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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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„Komm her!“
    Seine Stimme hallte von den hohen, kahlen Wänden wider. Hinter den Gittern der einzelnen Nischen wurde es augenblicklich lebendig. Doch heute ging er nicht an ihnen vorbei, um seine Freunde zu begrüßen. Die Zeit war knapp.
    Die lippenlose Alte kam um eine Biegung geschlurft, fletschte die gelben Zähne zu einem unterwürfigen Lächeln. „Marga“, sagte er, „ich muß mit dir reden.“
    „Ja, Herr.“
    Sie kauerte sich vor ihm hin, blickte zu ihm auf, und wieder durchströmte ihn dieses herrliche Gefühl, mächtiger als Gott zu sein. Er, der Erschaffer seiner Wesen! Einmal würden sie die Welt beherrschen. Und er. Doc Lundi. der kleine Mann mit dem Klumpfuß, würde ihr König sein.
    „Steh auf!“ befahl er.
    Die Alte stemmte sich mühsam in die Höhe.
    „Marga“, seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. „Du weißt, daß ich dich immer noch liebe. Nichts hat sich geändert seit damals, als du mich verlacht und verspottet hast. Du warst einmal eine schöne Frau, bevor ich dein Gehirn in den Kopf einer Toten operierte, die schon einen Monat unter der Erde lag. Jetzt bist du ein häßlicher Krüppel, weiter nichts. Aber du hast lange genug gelitten. Ich werde dir wieder einen schönen Körper geben, damit du wie früher mein Auge erfreuen kannst. Aber du wirst weiterhin meine Dienerin bleiben, Marga. Hast du verstanden?“
    Er strich ihr über das verfilzte Haar und versuchte den Geruch zu ignorieren, den sie ausströmte. „Ich werde dich töten müssen“, sprach er leise weiter. „Eine Operation wäre zu langwierig. Aber du brauchst dich nicht vor dem Tod zu fürchten. Dein Geist lebt weiter, wenn ich es will. Und ihn werde ich in den Körper einer schönen Frau bannen. Dort wird er weiterleben. Ich werde den lebenden Geist dieser Frau willenlos machen, dann kannst du ihren Körper beherrschen, Marga. Möchtest du das?“
    Die knochige, halb zerfressene Hand umklammerte dankbar die seine. „Ja, Herr!“ flüsterte seine einstige Geliebte. „Ja, das möchte ich beherrschen …“
    Er sah sie lange an. dann drehte er sich brüsk um und ging wieder auf den Lift zu.
    „Gut, wenn es soweit ist, werde ich dich rufen.“

    Linda Mertens arbeitete bis drei in der kleinen Bar. Eine halbe Stunde brauchte sie für die Abrechnung, und gegen vier traf sie meistens zu Hause ein. Um zwanzig nach drei war sie heute fertig. Sie schaute in den großen Spiegel hinter der Theke und fand, das sie müde und abgespannt aussah. Ein blasses Mädchengesicht blickte ihr aus dem Spiegel entgegen. Ein hübsches Gesicht zwar, aber man sah ihm die harte Arbeit an. Jedenfalls kam ihr das so vor.
    Rasch kämmte sie ihr seidiges, schwarzes Haar, dann zog sie sich ein Pelzmützchen über, schlüpfte in den Mantel und kam hinter der Theke hervor. Ihr Chef, Donald Greek, nickte ihr zu. „Du bist müde, Linda, nicht wahr? Es war auch ein anstrengender Tag heute. Schade, daß du so kaputt bist. Kannst du dich an den dünnen Kerl erinnern, der als letzter gegangen ist?“
    Natürlich konnte sie das. Er war ja erst nach drei gekommen, hatte ihr zwei Gläser Sekt spendiert und mit dem Chef geflüstert. Jetzt wußte sie freilich, was die beiden zu tuscheln hatten. Sie schüttelte den Kopf, lächelte schwach.
    „Nein, Don. Ich bin wirklich hundemüde heute.“
    „Er hat ja nicht für sich selbst, sondern für seinen Chef gefragt. Sagte, er wäre der Fahrer eines Grafen. Und hundert fünfzig Pfund wollte er zahlen. Ich habe gesagt, daß ich dich frage. Er wartet im Wagen.“
    „Kannst du mich hinten raus lassen? Sage ihm, er soll morgen wiederkommen. Ich kann kaum noch auf den Beinen stehen.“
    Daß sie zuweilen mit besonderen Gästen schlief, wußte nur Donald Greek, der ihr diese Rendezvous immer vermittelte. Sie wußte nicht, was er dafür bekam, aber umsonst tat er nie etwas. Für sie mußte auch eine Menge herausspringen.
    „Dann mach was aus mit dem Mann“, sagte er jetzt. „Er hat mir schon fünfzig gegeben, nur damit ich mir dir rede. Du kannst jetzt nicht einfach verschwinden.“
    Das hatte er sich ja schön ausgedacht. Aber er war ein netter Bursche, einen besseren Chef als Don würde sie nie wieder in London finden. Sie hatte ihm eine Menge zu verdanken, und er verlangte nie etwas. Er bat sie, und wenn sie ablehnte, akzeptierte er das.
    „Gut“, sagte sie. „Ich werde mit ihm reden.“ Sie nickte Don zu, dann verschwand sie nach draußen.
    Der Wagen stand direkt vor der Eingangstür der Bar. Die Scheibe

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