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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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heraus. „Ich habe nichts zu verbergen. Sie können sich ruhig umschauen. Was erwarten Sie zu finden? Die Leiche von Morgan?“
    Inspektor Miles nickte. „Erraten, Mr. Holbers. Wie kommt es überhaupt, das Sie in seiner Wohnung leben?“
    „Ich – er hat sie mir überlassen“, antwortete ich lahm. „Soviel ich weiß, befindet er sich auf einer Europareise.“
    Der dünne Mann kam aus der Küche zurück und sah mich leidenschaftslos an.
    „Nein“, sagte er gelassen. „Er befindet sich auf gar keiner Reise, Holbers. Er liegt nämlich in Ihrer Kühltruhe, und er ist mausetot.“
    Ich brauchte eine Weile, um diesen Schock zu verdauen. Er hatte seine Drohung also wahr gemacht. Er wollte mich vernichten, dieser Teufel! Aber jetzt würde ich auspacken, alles erzählen. Angefangen von der Gehirntransplantation bis zu seinem Schreckensgewölbe tief unter der Erde.
    „Inspektor“, begann ich. „Ich habe ihn nicht umgebracht, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist. Ich wußte nicht einmal, daß er in der Truhe liegt. Oder glauben Sie im Ernst, das ich ein so belastendes Indiz in meiner Küche aufbewahren würde, damit die Polizei es auch ja findet?“
    „Sie wußten ja nicht, daß wir kommen würden“, sagte der Inspektor. „Früher oder später hätten Sie die Leiche schon irgendwo verscharrt. Nur waren wir eben schneller.“
    „Zum Teufel, wo sollte ich sie denn verscharren!“ schrie ich aufgebracht. „Der Boden ist knochenhart, und er wird es in ein paar Wochen auch noch sein. Glauben Sie, ich hätte ihn bis zum Sommer in der Truhe gelassen?“
    Die beiden sahen sich vielsagend an und schwiegen. Ich begriff überhaupt nichts mehr. Was hatte ich denn nun schon wieder falsch gemacht? Was ich gesagt hatte, klang doch vernünftig und einleuchtend. Sie mußten mir einfach glauben.
    „Es ist die Wahrheit“, beteuerte ich. „Auch wenn es unglaubhaft klingt. Durchsuchen Sie seine Villa, dann werden Sie sehen, daß ich nicht lüge. Der Mann ist besessen, und tief im Keller hat er ein Gewölbe, in dem er experimentiert. Die schrecklichsten Wesen laufen da herum. Sie müssen sein Haus auf den Kopf stellen, Inspektor, bevor er dort alles Belastende verschwinden läßt. Dieser Mann ist ein Teufel. Gestern habe ich es mit eigenen Augen erlebt.“
    „Was haben Sie gestern erlebt?“ Inspektor Miles runzelte verständnislos die Brauen. „Und was faselten Sie eben von knochenhartem Boden? Ich glaube, Sie sind ein bißchen durcheinander, Holbers.“
    „Aber es ist doch alles gefroren draußen“, stieß ich hervor. „Das habe ich gemeint. Und gestern war ich in dem unterirdischen Gewölbe vom Doc. Es geht da nicht mit rechten Dingen zu, Inspektor. Auch auf die Gefahr hin, das Sie mich für verrückt halten: Ich bin von einem Vampir angefallen worden.“
    „Schluß jetzt!“ brüllte Miles plötzlich. „Jetzt reicht es endgültig, Holbers. Treten Sie mal ans Fenster! Los, los, machen Sie schon, was ich sage!“
    Ich zog den Kopf ein und ging zum Fenster. Ich hätte mir ja denken können, daß er mir kein Wort glaubte. Wenn ich ihn doch nur dazu bekäme, Doc Lundis Haus auf den Kopf zu stellen. Ich war vor dem Fenster angekommen, und erst jetzt fiel mir auf, was mir schon nach dem Aufwachen hätte auffallen müssen. Es war warm draußen, und die Sonne stand hoch im blauen Himmel. Die Leute liefen in Sommerkleidung umher, ein paar Kinder tobten auf Rollschuhen durch die Straße.
    Es war Sommer. Hochsommer.

     
    Ein halbes Jahr später begannen die Verhandlungen. Der Gerichtssaal war brechend voll, und immer wenn ich eine Aussage machte, ging ein belustigtes Kichern durch die Reihen der Zuschauer. Ich hatte eine furchtbare Zeit mit Verhören, Fragen und Psychiatern hinter mir. Gutachten wurden vorgelesen, und man hörte nur allzu deutlich heraus, das man allgemein glaubte, Mike Holbers wäre ein Fuchs, der auf Unzurechnungsfähigkeit hinarbeitete, um dem Strick zu entgehen.
    Im April wurde das Urteil gefällt: Tod durch den Strang. Alle nannten mich nur noch Morgan, weil ich immer wieder behauptet hatte, selbst Morgan zu sein, dessen Leiche man in meiner Gefriertruhe gefunden hatte.
    Und dann kam ich in die Todeszelle. Crowly, das Hinkebein, paßte auf mich auf.
    Da erlosch in mir der letzte Funke Glauben an das Gute im Menschen. Nur noch eines beherrschte meinen Geist: Ich wollte raus. Raus, um mich an den Menschen zu rächen. Raus, um noch einmal dem Satan gegenüberzustehen, der sich Doc Lundi nannte. Ich

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