0329 - Erpresser kennen keine Gnade
und blickte auf eine Feuerleiter, die gleich neben dem Fenster in die Tiefe führte.
Auch ohne ein Artist zu sein, konnte man die Stufen bequem vom Fenster aus erreichen.
Die beiden waren uns entwischt!
Ich sah einen Stoffetzen aus hellem, fast weißem Material.
Der Fetzen hing an einem Gitterstück der Feuerleiter, ungefähr in Höhe des dritten Stockwerks.
Und wenn mich mein Gedächtnis nicht ganz im Stich ließ, hatte Miß Miller einen hellen, fast weißen Stoffmantel getragen, als ich sie vorhin beim Verlassen des Hauses gesehen hatte.
***
Im Office von Mr. High ging es wie in einem Taubenschlag zu. Ich hatte ihm von unseren Aktionen berichtet, und er wollte die Fäden jetzt selbst in die Hand nehmen.
»Wir müssen eine Großfahndung nach den beiden starten. Haben wir Bilder von der Miller und diesem Sullivan?« fragte mich mein Chef.
Ich holte zwei Bilder aus meiner Tasche, die in einem Doppelrahmen aus Silber steckten.
Ich hatte sie im Wohnzimmer der Miller gesehen und vorsorglich mitgenommen.
Mr. High betrachtete die Bilder und reichte sie dann an einen Kollegen weiter. »Lassen Sie sofort genügend Abzüge machen und nach dem üblichen Schlüssel verteilen. Den Steckbrief setzen wir jetzt noch auf. Der geht dann sofort in die Druckerei. Die City Police soll vor allem den Hafen und die Flugplätze bewachen. Na, ich werde noch mit dem High Commissioner sprechen.« Als der Kollege das Zimmer verließ, erschien Jane, die gerade von ihrem Posten bei Miß Dunster zurückkam.
Ich hatte sie nicht mehr gesprochen, seit ich von dort zum Lincoln Square gefahren war, und bat sie, uns zu berichten.
»Da ist nicht viel zu sagen. Miß Dunster blieb ungefähr eine Stunde fort. Als sie wiederkam, war sie wegen des Geldverlustes nicht gerade erfreut. Aber sie schien doch sehr erleichtert, daß sie von den Erpressern nichts mehr zu befürchten hatte.«
Mr. High nickte und meinte: »Lösen Sie doch jetzt bitte Walter Stein ab. Der ist bei dieser Mrs Read- Lassen Sie s.ich die Einzelheiten von Billy Wilder geben!«
Als Jane verschwunden war, wandte sich der Chef wieder in mich:
»Jerry, ich glaube, wir können auch den Mann abziehen, der das Telefon dieser Miß Dunster überwacht. Ich habe das Gefühl, daß wir bald jeden Mann hier brauchen können. Sie, Phil, besorgen bitte die letzten Berichte unserer Leute, die die beiden Buchmacher und die Freunde von diesem Ferguson überwachen. Als Sie über Sprechfunk die Namen durchgaben, habe ich die Freunde gleich beschatten lassen. Ich habe noch einen weiteren Mann losgeschickt, der diese Miß Dunster, oder vielmehr ihre Umgebung mal näher unter die Lupe nehmen soll.«
Ich rief den Einsatzleiter ein.
»Hallo, Wilder«, sagte ich, »die Telefonleitung von Miß Dunster braucht nicht länger überwacht werden.«
»Ist mir sehr recht, Jerry«, kam die Antwort. »Ich kann jeden Mann gebrauchen.«
Ich legte auf.
Mr. High erklärte:
»Bis jetzt haben wir sieben Verdächtige. Da ist zuerst mal die Miller und ihr Freund Sullivan. Dann die beiden Buchmacher, weil die als erste und einzige von dem Gewinn der Miß Dunster gewußt haben. Dann die drei Freunde von Ferguson. Daß der Erpresser von dem Gewinn wußte, ersehen Sie schon aus der' Höhe der erpreßten Summe. Sonst scheint von der alten Dame nicht viel zu holen sein. Hat zwar von ihrem Vater ein kleines Vermögen geerbt, aber sie kann nicht an das Kapital heran. Wie die Bank mir erklärte, wird eine monatliche Rente ausgezahlt. Und die reicht knapp dazu, um einigermaßen bequem leben zu können. — Na, was gibt‘s?« wandte er sich an Phil, der hereinkam.
»Ich habe die Berichte. Ferguson und Fitzgerald haben bis jetzt ihr Büro nicht verlassen. Auch keine Besucher empfangen. Nur ein Kellner von einem Hotel in der Nähe ist vor kurzem mit einem Riesentablett erschienen.«
Ich stellte mir die beiden vor, wie sie sich über die nächste Mahlzeit hermachten.
»Schon mein Großvater sagte, Fitzgerald, ein Mensch der gut ißt, ist gut«, murmelte ich.
Phil grinste, Mr. High guckte verständnislos, und ich erzählte von der Leidenschaft der beiden Buchmacher.
»Und was ist mit diesen drei Freunden von Ferguson?« fragte der Chef weiter.
»Die Leute sind inzwischen verhört worden. Keiner will die Geschichte weitererzählt haben. Sie haben die Erzählung von Ferguson auch nicht für bare Münze genommen, denn es kam ihnen angeblich unwahrscheinlich vor, daß man 5 200 Dollar an einem Renntag beim Hunderennen
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