0329 - Erpresser kennen keine Gnade
zu der einzigen Tür im Hintergrund und riß sie auf.
Das Zimmer war leer. Ich drehte das Deckenlicht an.
Auf den ersten Blick war in dem unordentlichen Zimmer nichts Verdächtiges zu entdecken. Ich schloß schnell die Tür wieder hinter mir und ging zurück Ich wollte an der alkoholisierten Alten vorbei, aber sie packte mich am Arm:
»Wie ist das nun mit der Miete? Wollt ihr für euren Freund bezahlen oder nicht?«
Ich habe schon die ausgefallensten Flüche gehört. Aber was wir jetzt geboten bekamen, als ich nein sagte, das war einmalig.
Ich war froh, daß ich auf der Straße wieder frische Luft atmen konnte Phil ging es anscheinend ebenso. Er schüttelte sich.
»Versuchen wir's im ›Tropical‹, Phil«, sagte ich. Das war die Kneipe, in der sich Edwards häufig aufhielt. Der Gewährsmann hatte uns das Kellerlokal genau beschrieben und davor gewarnt. Edwards hätte immer eine Reihe von dunklen Gestalten um sich.
Bis zum ›Tropical‹ waren es nur ein paar hundert Yard. Das Lokal lag am Franklin Place.
Wüster Lärm scholl uns aus der Kellerkneipe entgegen.
Als wir den schweren Vorhang zurückschlugen, stach uns Rauch beißend in die Augen. Ohne uns umzublicken, torkelten wir zur Theke. Wir markierten Betrunkene und verlangten vom Wirt zwei Gläser Rum. Wie bei Betrunkenen zitterten unsere Hände, und als ich Phil zuprostete, verschüttete ich den größten Teil des Rums.
Dann knallten wir die Gläser hart auf die Theke, und Phil bestellte sofort die nächste Runde.
Wir ließen unsere Blicke durch den Raum gehen, wobei wir uns lebhaft dummes Zeug erzählten. Dann entdeckte ich Edwards an einem Tisch im Hintergrund des Raumes.
Er saß — mit dem Rücken zu uns — mit fünf wüst aussehenden Kerlen zusammen.
Er hatte sich erhoben und ging auf eine Tür im Hintergrund zu. Einer von der Tischrunde stand ebenfalls auf und ging hinter ihm her. Ich sah, daß das für uns eine Chance war, denn Edwards am Tisch zu kassieren, mitten aus seinen Kumpanen heraus, war gefährlich.
Ich gab Phil einen Wink. Er verstand mich sofort, denn auch er hatte Edwards entdeckt, der sich jetzt zwischen den Tischreihen an der Rückseite des Raumes durchzwängte Ich packte Phil am Arm. Gemeinsam torkelten wir auch auf die Tür zu, über der ein kleines Bronzeschildchen mit der Aufschrift ,Gents' hing.
Wir kamen nicht ganz so schnell von der Stelle, wie wir wollten. Wir torkelten, denn wir wollten nicht in letzter Minute auffallen. In diesem Augenblick waren Edwards und der andere an der Tür.
Jetzt mußten wir uns beeilen. Ich tat so, als stolperte ich und zog Phil hinter mir her. Erst an der Tür konnte ich mich wieder fangen. Ein paar wüste Zurufe kamen von den Tischen, und dann folgte rohes Gelächter, als ich mit Phil fast durch die Tür fiel.
Als die Tür hinter uns zuschlug, prüften wir den Sitz unserer Waffen. Dann spurteten wir durch den Gang, der nach ein paar Yard einen Knick machte und sich zu einer Art Diele erweiterte.
Hier hatten wir Edwards vor uns!
Er redete auf seinen Begleiter ein und warf uns einen mißtrauischen Blick zu. Ich schängelte mich an ihm vorbei. Phil blieb ein kleines Stück zurück, so daß der Gangster und sein Begleiter genau zwischen uns waren.
Dann drehte ich mich ruckartig um und hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase.
»FBI!« sagte ich. »Madien Sie keine Dummheiten, Edwards, und folgen Sie uns!«
Im selben Augenblick hörte ich, daß die Tür zur Kneipe geöffnet worden war. Wir hatten keine Sekunde zu verlieren. Edwards schien friedlich zu sein.
Er hob die Hände und machte Anstalten, vor mir herzugehen.
In diesem Augenblick kamen zwei weitere Burschen um die Ecke. Und die Chance nutzte Edwards. Er ließ sich zu Boden fallen und rollte sich Phil vor die Füße und brüllte wie am Spieß:
»Macht sie fertig, Jungs, die wollen uns den Coup verderben!«
Phil wurde von dem ersten der beiden Kerle angesprungen. Ich sah noch, wie er über den am Boden liegenden Edwards stolperte und auf den Boden krachte. Dann krachte was anderes, und die schwache Glühbirne über unseren Köpfen zerplatzte.
Im gleichen Augenblick war ich so eingekeilt, daß ich mich kaum bewegen konnte, und die ersten Schläge prasselten auf mich nieder.
Ich deckte mich, so gut es ging, und stieß meine Fäuste ins Dunkle. Ich bekam Luft. Ich versuchte, mich zum Ausgang zurückzuschlagen. Phil lag noch auf dem Boden. Ich mußte ihm auf die Beine helfen.
Dann erwischte mich eine Faust in der Magengegend.
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