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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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kommen lassen. Jetzt, da ich frei bin, bin ich zu einer Gefahr für ihn geworden. Zu vieles ist schon passiert, die Leute werden nachdenken, wenn ich ihnen meine Geschichte erzähle. Er muß mich einfach holen kommen.
    Plötzlich lächle ich bei dem Gedanken, wie man morgen staunen wird, wenn man merkt, daß hier in der Waffenkammer des Yards einiges fehlt. Kein Kratzer am Türschloß, keine sonstigen Spuren. Sie hätte schon eine Menge Vorteile, diese Fähigkeit, sich irgendwohin wünschen zu können.
    Aber es gibt den Doc und darum hat sie keine Vorteile.
    Ich lösche das Licht, hänge mir die MP über die Schultern, stopfe die Patronenpäckchen in meine Jackentaschen. Noch einmal denke ich darüber nach, ob ich auch nichts vergessen habe. Nein, hier nicht. Essen brauche ich für mehrere Tage, ein paar Getränke, Decken für die Nächte und vernünftige Klamotten, die nicht nach Blut und Moder riechen. Aber diese Besorgungen zu machen ist kein Problem in der Nacht. London gehört mir. Mir und dem Doc.

    Sie hatten eine Karte auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Der Doc stand darüber gebeugt da und tippte auf eine Stelle, die als grüne Fläche mit kleinen Kreuzen eingezeichnet war.
    „Meinen Sie, das er …?“ Mike Holbers blickte den kleinen Mann überrascht an. „Aber was will er da?“
    Der Doc hatte seit zwei Nächten kein Auge mehr zugetan. Jetzt lächelte er müde, und bei diesem Lächeln sah man ihm die Strapazen der letzten Tage und Nächte noch mehr an.
    „Weiß der Teufel, warum er jetzt auf dem Zentral-Friedhof haust. Ich nehme an, das er sich dort sicher vor uns fühlt. Er hat sich als Unterschlupf eine Familiengruft ausgesucht, die man durch eine kleine Tür betritt. Sie hat nur ein Fenster, und das befindet sich neben der Tür. Von keiner anderen Seite kann man sich ihm nähern. Und er hat einen guten Überblick über das ganze Friedhofsgelände.“
    Holbers kratzte sich am Hinterkopf. Dann murmelte er: „Nachts muß man doch an ihn ran kommen. Hinter Grabhügeln und Steinen kann man sich bestimmt ungesehen nähern.“
    „Wahrscheinlich. Und wenn wir vor der Eisentür stehen?“
    „Alles wäre ein Kinderspiel, wenn ich mich, wie er, irgendwohin wünschen könnte, Herr. Warum geht das nicht bei mir?“
    „Ich frage mich viel eher, wieso es bei ihm geht. Er muß einen sehr starken Willen haben.“ Der Doc seufzte leise. „Jedenfalls kann ich diese Fähigkeit nicht jemandem einimpfen wie ein Serum.“
    Es wurde für eine Weile still, nur das Ticken der Wanduhr war zu hören, wie das ruhige Klopfen eines Menschenherzens. Doc Lundi griff, sich in das dünne Haar und schüttelte verzweifelt den Kopf. „das Marga auch so ein Pech haben mußte! Warum hat dieses verdammte Weibsbild auch nicht getan, was ich ihr befahl!“
    „Sie wollte ihn umbringen, weil er ihr schon einmal entkommen ist.“
    „Nein, ihr Blutdurst hat alles zerstört. Dieses Verlangen hat sich bei ihr in den letzten Jahren gesteigert. Ich dachte, in einem neuen Körper wäre das anders. Aber die Lust nach Blut ist geblieben.“
    „Sie hätten eben keinen Menschen aus ihr machen sollen“, sagte Mike Holbers grinsend. „Menschen sind verletzlich. Auch wenn ein fremder Geist in ihnen wohnt.“
    „Ich werde einen Weg finden!“ murmelte der Doc dumpf. „Und ich will Morgan lebend haben! Er soll leiden für seinen Ungehorsam. Tausend Qualen soll er erdulden.“
    „Ja, Herr“, flüsterte Holbers glücklich. „Und – ich darf Ihnen dabei helfen.“
     

Holbers schluckte, als sich die Lifttür öffnete, und ihnen der scheußliche Modergestank entgegenschlug. Er mochte diese Schreckensgruft nicht, und immer wenn er hier unten stand, beschlich ihn das Grauen. Es kroch ihm den Rücken herauf, legte sich auf seine Brust, engte sein Herz ein.
    Er schämte sich seiner Gefühle ein wenig. Aber schließlich war er ja ein Mensch und nichts weiter. Er war Mike Holbers, auch wenn er den Körper einer dürren Vogelscheuche mit sich herumschleppen mußte. Aber da er ein folgsamer Diener seines Herrn war, folgte er ihm in das unheimliche Gewölbe. In der Gegenwart des Doc hatte er nichts zu befürchten. Aber wenn man ihn hier mutterseelenallein einsperrte? Nein, mit Morgan wollte er nicht tauschen. Einen Mann wie Doc Lundi sollte man sich nicht zum Feind machen.
    „Mike“, sagte der Doc, als sie vor dem großen Felsblock stehen geblieben waren, der sich fast genau in der Mitte des Gewölbes befand, „du wirst mir Morgan holen. Und dabei

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