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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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sagte lachend: „Nichts hat sich inzwischen geändert, Liebling. Mein Gott, habe ich einen Hunger!“
    Der Doc lachte, Stühle scharrten und Mike nahm den Kaffee von der Platte und trug ihn hinüber. Als er das Mädchen so vergnügt da sitzen sah, glaubte er zu träumen. Sein Herr war wirklich ein Genie! Man mußte ihn einfach bewundern.
    Er stellte den Kaffee auf den Tisch und zwinkerte Linda zu. „Na, gefroren, Linda?“
    Das Mädchen blickte hoch, sah ihn schweigend an. Dann sagte sie mit kühler, harter Stimme: „Ich heiße Marga, mein Junge. Und nun gießen Sie mir bitte eine Tasse Kaffee ein.“
    Und Mike tat, wie sie ihm befohlen hatte.

    Ich schrecke durch ein Geräusch an der Tür in die Höhe. Von draußen fällt helles Licht ins Zimmer, was bedeutet, das ich wenigstens sechs oder sieben Stunden geschlafen habe. Draußen wird ein Schlüssel ins Schloß gesteckt, herumgedreht, und noch bevor ich aus dem Bett bin, öffnet sich die Tür und eine Frau blickt mich verwundert an.
    „Nanu, Entschuldigung.“ Sie schaute erst mich, dann den Schlüssel in ihrer Hand an. „Der Portier sagte, Zimmer sechzehn wäre frei. Na, dem werde ich was erzählen!“
    Sie ist im Begriff wieder zu gehen, als ich sie anrufe:
    „Einen Augenblick, bitte. Sie sind richtig. Zimmer sechzehn ist tatsächlich frei, Madam.“
    „Aber …“ Mit meiner Antwort weiß sie anscheinend nichts anzufangen. Rasch stehe ich auf, ziehe sie ins Zimmer herein und schließe die Tür.
    „Ich bin heimlich hergekommen“, sagte ich zerknirscht. „Er weiß nichts von mir. Ich war furchtbar müde, hatte kein Geld und mußte mich einfach irgendwo ausruhen.“
    Sie stellt den Koffer auf den Boden und mustert mich lange Zeit, ohne ein Wort zu sagen, dann fragt sie: „Und wie sind Sie hier hereingekommen?“
    Natürlich. Diese Frage mußte ja kommen.
    „Mit einem Dietrich“, lüge ich. „Bitte, entschuldigen Sie. Ich werde sofort gehen.“
    „Und wenn Sie jemand sieht?“
    Ich zucke mit den Schultern, versuche Mitleid bei ihr zu erregen, indem ich sage: „Polizei …“
    „Hm, meinetwegen können Sie bis zum Abend bleiben“, sagt sie nachdenklich. „Ich bin eben erst aus Liverpool gekommen und habe noch eine Menge Besorgungen zu machen. Ich hoffe, das ich den Koffer hierlassen kann, ohne das nachher die Hälfte fehlt.“
    „Danke“, erwidere ich hastig. „Sie brauchen keine Angst zu haben, ich bin kein Dieb.“
    Ich gehe zum Fenster, öffne es. Die Luft ist kalt und neblig, aber sie tut mir gut, erfrischt. Ich pumpe mir die Lungen voll, spüre, wie die Frau neben mich tritt und zur Straße hinab sieht.
    „Wie heißen Sie?“ fragt sie weich. „Jo.“
    Ein Lächeln überfliegt ihr Gesicht. „Nur Jo?“
    „Jo Harper“, lüge ich. „Sie kommen aus Liverpool?“ frage ich dann.
    „Mmh.“
    „Ich bin dort geboren.“ Auf eine Lüge mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht mehr an. „London gefällt mir aber besser, obwohl ich hier auf den Hund gekommen bin. Ich hatte ein Geschäft in Liverpool. Herrenbekleidung. Ein großer, gutgehender Laden mit neunzehn Angestellten. Dann starb meine Frau und …“
    Wir sehen uns an. Sie hat ein schönes, feingeschnittenes Gesicht und große, fragende Augen unter langen Wimpern. Ihre Lippen zittern ein wenig, als ich sage: „Sie sind sehr schön.“
    Sie senkt den Blick. „Sie laufen ja in schrecklichen Klamotten rum, Jo. Warum lassen Sie sich so gehen? Glauben Sie, daß das Leben nicht mehr weitergeht?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wann starb denn Ihre Frau?“
    „Vor neun Monaten“, lüge ich, aber es klingt ehrlicher, als alles andere, was ich bisher gesagt habe. Der Duft ihres Haars steigt mir in die Nase, und wieder begegnen sich unsere Blicke.
    „Glauben Sie nicht, daß das Leben trotzdem weitergeht, Jo?“
    Ich hole tief Luft.
    „Doch“, sage ich dann leise. „Jetzt glaube ich es wieder.“

    Sie ist nicht mehr in die Stadt gegangen. Wir liegen still nebeneinander, während die Nacht sich erneut über die Stadt senkt. Die rote Leuchtschrift des Hotels wirft eigenartige, verzerrte Schattenmuster an die Decke. Ich fühle mich zum ersten mal seit vielen Stunden wohl. Wie schön wäre es doch, irgendwo weit fort mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Aber da gibt es den Doc, und der würde mich immer finden, solange er lebt. Er würde mich aufstöbern, ich fühle es genau. „ Jo?“
    „Ja, mein Liebes?“    
    „Woran denkst du gerade?“
    „An uns. Es wäre schön, wenn wir

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