon wieder in ihrer Wohnung sein. Aber ich wollte keine Möglichkeit auslassen.
»Versteck dich hinter den Büschen, Phil«, bat ich ihn. »Ich werde mir die Umgebung mal ansehen.«
Phil schwang sich über die Bank und verschwand in einer dichten Ligusterhecke. Vom Weg her konnte er jetzt nicht mehr entdeckt werden. Ich ging rasch weiter. In dieser Gegend war es menschenleer.
Dann war ich wieder auf einem Hauptweg, der zu einem Ausgang führte. Der Erpresser hatte die Geldübergabe geschickt arrangiert. Denn selbst mit einer großen Anzahl von Beamten hätten wir das Gelände nicht unauffällig absperren können.
Oder sollte etwa die Geschichte mit Miß Miller eine Finte gewesen sein? Waren sie und dieser Sullivan die Erpresser? War der Brief, den Sullivan mir gezeigt hatte, vielleicht von ihm selbst zusammengeschnippelt worden, und seine Freundin war jetzt mit dem Geld auf und davon?
Als ich in der Ferne eine Polizeisirene hörte, deren Heulen rasch näher kam und dann erstarb, drehte ich mich um und ging schnell zu der Bank zurück, wo angeblich das Geld abgeliefert werden sollte.
***
Phil schob sich gerade aus dem Gebüsch, als die Beamten der Einsatzwagen ankamen. Wir kämmten die nähere Umgebung der Bank durch. Aber das Ergebnis war gleich null.
Allmählich bevölkerte sich die Gegend.
Ich sah, daß unsere Untersuchung keinen Zweck mehr hatte und befahl:
»Ein Mann postiert sich an der Bank. Für den Fall, daß vielleicht doch noch wer kommt. Drei Mann hören sich bei den Parkbesuchern um. Vielleicht ist einer drunter, der ‘ne Kleinigkeit bemerkt hat. Die anderen fahren wieder zum Distriktsgebäude zurück. Und wir, Phil, wollen diesem Sullivan mal auf den Zahn fühlen.«
»Meinst du, da wäre was faul dran?« fragte Phil, als wir zu unserem Wagen zurückgingen.
»Ich weiß nicht recht, aber diese Freundin von Sullivan könnte mit dem Geld verduftet sein.«
»Dann hätten wir aber noch, immer Sullivan in der Hand. Ich glaube nicht, daß die das so stümperhaft geplant haben. Alles andere ist doch äußerst schlau eingefädelt.«
Während ich den Zündschlüssel ins Schloß steckte sagte ich:
»Phil, es gibt da auch eine ganz raffinierte Möglichkeit. Angenommen Sullivan und seine Freundin sind tatsächlich die Erpresser. Dann haben sie den Brief, den uns Sullivan vorgezeigt hat, selbst fabriziert. Angenommen, die Miller hat sich auch an den Brief gehalten. Aber nur teilweise. Während wir sie hier im Central Park suchen, kann sie das Päckchen in aller Ruhe woanders verstecken. Vielleicht im Gepäckschalter in einem U-Bahnhof. Oder in einem Schließfach einer Bank. Und die Miller kommt dann einfach in die Wohnung zurück und erzählt, sie habe das Päckchen in den Papierkorb geworfen, und wir können ihr nicht einmal das Gegenteil beweisen.«
Phil meinte: »Andrerseits braucht Sullivan nichts von der Geschichte zu wissen. Die Miller kann die Erpresserin sein, hat ihren angeblichen Freund vielleicht nur eingeschaltet, um sich zu entlasten, und ist jetzt über alle Berge.«
»Könnte auch sein, Phil«, sagte ich und brachte den Wagen vor dem großen Appartementhaus am Lincoln Square zum Stehen. »Aber das werden wir ja gleich haben.«
Als wir die Halle betraten, saß der Portier in seiner Loge und telefonierte. Ich wollte nicht warten, bis er mit seinem Gespräch zu Ende war und ging direkt zum Lift. Die gleiche Auskunft, die mir der Portier geben konnte, konnte ich ja auch von den beiden Kollegen bekommen, die wir zur
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