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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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weiter Ferne.
    „Linda, sieh mich an!“
    Sie hob den Kopf und blickte in zwei funkelnde, kleine Augen, die sich in ihre Seele hinein zu bohren schienen. Angst stieg in ihr hoch. Angst vor diesem Mann, der so klein und harmlos aussah, der ihr aber Grauen einflößte. Sie wollte sich gegen diese Angst auflehnen, senkte wieder den Blick, bis ein siedend heißer Schmerz über ihre Schultern zuckte. Sie schrie auf, wollte fortlaufen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. So stand sie einfach da, leise wimmernd und mit gesenktem Blick.
    „Sieh mich an!“ dröhnte die Stimme in ihrem Kopf. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Linda. Du mußt dich nur meinem Willen beugen. Sonst muß ich dir weitere Schmerzen zufügen. Ja, so ist es schon besser. Ich sehe, daß du bereit bist, und du selbst spürst diese Bereitschaft in dir ebenfalls. Du willst mir gehorchen, Linda. Du möchtest mir gehören. Ganz stark ist dieser Wunsch in dir.“
    Sie sah ihn an, verstand die Welt nicht mehr, denn ganz tief in ihrem Inneren warnte sie etwas vor diesem Mann. Aber seine leisen Worte lullten ihre Bedenken ein. Er hatte Macht, oh ja. Es tat ihr gut, das zu wissen. Sie fühlte sich plötzlich geborgen unter seiner Obhut. Ja, sie würde sich ihm anvertrauen. Außerdem war sie müde, so unsagbar müde und schwach.
    „Nicht wahr, du fühlst dich ganz sicher bei mir, Linda.“ Aus weiter Ferne drang die einschmeichelnde Stimme an ihr Ohr. „Und es ist richtig, das du so fühlst, denn ich werde dir nur Gutes antun. Vertraue mir deinen Geist an, Linda. Ganz und gar. Mache dich frei von deinen Gedanken, schenk sie mir, Linda. Es ist das schönste Geschenk, das du mir machen kannst. Und du willst doch auch mir Gutes tun, nicht wahr?“
    „Ja“, hauchte sie kraftlos, „das will ich.“
    „Es ist so einfach.“ Die Stimme sank zu einem merkwürdigen, schönen und lockenden Flüstern herab. „Mach dich ganz frei von deinen Gedanken. Lege deinen Körper auf das Bett zurück, denn er gehört dir nicht mehr, Linda. Er ist Ballast, weiter nichts. Du brauchst keinen Körper zum Leben. Nur den Geist. Und er soll frei sein. Ganz frei, mein Kind. Das möchtest du doch? Einmal ganz frei sein.“
    Sie spürte es. Spürte genau, wie sie sich von dem Körper lossagte, ihn zurückließ, der Stimme folgte. Nein, sie brauchte ihren Körper nicht. So war es angenehmer, leichter. Es war, als wäre ihr Geist Musik, die durch den Raum klang. Frei von allem Übel.
    „Fliege dahin!“ murmelte die Flüsterstimme. Sie kam aus dem Nichts, befahl, forderte. „Ich werde dich rufen, wenn ich dich brauche. Warte auf meinen Ruf, Linda. Einmal, irgendwann sollst du mir dienen und Großes tun.“
    Sie sagte nichts. Warum auch? Alles war herrlich und so leicht. Ihr kam es vor, als schwebe sie durch den leeren Raum. Ja, sie war frei. Frei wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

     

„Trag sie in den Keller hinunter“, sagte der Doc. „Ich werde gleich nachkommen.“
    Mike Holbers griff unter den leblosen Körper des Mädchens und hob ihn an. Sie war nicht sehr schwer, und ihre nackte Haut war noch warm. Wortlos trug er sie zum Aufzug. Zehn Minuten später lag sie ausgestreckt auf dem hohen Felsblock, der inmitten des muffigen Gewölbes stand.
    Ganz wohl war ihm nicht hier unten. Darum hielt er sich nicht lange auf und fuhr wieder nach oben. Der Doc stand bereits vor der Lifttür, als er im Parterre anlangte. Er lächelte.
    „Alles in Ordnung, Mike?“
    „Ja, Herr. Sie liegt auf der Steinplatte, wie Sie befohlen haben, Doc.“
    „Gut. Dann mach uns Frühstück. In zehn Minuten bin ich wieder da. Und decke den Tisch für drei Personen.“
    „Für drei?“
    „Ja, ich schätze, daß das Mädchen auch Hunger hat.“
    „Aber sie ist doch tot“, erwiderte Mike Holbers verblüfft. „Ich habe ihren Puls gefühlt, Doc. Sie ist mausetot, und so schnell können Sie auch wieder nicht operieren.“
    Der Doc blickte ihn kalt an, dann sagte er leise: „In diesem Hause ist niemand tot, Mike. Und operieren werde ich auch nicht mehr. Ich habe einen einfacheren Weg gefunden. Und nun bereite endlich das Frühstück vor!“
    Mike Holbers zog den Kopf ein und verschwand gehorsam in der Küche. Im Wohnzimmer deckte er den Tisch, wie es ihm der Doc befohlen hatte, dann wartete er darauf, daß das Kaffeewasser kochte. Als der Kaffee fertig war, stellte er die Kanne auf eine Heizplatte, aber schon eine Minute später hörte er, wie nebenan die Tür geöffnet wurde, und eine Frau

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