0329 - Erpresser kennen keine Gnade
alarmierte uns.
»Jerry und Phil. Ich möchte, daß Sie sich den Burschen ansehen. Finden Sie heraus, wo er steckt, und verhören Sie ihn. Billy soll Ihnen behilflich sein, schnell festzustellen, wo sich dieser Edwards aufhält. Und vor allem eins: seid vorsichtig, denn der Mann ist gefährlich!«
Dann las er weiter vor:
»Edwards wurde 1956 wegen Körperverletzung zu drei Monaten Haft verurteilt. 1957 erhielt er eine Freiheitsstrafe von drei Jahren wegen schwerer Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, begangen im Affekt. Die Anklage hat ursprünglich auf Mord gelautet.«
»Dann paßt er gut als Täter«, sagte ich und dachte an den ermordeten Schriftsteller. Erpressung und Mord.
***
Es dauerte knapp eine Stunde Dann hatten wir mit Hilfe von Billy Wilder und der Ermittlungsabteilung alles Wissenswerte über diesen Freund von Miß Dunster herausbekommen Von einem Gewährsmann erfuhren wir, wo sich dieser John Edwards meistens aufhielt und wo er wohnte Obwohl es bereits auf den Abend zuging, wollten wir uns den Vogel kaufen.
Kurz bevor wir das Distriktsgebäude verließen, rief ich Jane an, die in der Wohnung des ermordeten Schriftstellers wachte. Aber Jane konnte mir nichts Neues berichten.
Ich bat Billy Wilder, mir sofort Bescheid zu geben, falls irgendwo in New York ein neuer Fall von Erpressung bekannt wurde. Denn die Aktivität des Gangsters an diesem Tage ließ vermuten, daß er noch weitere Eisen schmiedete Mit Phil fuhr ich dann zu der angegebenen Adresse, wo dieser Edwards wohnen sollte.
Vorsorglich hatten wir uns einen Haftbefehl besorgt. Den Einsatz weiterer Leute hatte ich abgelehnt. Im Augenblick schien mir das überflüssig. Phil und ich würden mit dem Burschen fertig werden, selbst wenn er so gefährlich war, wie der Chef gesagt hatte. Die Wohnung lag in der Bowery, und das sagte eigentlich schon genüg. Weil ich die Straße gut kannte, zog ich es vor, den Wagen am Broadway stehen zu lassen Das schien mir auf jeden Fall sicherer. Ich hatte nämlich keine Lust, meinen Jaguar später mit durchschnittenen Reifen vorzüfinden.
Das Haus Nr. 276 war ein alter Kasten. Schäbige Fassade, drinnen war es nicht viel besser. Auf den Namensschildern an den Briefkästen stand kein John Edwards.
»Sollte uns der Spitzel angeschwindelt haben?« flüsterte Phil mir leise zu.
»Glaube ich nicht Außerdem gibt‘s hier eine Mrs. Snuffdon, bei der Edwards wohnen soll. Wir wollen die mal fragen.«
Das kleine Pappschild war so undeutlich bekritzelt, daß Phil der Name nicht aufgefallen war.
Wir stiegen die schmale Holztreppe hoch. Die Stufen waren ausgetreten und knarrten bei jedem Tritt Eine Tür im ersten Stock flog auf, und ein Mann starrte uns feindselig entgegen Er trug eine alte, zerschlissene Hose und ein Unterhemd, das den größten Teil seiner breiten, behaarten Brust zeigte.
Er schielte uns aus kleinen Augen mißtrauisch an und schlug dann die Tür mit einem lauten Krach wieder zu. Hinter der Tür hörten wir Lärm und die polternde Stimme eines Mannes. Die Verwünschungen, die er ausstieß, galten anscheinend uns.
Wir kletterten in den zweiten Stock.
An einer Tür hing ein Schildchen mit einem fast unleserlichen Namen darauf. Und daneben war eine fast pompöse Visitenkarte angeheftet. Sie sah zwar schon ziemlich abgegriffen und vergilbt aus, aber den Namen John Edwards konnten wir trotz der Fettflecken in dem Dämmerlicht lesen.
Eine Klingel gab es nicht. Bevor ich an die Tür klopfte, prüfte ich, ob meine Dienstwaffe durchgeladen war.
Hinter der Tür war alles still.
Ich pobierte vorsichtig die Klinke, die gab nach, und ich stand in einem düsteren Flur Im selben Augenblick ging eine Tür auf. Eine Frauenstimme keifte uns an:
»Na, Edwards, haben Sie jetzt endlich das Geld für die Miete?«
Damit kam die Person auf mich zu und starrte mich an. Sie erkannte jetzt, daß nicht Edwards vor ihr stand, und als sie wieder den Mund aufmachte, fiel ich von der Brandyfahne fast um:
»Was wollt ihr denn hier?« fauchte sie und fuhr sich mit einer Hand durch ihr struppiges, ungepflegtes Haar.
»Wir suchen Edwards. Sind Freunde von ihm.«
»So, Freunde«, keifte sie weiter. »Dann bezahlt mir doch die Miete, die er mir seit Wochen versprochen hat. Außerdem ist Edwards nicht da. Seit drei Tagen ist er nicht hiergewesen. Aber guckt mal lieber nach, hinten in seinem Zimmer. Vielleicht habe ich nicht gehört, wie er gekommen ist.«
Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Schnell ging ich
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