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033 - Der Frosch mit der Maske

033 - Der Frosch mit der Maske

Titel: 033 - Der Frosch mit der Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Advokaten in Winchester, nahm den zweiten Koffer mit mir, kaufte in Winchester einen neuen Anzug und verbrachte dort einen angenehmen Tag, nachdem ich mit dem Advokaten eine Unterredung gehabt hatte. Ich hatte etwas englisches Geld bei mir, und der Kauf wurde perfekt. Ich gab genaue Weisungen, daß man das Haus auf keinen Fall vermieten dürfe und daß alles in dem Zustand verbleiben solle, in dem es sich befand, bis ich, on meiner Australien-Reise zurückgekehrt sein würde. Denn ich spielte einen Australier, der sein Geburtshaus wieder kaufen wollte.
    Von Winchester aus fuhr ich nach London, ohne Ahnung, in welcher Gefahr ich mich befand. Mein verlassener Freund hatte mir nämlich den Namen eines seiner Bekannten angegeben, eines gewissen Harry Lyme, der, wie er sagte, der beste Safeeinbrecher in Europa war. Er hatte behauptet, daß Lyme mir in jeder Notlage würde helfen können.
    Und eine solche ereignete sich bald. Der erste Mensch, den ich sah, als ich meinen Fuß auf den Bahnsteig von Waterloo setzte, war der Säckelmeister der Mantania, und der Detektiv des Schiffes war in seiner Gesellschaft. Glücklicherweise gab es einen Vorortzug, der auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig abfuhr, und ich reiste nach Surbiton und kehrte auf einer anderen Strecke nach London zurück. Später erfuhr ich, daß mein Gefährte arretiert worden war und in seinem halbbetrunkenen Zustand alles gestanden hatte, was man nur wollte. Mir blieb nun nichts übrig, als den Rest des Geldes, fünfunddreißig Millionen Francs, zu verstecken. Und da dachte ich an Harry Lyme.
    Ich las in den Zeitungen, daß eine besondere Polizeimacht aufgebracht worden war, um die Häuser der bekannten Verbrecher zu beobachten, an die ich mich vermutlich wenden würde. Aber ich gedachte, trotzdem sein Haus zu erreichen.
    Es lag in einer verdächtigen Straße in Camden Town. Der Nebel war dick und gelb, und ich fand mich nur mit Schwierigkeit in der elenden, schmutzigen Straße zurecht. Ein Mann öffnete mir erst nach langem und vorsichtigem Zögern und führte mich in ein kleines Zimmer, das von einer einzigen, kleinen Laterne, die auf dem Tisch stand, erhellt wurde. Auch das Zimmer war von dem dichten Nebel erfüllt; denn das Fenster stand offen, um Lyme Gelegenheit zur Flucht zu geben.
    ›Sie sind der Amerikaner?‹ fragte er. ›Sie sind ja wahnsinnig, daß Sie hierherkommen! Die Polizei beobachtet das Haus seit heute nachmittag.‹
    Ich sagte ihm kurz, in welcher Schwierigkeit ich mich befände. ›Ich habe hier fünfunddreißig Millionen Francs, das ist eine Million dreihunderttausend Pfund Sterlings‹ sagte ich ihm. ›Das reicht für uns beide. Können Sie das irgendwo verstecken, während ich zu fliehen versuche?‹
    ›Ja‹, sagte er sofort. ›Was bekomme ich dafür?‹ ›Die Hälfte!‹ versprach ich. Er schien zufrieden. Ich war überrascht, ihn mit der Stimme und dem Ton eines gebildeten Mannes reden zu hören. Später erfuhr ich, daß er ein Gestrandeter war, der sich zuerst für einen anderen Beruf vorbereitet und, wie ich, den leichteren Weg gewählt hatte.
    Es wird Ihnen kaum glaublich scheinen, wenn ich Ihnen sage, daß ich kein sehr deutliches Bild von seinen Gesichtszügen mitnahm.
    Daran ist die Tatsache schuld, daß ich meine Aufmerksamkeit einzig auf den Frosch konzentriert hatte, der auf sein Handgelenk tätowiert war. Ja, er hat ihn später durch die mit großen Kosten vorgenommene Operation eines spanischen Arztes in Valladolid entfernen lassen.
    Dieser Frosch war ein wenig schief tätowiert, und Lyme wußte, so gut wie ich, daß er ein Zeichen trug, das mich sicher zu ihm zurückführen würde, wo immer er auch wäre.
    Unser Übereinkommen lautete dahin, daß ich ihm meine erfolgte Ankunft nach Amerika an eine vereinbarte Adresse telegraphieren würde und daß er mir sodann mittels Einschreibebriefe an das Grand Hotel in Montreal die Hälfte des Geldes zu schicken hätte.
    Um es kurz zu sagen, meine Flucht gelang. Zur angegebenen Zeit war ich in den Vereinigten Staaten und schickte sofort nach meiner Ankunft das Telegramm an Lyme ab.
    Das Geld kam nicht.
    Ich kabelte wieder, diesmal von Montreal, wo ich es erwartete; es kam noch immer nicht. Viele Monate später erst entnahm ich einer Zeitung, daß Lyme auf dem Wege nach Guernsey ertrunken war.
    In Wirklichkeit war er höchst lebendig. Er übersiedelte in eine Stadt in Mittelengland, wo er sechs Monate als bescheidener Geschäftsmann lebte. In dieser Zeit veränderte er langsam

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